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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 297 - 8.8.97

OECD: PRINZIPIEN EINES NACHHALTIGEN VERKEHRS


OECD-Konferenz fordert umweltverträgliches, sozialverträgliches und ökonomisch bezahlbares Verkehrssystem

Wichtigstes Ergebnis

Die Errungenschaften der individuellen motorisierten Mobilität werden mit beträchtlichen Umweltkosten und mit hohen sozialen und ökonomischen Kosten erkauft. Als Ausweg empfiehlt eine OECD-Konferenz ein umweltverträgliches, sozial verträgliches und ökonomisch tragfähiges Verkehrssystem, das einen angemessenen Zugang (Erreichbarkeit) zu Menschen, Orten und Dienstleistungen sichert.

Zum Inhalt

Weil sich das gegenwärtige Transportsystem nicht dauerhaft tragfähig entwickelt, befaßt sich auch die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit) in Arbeitsgruppensitzungen und Tagungen mit der Suche nach Prinzipen und Strategien für eine nachhaltige Mobilität.

Die OECD geht davon aus, daß die Errungenschaften der individuellen motorisierten Mobilität mit beträchtlichen Umweltkosten verbunden sind und mit hohen sozialen und ökonomischen Kosten erkauft werden. Deshalb müsse die Herausforderung angenommen werden, um sichere Wege zu finden, die gleichzeitig unsere Transportbedürfnisse befriedigen können, und umweltverträglich, sozial verträglich und ökonomisch tragfähig sind. Dabei soll das Verkehrssystem lediglich den Zweck erfüllen, einen angemessenen Zugang zu anderen Menschen, Orten und Dienstleistungen zu sichern.

Auf der von der OECD gemeinsam mit der Kanadischen Regierung im März 1996 in Vancouver veranstalteten Konferenz über nachhaltigen Verkehr ("Towards Sustaninable Transport") wurden diese Überlegungen unter anderem in neun markanten einer nachhaltigen Mobilität verabschiedet ("Sustainable Transportation Principles and Strategic Directions"):

Prinzip Nr.1: Zugang

Jedermann hat ein Anrecht auf einen angemessenen Zugang zu anderen Menschen, Orten, Gütern und Dienstleistungen.

Prinzip Nr. 2: Soziale Gerechtigkeit

Die für den Verkehr Verantwortlichen haben zugleich mit der Befriedigung der essentiellen Mobilitätsbedürfnisse darauf zu achten, daß dabei soziale, überregionale und intergenerative Gerechtigkeit sichergestellt wird. Entwickelte und weniger entwickelte Länder sollen in gemeinsamer Partnerschaft eine nachhaltige Mobilität entwickeln und erproben.

Prinzip Nr. 3: Individuelle und gesellschaftliche Verantwortung

Alle Individuen und gesellschaftlichen Gruppen tragen Verantwortung für die Bewahrung der natürlichen Ressourcen, und sorgen dafür, daß die Mobilitäts- und Konsumentscheidungen nachhaltigen Prinzipien genügen.

Prinzip Nr. 4: Gesundheit und Sicherheit

Verkehrssysteme sollen so gestaltet und betrieben werden, daß die Gesundheit (physisches, geistiges und soziales Wohlbefinden) und die Sicherheit aller gewahrt wird.

Prinzip Nr. 5: Erziehung und Öffentlichkeitsbeteiligung

Die Öffentlichkeit und die gesellschaftlichen Gruppen sollen sich bei den notwendigen Entscheidungen hin zu einer nachhaltigen Mobilität engagieren und daran beteiligt werden.

Prinzip Nr. 6: Integrierte Planung

Verkehrsplaner tragen die Verantwortung, nach integrierten Planungslösungen zu suchen. Sie haben dabei Partner aus allen relevanten Sektoren zu beteiligen, insbesondere aus den Bereichen Umwelt, Energie, Finanzen, Stadtplanung.

Prinzip Nr. 7: Land- und Ressourcennutzung

Verkehrssysteme müssen den Boden und andere natürliche Ressourcen effizient nutzen und dabei Ökosysteme und die Biodiversität schützen.

Prinzip Nr. 8: Emissionsminderung

Mobilitätsbedürfnisse sollen so befriedigt werden, daß die dabei entstehenden Emissionen die Gesundheit der Bevölkerung, das globale Klima, die Artenvielfalt und die Integrität von Ökosystemen nicht gefährden.

Prinzip Nr. 9: Wirtschaftliches Wohlergehen

Finanz- und Wirtschaftspolitik sollen die nachhaltige Mobilität fördern und nicht behindern. Der Marktmechanismus soll unter Einfluß der vollen gegenwärtigen und zukünftigen, sozialen, volkswirtschaftlichen und Umweltkosten wirken, um sicherzustellen, daß die Nutzer einen gerechten Teil der Kosten tragen.

Beitrag
"Sustainable Transport Principles." In: Environment Canada: Proceedings of the OECD International Conference "Towards Sustainable Transport"in Vancouver Canada, published on CD-ROM. Hull (Canada) 1996.).

Übersetzung

Übersetzt von Norbert Gorißen in: "Konzept für eine nachhaltige Mobilität in Deutschland"; Vortrag gehalten anläßlich des Vierten Karlsruher Seminars zu Verkehr und Umwelt 28./29.11.1996 der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft e.V. (DVWG)


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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