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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 320 - 4.9.1998

Peter Steen / Jonas Åckerman et al.: Ein nachhaltiges Verkehrssystem für Schweden in 2040

Energieverbrauch im Verkehr kann bis 2040 um zwei Drittel gesenkt werden

Wichtigstes Ergebnis

In Schweden kann bis zum Jahr 2040 ein nachhaltiges Verkehrssystem realisiert werden. Da der Trend zu immer mehr Fernfahrten im Freizeitverkehr anhalten wird, müssen dazu alle fahrzeugtechnologischen Verbesserungsmöglichkeiten ausgeschöpft und das Wachstum im Güterverkehr und bei den Fahrten zur Arbeit gebrochen werden. Dies soll durch Informationstechnologien, Anreize zum Wohnen in verdichteten Siedlungsgebieten und Strukturveränderungen im Güterverkehr erreicht werden.

Zum Inhalt

Wie soll ein künftiges schwedisches Verkehrssystem aussehen, das die Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllt, das nur noch so viel Ressourcen verbraucht, wie die Natur langfristig tragen kann, für künftige Generationen ausreichend Ressourcen übrig läßt, und die Menschen in allen Ländern gleich behandelt? Wegen der globalen Wirkung des Klimaeffekts muß vor allem der CO2-Ausstoß aus fossilen Energien gesenkt werden. Für den Verkehr bedeutet dies, daß der Energieverbrauch pro Kopf in Schweden bis zum Jahr 2040 von derzeit 105 kWh/Jahr und Einwohner auf ein Drittel (35 kWh) sinken muß.

Die bis zum Jahr 2040 erwarteten Verbesserungen der Fahrzeugtechnologie dürften nach einer von vier schwedischen Instituten erarbeiteten Untersuchung den spezifischen Energieverbrauch im Personenverkehr um bis zu 75 % reduzieren (Tabelle 1), und im Güterverkehr um bis zu 50 %.

Erwartet wird, daß die Mobilitätsbedürfnisse steigen werden und der Freizeit- und Fernverkehr deshalb weiter wächst. Weil aber auch immer mehr unfreiwillige Fahrten und steigende Distanzen im Berufsverkehr erwartet werden, und weil die Verkehrsleistungen beim Gütertransport und zur Versorgung steigen werden, reicht eine verbesserte Fahrzeugtechnik alleine nicht aus.

Wenn die Zunahme des Freizeitverkehrs nicht unterbunden werden soll, kann das Ziel der Nachhaltigkeit nur erreicht werden, wenn Güterverkehr und der unnötige, erzwungene Personenverkehr deutlich reduziert werden. Das dazu erarbeitete Szenario sieht vor, Arbeit, Einkauf und Versorgung wieder stärker an den Wohnort zu verlagern, und dazu beispielsweise Telebüros mit moderner Kommunikationstechnik einzurichten, die künftige Wege in weiter entfernte Büros und zu Läden überflüssig machen. Damit könnte die Alltagsmobilität in bebauten Gebieten in Schweden 2040 hauptsächlich auf kurzen Distanzen stattfinden und zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dicht frequentierten Bahn- und Busdiensten realisiert werden, und auch mit Fahrrädern mit Elektromotor (Abb. 2).

Während die derzeitige Entwicklung auch auf kürzeren und mittleren Distanzen zu einer Verdrängung der übrigen Verkehrsträger durch das Auto führt, darf das Auto in einem nachhaltigen Verkehrssystem nur noch in den Nischen benutzt werden, wo dies besonders erforderlich erscheint oder sinnvoll ist: z.B. zum Transport, in dünn besiedelten Gegenden oder für den Familienurlaub. Die verbleibenden Autos müßten mit Elektro- oder Hybridantrieb ausgestattet werden.

Damit dies möglich wird, müssen die Hemmnisse wichtiger Beteiligter dieses Systems überwunden werden: Beispielsweise darf die Automobilindustrie keine Autos mehr aus Stahl anbieten, die Eisenbahnen müssen flexibler werden und auf Elektrotraktion umstellen, und es muß Regeln und Anreize, aber auch Kontrollen für ein umweltfreundlicheres Verhalten geben.

Beitrag

"A Sustainable Transport System for Sweden in 2040", von Peter Steen et al., Arbeitspapier 651 zur 8. Weltkonferenz zur Verkehrsforschung 8WCTR im Juli 1998 in Antwerpen.

Anschrift

Peter Steen, Jonas Åkerman, Karl-Hendrik Dreborg, Gereger Henriksson, Sven Hunhammar, Mattias Höjer, Johan Rignér, Environmental Strategies Research Group, Stockholm University and FOA, Bos 2142, S-10314 Stockholm, Tel +46-8-4023802; Fax. +46-8-4023801, e-mail: steenp@system.ecology.su.se sowie steen@fms.ecology.su.se


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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