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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 322 - 2.10.1998

US Department of Transportation: Nationale Untersuchung zum Radfahrer- und Fußgängerverkehr - Wahlmöglichkeiten im Verkehr für ein sich änderndes Amerika

US-Verkehrsministerium möchte Fuß- und Radverkehrsanteil verdoppeln. 24 Fußgänger- und Radverkehrsstudien durchgeführt

Wichtigstes Ergebnis

Damit das Fahrrad und die eigenen Füße in den USA auch als Verkehrsmittel wieder häufiger benutzt werden, wurden für die Bundesebene sowie für die Stadt- und Gemeindeebene umfassende Maßnahmenprogramme zur Förderung des Fußverkehrs und der Fahrradnutzung entwickelt.

Zum Inhalt

Das amerikanische Verkehrsministerium wurde 1991 vom Kongreß beauftragt, zu untersuchen, in welchem Umfang bisher in den USA zu Fuß gegangen und radgefahren wird, und warum dies nicht häufiger geschieht. Außerdem war zu erforschen, wie die Verkehrssicherheit dieser beiden Verkehrsträger verbessert werden kann, wie hoch die mit einer Förderung des Radfahrens und des Zufußgehens verbundenen Kosten und Nutzen sind und welche in anderen Ländern erfolgreichen Förderprogramme es gibt. Aus diesen Erkenntnissen sollte ein Aktionsplan für die US-Bundesebene entwickelt werden.

Mit der daraufhin durchgeführten National Bicycling and Walking Study wurde das Ziel verbunden, den Fuß- und Radverkehrsanteil zu verdoppeln und die Zahl der schwerverletzten und getöteten Fußgänger und Radfahrer um 10 % zu verringern. Insgesamt wurden 24 Einzeluntersuchungen durchgeführt (siehe Appendix A). Als Sport, zur Erholung, zur Entspannung oder aus Freude, draußen zu sein, sind in den USA rund 131 Millionen Menschen als Radfahrer oder Fußgänger unterwegs. Als Verkehrsmittel dagegen sind das Fahrrad (0,7 % aller Wege) und das Zufußgehen (7,2 %) - so die Personenverkehrserhebung 1990 - kaum noch gebräuchlich (vgl. Figure 2). Jeder Amerikaner unternimmt nach den vorliegenden Statistiken gegenwärtig nur rund dreimal wöchentlich einen Fußweg oder eine Radfahrt.

Wenn mehr mit dem Fahrrad gefahren oder zu Fuß gegangen würde, ergäbe dies deutliche Verbesserungen bei Gesundheit und Fitness, denn die positiven Effekte werden weitaus höher eingeschätzt als die erwarteten Unfallfolgen. Außerdem würde die Umwelt entlastet und das Verkehrssystem verbessert, z.B. durch weniger Staus und zusätzliche Mobilität von Menschen ohne Auto. Damit zu Fuß gegangen oder Rad gefahren wird, müssen Ausgangs- und Zielorte in vernünftig kurzen Entfernungen liegen, sichere Routen vorhanden sein und am Zielort ein geeigneter Abstellplatz und vielleicht Dusch- und Umkleidemöglichkeiten.

In den USA besteht ein erhebliches Potential für die Verlagerung von Kurzfahrten und für Fahrten, bei denen das Fahrrad bzw. die eigenen Füße für den Weg zum öffentlichen Verkehrsmittel genutzt werden, denn fast die Hälfte aller Wege ist kürzer als 3 Meilen (5 km), und 53% der Einwohner wohnen näher als 2 Meilen zum nächsten öffentlichen Verkehrsmittel (vgl. Figure 4).

Um dieses Potential auszuschöpfen, werden die vier "E"-Maßnahmen empfohlen: engineering (Baumaßnahmen, Infrastruktur), education (Bildung, Erziehung), enforcement (Durchsetzung) und encouragement (Ermutigung). Für die amerikanische Bundesebene wurde ein Maßnahmenplan mit neun Handlungsfeldern entwickelt. Dazu gehört die Herausgabe einer eigenen technischen Richtlinie für die Verkehrsplanung des Rad- und Fußverkehrs, die volle Integration der Bedürfnisse von Radfahrern und Fußgängern in Planung, Entwurf, Betrieb und Bewertungsverfahren der Verkehrsplanung, sowie die Finanzierung einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Infrastruktur. Zur Realisierung können Mittel aus acht Finanzierungsprogrammen genutzt werden (s. Tabelle).

Den Bundesstaaten und den örtlichen Ebenen werden fünf Handlungsfelder empfohlen: die volle institutionelle Einbindung des Fuß- und Radverkehrs, beispielsweise durch Aufstellung eines Radverkehrs- und Fußverkehrs-Programms, Planung und Bau der benötigten Anlagen, Werbung für das Radfahren und Zufußgehen, Unterrichtung und Fortbildung von Fußgängern, Radfahrern und der Öffentlichkeit sowie Durchsetzung von Gesetzen und Vorschriften (siehe Tabelle).

Die Vision dieser Maßnahmen ist ein Verkehrssystem, das zu moderaten Kosten neue Ebenen der persönlichen Mobilität ermöglicht und dabei gleichzeitig für sauberere Luft und eine gesündere Bevölkerung sorgt. Die Menschen sollen als Teil ihres Alltagslebens die Möglichkeit haben, zu Fuß zu gehen oder Rad zu fahren. Viele werden dann entdecken, daß sie beispielsweise für Fahrten zur Kirche, zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen kein Motorfahrzeug benötigen, und sie werden das veränderte Verkehrssystem mögen, denn die zusätzlichen Wahlmöglichkeiten entsprechen den Bedürfnissen von Individuen und Gesellschaft.

Bericht

"The National Bicycling and Walking Study. Final report. Transportation Choices for a Changing America.", Hg. US Department of Transportation, Federal Highway Administration, Washinton DC (o.J., 1987). ISBN 0-16-043143-3. Bearbeiter: Charlie Zeeger, Jane Stutts, Bill Hunter and Wayne Pein of the Highway Research Center and C. David Feske, David Cheeney, Pamela McCarville and Christian Geiger of HDR Engineering. Inc.

Bezugsquelle

U.S. Government Printing Offices, Superintendent of Documents, Mail Stop: SSOP, Washington, DC 20402-9328.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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