ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 308 - 20.3.98

Karin Evers: Bicycle Parking in the Netherlands

Masterplan Fiets empfiehlt den Kommunen Gutachten zum Fahrradparken

Wichtigstes Ergebnis

Da Fahrradförderung auch von adäquaten und zuverlässigen Park- und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder abhängt, wurde im Rahmen des Masterplan Fiets ein entsprechender Leitfaden für Fahrradparkkonzepte entwickelt. Damit Gemeinden und Beratungsfirmen Erfahrungen und Know-How damit sammeln können, wurden die ersten nach dem Leitfaden erarbeiteten Fahrradparkpläne von der Regierung in Pilotvorhaben in Hengelo, Valkenswaard, Rotterdam und Arnhem gefördert.

Zum Inhalt

Über sieben Jahre hat sich eine Projektgruppe in den Niederlanden im Rahmen des Masterplan Fiets damit befaßt, wie man das Radfahren in den Niederlanden attraktiver und sicherer machen könne. Ein Schwerpunkt der erarbeiteten Ansätze fokussiert auf das geparkte Fahrrad, denn Fahrradförderung hängt nicht nur von einer guten Infrastruktur unterwegs ab, sondern auch von adäquaten und zuverlässigen Parkmöglichkeiten. Fahrraddiebstähle sind 60 - 70 mal häufiger als Fahrradunfälle. 25% der Einwohner Amsterdams besitzen, auch wegen der hohen Diebstahlzahlen kein Fahrrad mehr, und der Gesamtschaden durch Fahrraddiebstahl in den Niederlanden wird auf 350 Mio. Gulden (160 Mio. ECU) geschätzt.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zum Fahrradparken wurden in einer englischsprachigen Broschüre zusammengefaßt. Wenn das Ziel der niederländischen Verkehrspolitik erreicht werden soll, daß Autofahrer aufs Fahrrad oder zu Bike & Ride (Fahrrad und öffentlicher Verkehr) umsteigen sollen, benötigen sie Zuhause, am Ziel, und an den Haltestellen unterwegs geeignete und sichere Abstellanlagen.

Da Radverkehr vor allem örtlicher Verkehr ist, haben in erster Linie die Städte eine steuernde und koordinierende Rolle bei der Entwicklung und Einführung von Fahrradparkplätzen. Radfahrer selbst sind dazu aufgerufen, vor allem gegen Diebstahlschutz genügend Vorsorge zu treffen und ihr Rad an- bzw. einzuschließen, und Polizei und Gerichte sind aufgerufen, sich mit größerem Nachdruck um den Fahrraddiebstahl zu kümmern.

Ein im Rahmen des Masterplan Fiets erarbeiteter Leitfaden gibt Hinweise, nach welchen Grundsätzen ein effektiver Fahrradparkplan aufgestellt werden kann, wo und in welcher Art der Bedarf besteht, wo der genaue Standort von Abstellanlagen liegen muß, und wann welche Fahrradparksysteme zu empfehlen sind.

Daneben muß ein Fahrradparkplan weitere Einflüsse berücksichtigen. Erstens, läßt sich ein entsprechender Plan ohne Unterstützung durch Regierung, Behörden und die Allgemeinheit nicht erfolgreich umsetzen: Da für diese Unterstützung immer wieder geworben werden muß, kann hier ein enthusiastischer Projektmanager dafür sorgen, daß die Fahrradparkpolitik permanente Aufmerksamkeit erhält. Zweitens, müssen die Ziele politisch verankert sein. Die Ziele der Fahrradparkpolitik sollten konkretisiert und beschlossen werden, beispielsweise: "In drei Jahren sollen alle Besucher und Einwohner der Innenstadt gute Fahradabstellmöglichkeiten erhalten. 15% sollen bewacht sein, 25% in geschlossenen Räumen und der Rest soll Anschließmöglichkeiten haben.". Drittens müssen die erforderlichen Daten zu Nachfrage und Angebot erhoben werden, und viertens muß für die zusätzliche Finanzierung gesorgt werden. Dabei kann davon ausgegangen werden, daß Firmen und Einrichtungen "ihre" Anlagen selbst finanzieren.

Da der jeweilige Bedarf an Abstellmöglichkeiten von zahlreichen Faktoren abhängt, wurde eine Übersicht erarbeitet, die die Größenordnung des Bedarfs an Abstellanlagen an den unterschiedlichen Standorten zeigt (Anlage).

Um die Einsatzmöglichkeiten des Leitfadens auf seine Nützlichkeit hin zu testen und um Beratungsfirmen eine Gelegenheit zu bieten, Wissen und Erfahrung in der Erarbeitung von Fahrradparkplänen zu gewinnen, bot die Projektgruppe Masterplan Bicycle den örtlichen Behörden die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Wettbewerbs um ein Gutachten für einen Fahrradparkplan zu bewerben, das auf dem Leitfaden beruhen sollte. Unter 71 Bewerberstädten wurden dazu 1996 vier Pilotprojekte ausgewählt, nämlich in Hengelo, Valkenswaard, Rotterdam und Arnhem.

In den einzelnen Städten wurden in den Gutachten zum Fahrradparken unterschiedliche Ansätze verfolgt. In Hengelo wurde die Zahl der im öffentlichen Raum abgestellten Fahrräder auf allen Innenstadtstraßen in 50-Meter-Abschnitten gezählt, in Valkenswaard sollen am Freizeitzentrum 2000 verbesserte Fahrradabstellanlagen die vorhandenen 1000 Fahrradständer ersetzen, und der am meisten diebstahlgefährdete Platz beim Schwimmbad erhält eine Videoanlage. In Rotterdam wurden Nachbarschaftsworkshops durchgeführt, in denen sich die Behörden, Bevölkerung, die kommunalen Verkehrsbetriebe und der Radfahrerverband auf einen Prioritätenplan einigten. Und der Arnhemer Plan zeigt, wo bewachte und unbewachte Abstellanlagen benötigt werden, und was sie kosten. In Arnheim werden für die richtigen Fahrradparkplätze auch Flächen in der Altstadt benötigt, die aber den Fußgängern vorbehalten sind. Obwohl die Fahrradständer in den engen Straßen der Altstadt dort vor längerer Zeit bereits entfernt wurden, werden dort nach wie vor Fahrräder abgestellt. Der Gutachterplan ist in diesem Punkt also nicht umsetzbar, denn diese Art von Konflikten konnte auch der Leitfaden nicht lösen.

Da es neben flächenhaften Plänen alle Arten von kleineren Projekten geben muß, zeigt das Kapitel "Parken in der Praxis" Beispiele bestehender Nachbarschaftsanlagen und andere gute örtliche Lösungen..

Broschüre

Bicycle Parking in the Netherlands (auf engl.), von Karin Evers, Leiden, Herausgegeben von CROW information and technology centre for transport and infrastructure im Auftrag des Ministeriums für Verkehr, öffentliche Arbeiten und Wasserwirtschaft, Ede 1997. ISBN 90 6628 251 7

Vertrieb

CROW, Postfach 37, NL-6710 BA Ede, Niederlande, Fax. +31 318 621 112, E-mail crow@pi.net


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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