ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 319 - 21.8.1998

Cees D. van Goeverden: Die Auswirkungen eines verbesserten Zugangs zu Öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem Fahrrad

Das Fahrrad beeinflußt als Zubringer die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel der Regional- und Fernverkehr nimmt zu, das Nahverkehrsaufkommen ab

Wichtigstes Ergebnis

Die Förderung des Fahrrads als Zubringerverkehrsmittel zum öffentlichen Verkehr könnte den Autoverkehr in den Niederlanden nach einer an der Universität Delft durchgeführten Untersuchung um 1,2 % reduzieren. Die Zahl der ÖV-Fahrten nimmt in diesem Fall insgesamt um 5 % zu. Dabei ersetzt das Fahrrad zwar Zubringerfahrten im Kurzstreckenverkehr, verstärkt aber die ÖPNV-Nutzung über größere Distanzen.

Zum Inhalt

Bei der Suche nach Möglichkeiten zur Reduzierung der Autobenutzung wurde untersucht, wie es sich auswirken würde, wenn die Möglichkeiten für die Fahrradnutzung beim Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln verbessert werden. Die Hauptprobleme der Fahrradnutzung sind die Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen und Haltestellen und die Verfügbarkeit von Fahrrädern. Vor allem an den wohnungsfernen Enden von Fahrten stehen oft keine Fahrräder zur Verfügung. Die an der TU Delft im Rahmen des niederländischen Fahrradmasterplans (masterplan fiets) durchgeführte Untersuchung umfaßt sowohl die Wirkungen auf die Autobenutzung als auch auf die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel.

Die in den Niederlanden vorhandenen öffentlichen Verkehrsmittel lassen sich in Kategorien einteilen, welche die jeweilige Ebene (level of scale) des öffentlichen Verkehrssystems bezeichnen. Tab. 1 zeigt diese Einteilung; dabei stehen Halteabstand, Zugangsentfernungen und Reiseweiten miteinander in Zusammenhang.

Bei Verkehrsmitteln mit einem Haltestellenabstand von etwa 5 km ist die Zugangsdistanz im allgemeinen rd. 2 km und die Reiseweite insgesamt 10 bis 30 km. Die öffentlichen Verkehrssysteme der Ebenen 2, 3 und 4 der Tabelle 1 haben Zugangsentfernungen im Bereich zwischen 0,5 und 5 km, wo das Fahrrad ein gutes Zugangsverkehrsmittel ist. Weil die Stationen der Weitstreckensysteme 5 und 6 normalerweise im Zentrum großer Städte liegen, dürfte auch ein nennenswerter Teil der Zugangswege dieser Systeme in einer Entfernung von weniger als 5 km um einen Bahnhof liegen; deshalb kann auch das Fahrrad bei diesen Systemen ein mehr oder weniger wichtiges Zugangsverkehrsmittel sein.

Tab. 2 zeigt eine entsprechende Auswertung für die vorhandenen Fahrten zum Bahnhof. Das Fahrrad hat in den Niederlanden im Entfernungsbereich zwischen 1,5 und 5 km hohe Anteile als Zugangsverkehrsmittel zum Zug, wobei der Anteil am wohnungsbezogenen Ende der Reise über 60 % liegt, während der Fahrradanteil im Zielgebiet wesentlich niedriger liegt. Tab. 3 zeigt die entsprechende Verteilung der Zugangsverkehrsmittel zum Bahnhof. Das Fahrrad dominiert zwischen Wohnung und Bahnhof, während zwischen Zielbahnhof und Zielort nur 8 % aller Wege Radfahrten sind.

Auf der Basis von Daten niederländischer Verkehrserhebungen und unter Einsatz eines Verkehrsmittelwahlmodells wurden die Wirkungen von verbesserten Zugangsmöglichkeiten mit dem Fahrrad abgeschätzt. Die erwarteten Effekte sind in Tab. 4 dargestellt. Während die Autonutzung in den Niederlanden dadurch nur um 1,2 % abnehmen würde (dies sind vor allem Fahrten zur Arbeit), würde die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel insgesamt um 7,5 % zunehmen, wobei die Verkehrsmittel im Nahbereich um 5 % abnehmen. Dagegen nimmt die Nutzung derjenigen öffentlichen Verkehrsmittel um 14 % zu, die eine große Distanz zwischen den Haltestellen haben. Die Fahrradnutzung als Zugangsverkehrsmittel nimmt nach diesen Schätzungen um 200 Prozent zu.

Die im Nahbereich verkehrenden öffentlichen Verkehrsmittel stehen also mit dem Fahrrad als Bahnhofszubringer im Wettbewerb, während das Fahrrad dem öffentlichen Verkehr über längere Distanzen insgesamt Fahrgäste zuführen kann. Diese Zuwächse betreffen vor allem Besuche in der Familie oder bei Freunden und Berufs- und Schulfahrten.

Weitere Verkehrsverlagerungen sind absehbar, wenn es gelingt, die öffentlichen Verkehrsmittel zu beschleunigen oder die Autogeschwindigkeiten zu verringern.

Konferenzbeitrag

"The effects of improving the access to public transport by bike" von drs. C. D. van Goeverden, Konferenzbeitrag (paper) zur 8. Weltkonferenz zur Verkehrsforschung 8WCTR in Antwerpen, Juli 1998.

Anschrift

drs. Cees D. van Goeverden, Delft University of Technology, Faculty of Civil Engineerung and Geosciences, Transportation Planning and Traffic Engineering Section, Delft, The Netherlands, E-mail: kees.van.goeverden@ct.tudelft.nl; Tel.: +31.15. 278 70 91; Telefax: +31.15. 278 31 79


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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