ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 326 - 27.11.1998

Wolfgang Rauh, Karl Regner, Peter Zellmann: Freizeitmobilität - Umweltverträgliche Angebote und Initiativen

Wie und warum man Autonutzung in der Freizeit überflüssig oder unattraktiv machen kann

Wichtigstes Ergebnis

Es werden zahlreiche Maßnahmen in Gebieten unterschiedlicher Größe vorgestellt, die das Ziel haben, Mobilitätswünsche mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt mit dem Pkw zu erfüllen. Auch Maßnahmen, die den Autoverkehr vor allem in touristischen Gebieten einschränken, werden beschrieben.

Zum Inhalt

Zum Freizeitverkehr zählen Wege, die weder zur Arbeit noch zur Ausbildung führen, also z. B. zum Einkauf, in den Urlaub oder um ein Kind irgendwohin zu begleiten. Diese Wege machen bereits mehr als 50% der zurückgelegten Kilometer aus und herrschen auch im Alltag vor. Autoverkehr in der Freizeit verbraucht Energie, belastet die Luft und macht Lärm, der gerade nachts besonders stört; Verkehrsunfälle sind nachts wahrscheinlicher als tagsüber.

Wer entweder auf dem Weg zur Arbeit oder in der Freizeit ein Auto braucht, nutzt es sehr wahrscheinlich auch sonst. Deshalb ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, die den Besitz eines eigenen Autos überflüssig machen, wozu einerseits die Nutzung nicht-eigener Autos gehört: Taxi, Mietwagen und Car-Sharing, andererseits attraktive Angebote von Öffentlichen Verkehrsmitteln.

Es werden verschiedene Initiativen für unterschiedliche Zielgruppen vorgestellt, die das Autofahren unnötig oder unattraktiv machen. Nachtbuslinien und Sammeltaxis ermöglichen eine späte Heimfahrt. Eintrittskarten gelten gleichzeitig als Fahrschein, Besucher, die mit Öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, bekommen Ermäßigungen. Erlebniszüge machen die Anreise interessanter, Sonderzüge und -haltestellen bringen Besucher schnell ans Ziel. Autofreie Erlebnistage und die Möglichkeit, Räder mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren, können Einstieg in autofreie Freizeitmobilität sein.

Zwischen 19 Uhr und Mitternacht verfünffacht sich das Unfallrisiko pro Weg u nd erreicht nach Mitternacht das Zehnfache. Das Risiko tödlicher Unfälle verdreißigfacht sich in diesem Zeitraum. Der Zeitverlauf bei Alkoholunfällen ist noch krasser. Da sowohl Verursacher als auch Betroffene der Unfälle fast ausschließlich zum nächtlichen Freizeitverkehr gehören, gibt es nicht nur ökologische Gründe, den Freizeitverkehr vom Pkw auf Linien- und flexiblen öffentlichen Verkehr umzulenken.

Mitternachtszüge und Nachttaxi-Züge entstanden meist durch Fahrgast-Initiativen und sind attraktive Verbindungen von Städten in die Region. Viele Angebote in den Urlaubsgebieten sind auf die Hochsaison beschränkt und fahren meist in den Nächten vor Samstag, Sonntag und Feiertagen. Von Wien aus verkehren in jeder Nacht 22 Nachtbuslinien im 30-Minuten-Takt und werden pro Nacht von ca. 2000 bis 6000 Fahrgästen genutzt. Für Zeitkartenbesitzer ermäßigt sich der Fahrpreis von 25 auf 10 Schilling. Die Nachtbusse sind seit 1995 im Betrieb und werden von der Stadt Wien mit jährlich über 100 Millionen Schilling bezuschußt, ca. 60 Schilling pro Einwohner.

Wenn sich Angebote des Linienverkehr nicht rechnen, können unter anderem flexible Angebote des öffentlichen Verkehrs die Angebotslücke schließen. Seit der Senkung des Alkohollimits auf 0,5 Promille gibt es in Österreich zahlreiche Initiativen für Heimbringdienste. Diskobusse werden in der Regel von Nachtlokalen und Gebietskörperschaften organisiert und finanziell unterstützt. Auch wer relativ oft auf solche flexiblen Angebote zurückgreift, ist immer noch preisgünstiger unterwegs als Personen mit eigenem Pkw.

Gerade in Tourismusgebieten ist der Autoverkehr ein Problem: Touristen erwarten Erholung und Ruhe, was eine Unmöglichkeit ist, wenn Autos dominieren. Parkplätze und Straßen sind ein erheblicher Kostenfaktor für die Gemeinden, und oft setzt der Flächenbedarf den Touristenzahlen eine Grenze, etwa in Skigebieten. Auch hier helfen Angebote Öffentlicher Verkehrsmittel.

Zahlreiche Literaturangaben ermöglichen denen, welche die guten Beispiele nachahmen wollen, eine weitergehende Information.

Broschüre

Wolfgang Rauh, Karl Regner, Peter Zellmann: Freizeitmobilität - Umweltverträgliche Angebote und Initiativen, Wien 1998, 64 Seiten.

Bezugsquelle

VCÖ Verkehrsclub Österreich, Dingelstedtgasse 15, A-1150 Wien. Preis: öS 240,-. (ab 2 Exemplaren oder VCÖ-Mitglieder 180,-).


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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