STIFTUNG WARENTEST: OFT MEHR FRUST ALS LUST RADFAHRFREUNDLICHKEIT VON
STÄDTEN
| |
"Besser kein Radweg als ein schlechter"
| |
Wichtigstes Ergebnis
|
Radfahren
kostet viel weniger als Autofahren, schützt die Umwelt, hält
obendrein noch fit und kann viel Spaß machen. Städte, die zumindest
einigermaßen das Prädikat "fahrradfreundlich" verdienen, haben in
Deutschland trotzdem Seltenheitswert.
|
Zum Inhalt
|
Die
Stiftung Warentest hatte im Januar 1997 unter den eigenen Lesern eine Umfrage
gemacht, an der sich 9.630 Leser beteiligten. Fast ein Drittel der Teilnehmer
nennt die Gefährlichkeit als Hemmnis fürs Radfahren. 42 Prozent
fühlen sich oft oder ständig durch den Straßenverkehr
belästigt. Nur eine kleine Minderheit von 16 Prozent glaubt, daß
für den Radverkehr viel getan werde und die Interessen der Radfahrer
angemessen berücksichtigt würden. Ob diese miese Stimmung traurige
Realität ist, überprüfte Stiftung Warentest in 19 Städten
mit einer Inspektionstour. Dafür wurden vergleichbare Testrouten
ausgewählt. Von jeweils zwei Wohngebieten mußten Inspektoren
wichtige Ziele wie Hauptbahnhof, Marktplatz oder Schule ansteuern. Erfaßt
wurden notwendige Fahrzeiten und 75 Merkmale vom Zustand der Fahrbahn über
die Zahl der Brems- und Ausweichmanöver bis hin zur Frage, wie oft
geschoben werden mußte. Orientiert hat sich die Stiftung Warentest an der
ERA 95. Untersucht wurden letztlich die Erreichbarkeit, die Attraktivität,
die Sicherheit und das Fahrradklima der Stadt. Ergänzend befragte Stiftung
Warentest Stadtverwaltungen und Aktive des ADFC. Sowohl in der Leserbefragung als auch nach den eigenen Ergebnissen waren Münster und Freiburg in der Spitzengruppe und zu den mangelhaften Schlußlichtern gehörten Essen, Erfurt, Hamburg und Saarbrücken. In der Untersuchung stieß Stiftung Warentest auf Probleme, die mehr oder weniger in allen Städten auftreten: Zu viele Stopps erzwingen eine Bummeltour, meist hat der Autoverkehr Vorfahrt. Die Wegweisungssysteme sind fast überall mangelhaft, Schilder fehlen oder sind mißverständlich. Guter Fahrkomfort konnte nur wenigen Städten attestiert werden, die meisten machen Radfahren mit Holterdiepolter-Strecken unattraktiv. Abstellanlagen haben Seltenheitswert. Radfahrer werden nur unzureichend vor Lärm und Abgasen des Autoverkehrs geschützt. Viel zu wenig wird auf die soziale Sicherheit der Radverkehrsanlagen geachtet, Angst vor Kriminalität ist daher die Kehrseite vieler Radwege. Straßenabschnitte mit hohem Verkehrsaufkommen, aber ohne Maßnahmen zum Schutz der Radfahrer sind in punkto Verkehrssicherheit negativ aufgefallen. Sichtbeziehungen zwischen Autofahrern und Radfahrern sind in Kreuzungen oft nicht optimal, Gefahren daher häufig.
Verkehrsplaner und Politiker sollten sich an den Grundsatz "Besser kein Radweg
als ein schlechter" halten, die ERA 95 beachten und die Maßstäbe zur
Kenntnis nehmen, die Verkehrsforscher gesetzt haben. Auch das
niederländische Handbuch für Radverkehrsfragen sei eine wertvolle
Planungsgrundlage.
|
Untersuchung
|
Stiftung
Warentest, test spezial "Fahren & Sparen", Juli 1997, S. 103-109
|
Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com
Webtechnik: Heiner.Schorn@informatik.umu.se | FDF-HomePage http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/ |