ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 315 - 26.6.1998

Thomas Wöhrstein: Mountainbike und Umwelt - Ökologische Auswirkungen und Nutzungskonflikte

Mountainbiker verzichten weitgehend auf einen PKW bei der Anfahrt zur Tour

Wichtigstes Ergebnis

In der Summe seiner auf die Umwelt einwirkenden Faktoren stellt das Mountainbiking eine vergleichsweise umweltfreundliche Freizeitbeschäftigung dar. Das Radfahren an sich ist umweltfreundlich, Mountainbiker verzichten weitgehend auf einen PKW bei der Anfahrt zum Tourenbeginn und verbleiben auf den vorhandenen Wegen der Kulturlandschaft. Ökologische Probleme entstehen daher selten und sie wären überdies vermeidbar, denn sie entstehen durch ein Fehlverhalten eines kleinen Teils der Mountainbiker. Unter den entstandenen Problemen durch Mountainbiking hat der ökologische Konflikt nur eine untergeordnete Bedeutung, entscheidend ist der soziale Konflikt zwischen etablierten und einer jungen Naturnutzergruppe.

Zum Inhalt

Ziel des Forschungsprojektes 'Mountainbiking und Umwelt' am Umweltforschungsinstitut der Universität des Saarlandes war die Erstellung einer Ökobilanz für das Mountainbiking. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand dabei die Freizeitbeschäftigung, ergänzend wurden jedoch auch mehrere Rennsportveranstaltungen auf ihre Umweltverträglichkeit hin untersucht. Wesentliche Grundlage war eine Befragung von rund 3.000 Mountainbikern über eine Fachzeitschrift. Weiterhin wurden 100 Fremdenverkehrsgemeinden in mitteleuropäischen Gebirgs- und Mittelgebirgsräumen zu ihren Erfahrungen nach zehn Jahren intensiven Mountainbikings in ihrer Region befragt. Aus der statistischen Auswertung dieser Befragungen ergaben sich wichtige Ansatzpunkte für die Geländeuntersuchungen. Diese umfaßten insbesondere die Untersuchung zahlreicher bekannter und starkfrequentierter Mountainbike-Regionen in D/CH/A/I auf ökologische Beeinträchtigungen. Mangels entsprechender Befahrungsschäden abseits von Wegen durch die Freizeitbetätigung Mountainbiking in den untersuchten Regionen wurden die durchgeführten Bodenuntersuchungen auf Verdichtungs- und Erosionserscheinungen sowie Regenerationsuntersuchungen an der Pflanzendecke auf den Parcours großer Mountainbike-Wettkampfveranstaltungen sowie auf eigens dafür angelegten Versuchsstrecken durchgeführt.

Die Ökobilanz der Freizeitbetätigung Mountainbiking ist demnach als günstig zu betrachten. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu anderen Natursportarten. Mountainbiking ist ein wegeinfrastrukturbezogener Freizeitsport, der daher weitgehend in der gut erschlossenen Kulturlandschaft ausgeübt wird. Ökologisch sensible Gebiete werden nur äußerst selten aufgesucht, die Wege bei nur 3,5% der Ausfahrten für kurze Strecken verlassen. Mountainbiking geschieht vorwiegend auf Flächen, die durch Land-, Forstwirtschaft und/oder durch anderweitige Freizeitnutzung bereits stark beeinflußt sind. Ernstzunehmende ökologische Schäden wurden in den untersuchten Gebieten nicht beobachtet und auch aus keiner der befragten 100 Gemeinden gemeldet.

Größter Pluspunkt aus ökologischer Sicht und das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal zu anderen Natursportarten ist der weitgehende Verzicht der Mountainbiker auf einen PKW bei der Anfahrt zu ihrer Tour. 94 Prozent der Mountainbiker erreichen den Tourenbeginn auf dem Fahrrad. Der Grund für dieses günstige Ergebnis ist jedoch nicht in einer überdurchschnittlichen Sensibilität der Mountainbiker für die Belange ihrer Umwelt zu suchen, sondern weil sich der meist weniger als fünf Kilometer entfernt gelegene Tourenbeginn schneller, bequemer und weniger umständlich auf dem eigenen Fahrrad erreichen läßt.

Es zeigte sich, daß nicht der ökologische, sondern der soziale Konflikt bei der Begegnung mit anderen Naturnutzern das eigentliche Problem des Mountainbikings darstellt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine Störung, nicht jedoch um eine Gefährdung anderer Naturnutzer. Die sozialen Konflikte beruhen insbesondere auf mangelnde Rücksichtnahme und Intoleranz auf allen Seiten. Insgesamt sind die Konflikte jedoch seltener, als dies bislang angenommen wurde und insgesamt rückläufig. Weiterhin zeigte sich, daß die in Deutschland bis dato durchgeführten Lösungsversuche des Konfliktes durch gesetzliche Regelung unverhältnismäßig, einseitig benachteiligend und überdies wirkungslos waren und daher eher dazu geeignet sind, sowohl den ökologischen, als auch den sozialen Konflikt wieder zu verschärfen.

Der Inhalt des Buches gibt die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes Mountainbiking und Umwelt wieder, das von 1994 bis 1998 am Umweltforschungsinstitut, Fachrichtung Physikalische Geographie der Universität des Saarlandes durchgeführt wurde.

Dissertation: Dissertation am Umweltforschungsinstitut, Abt. Physikalische Geographie, der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Autor: Thomas Wöhrstein

Bezug

  • über den Buchhandel ISBN Nummer 3-930714-36-1
  • über den Pirrot Verlag, Trierer Str. 7, 66125 Saarbrücken-Dudweiler, Tel.: 06897/9753-0, Fax 06897/9753-18
  • direkt vom Autor: Dr. Thomas Wöhrstein, Knoglerstraße 60, 84547 Emmerting

Preis: DM 39,- zzgl. Zusendegebühren


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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