ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 292 - 18.4.97

DAS FAHRRAD MACHT AUF KURZEN ENTFERNUNGEN AN BODEN GUT


Die Einführung eines Studententickets führte zu einer deutlichen Verringerung der Fahrradnutzung
Wichtigstes Ergebnis
Zunehmend längere Wegstrecken vermindern in den Niederlanden den Anteil des Radverkehrs an der gesamten Verkehrsleistung. Kostenlose Fahrkarten für den öffentlichen Verkehr verschieben den Modal-Split zum öffentlichen Verkehr zu Lasten des Fahrrades.
Zum Inhalt
Die Fahrradnutzung in den Niederlanden hat seit 1982-84 bei

Entfernungen, die kürzer als fünf Kilometer sind, im Mittel zugenommen.

Jedoch waren 1982-84 noch 63% der zurückgelegten Wege kürzer als fünf Kilometer, 1995 waren es nur noch 58%.

Der Anteil des Fahrrades an Fahrten unter fünf Kilometern unterscheidet

sich stark zwischen den Gemeinden: So schnitten die Einwohner in Zwolle fast viermal so gut ab wie die von Kerkrade (ab 12 Jahre).

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden sind zu groß, um sie alleine Faktoren wie geographischer Lage, Lage zu anderen Städten und Dörfern,

Bevölkerungszusammenstellung oder ökonomischen Eigenheiten zuzuschreiben.

Politischer Wille scheint auch von Bedeutung zu sein. Darauf deuten auch

die recht großen Unterschiede hin, um die sich der Anteil der Fahrradfahrten seit 1982-84 verändert hat.

Das Fahrrad hat in den letzten zwölf Jahren bei kurzen Strecken einiges an Boden gewonnen. Im Gegenzug hat das Fahrrad wieder verloren, weil die Fahrten im Mittel länger geworden sind, und das Fahrrad dort im Mittel Anteile eingebüßt hat.

Die Entwicklung des Fahrradgebrauches zwischen 1982-84 und 1995 hängt vom Fahrtzweck ab: Das Fahrrad wird am häufigsten zum Einkaufen gebraucht. Der Gebrauch das Fahrrades für Fahrten zur Schule nimmt stetig ab: größere Schulen bewirken im Mittel längere Abfahrtsstrecken, die größere Verkehrsdichte und die Furcht vor unsicheren Situationen als Folge davon haben dazu beigetragen, daß der Anteil des Fahrrades am Ausbildungsverkehr zwischen 1982-84 und 1995 von 62% auf 52% abgenommen hat. Bei den Fahrten zum Arbeitsplatz hat das Fahrrad seinen Anteil halten können.

Tabelle 5 zeigt, daß der Anteil des Fahrrades an allen Streckenlängen zugenommen hat, außer beim Strecken über 15km Länge. Daß diese Steigerung nicht in der Tabelle 4 zum Ausdruck kommt, kann einfach erklärt werden: Bei den Fahrten zur Arbeit sind die Strecken in den letzten Jahren deutlich länger geworden, mehr als im Mittel. In den Jahren 1982-84 waren 25% von allen Fahrten zum Arbeitsplatz 15km oder länger, 1995 bereits 31%. Diese Entwicklung zeigt die größte Bedrohung des Fahrradnutzung in den Niederlanden: Die Fahrtstrecken werden allmählich länger.

Seit Einführung einer ÖV-Studentenkarte am 1. Januar 1991 fahren die Studenten deutlich weniger Fahrrad. Studenten sind eine große Bevölkerungsgruppe, so daß diese Veränderung Einfluß hat auf den gesamtem Anteil mit dem Fahrrad zurückgelegter Strecken in den Niederlanden. Zwischen November 1990 und November 1992 gewann der öffentliche Verkehr nicht weniger als 22 Prozentpunkte im Modal-Split der Studenten, eine Verdopplung (siehe Tabelle 6, gefragt wurde nach dem Hauptverkehrsmittel). Der Stadtbus verbuchte den größten Gewinn. Die Zunahme des ÖV-Anteils ging etwa zur Hälfte auf Kosten des Fahrradgebrauchs. Der Anteil der Autoinsassen sank um neun Prozentpunkte. Nach der Revision der Regelung im Jahr 1994, als die meisten Studenten eine ÖV-Werktagskarte wählten, gewann das Fahrrad etwas an Boden. Für den Vor- und Nachtransport ist der Effekt der Karte ebenfalls deutlich zu beobachten. Beim Vortransport zum Zug nahm der Anteil des Fahrrades zwischen November 1990 und November 1992 von 56% auf 36% ab. Bus, Straßenbahn und Metro stiegen von 19% auf 42%. Im Nachtransport wechselten die Studenten sowohl vom zufußgehen als auch eine Radfahren zum ÖV. Zufußgehen fiel von 51% auf 38%, Radfahren von 19% auf 5%. Bus, Straßenbahn und Metro stiegen von 27% auf 55%.

Ungefähr 600 000 Niederländer sind im Besitz einer ÖV-Studentenkarte. Das sind ungefähr 5% aller Niederländer ab zwölf Jahren. Die Einführung der ÖV-Studentenkarte hat dazu geführt, daß die Studenten pro Jahr etwa 360 Millionen Kilometer weniger fahren. Im Jahr 1990 hatten sie 1 030 Millionen Kilometer in den Beinen sitzen, 1995 nur noch 670 Millionen. Diese Verringerung macht sich auch in dem gesamten Anteil von Fahrradkilometern in den Niederlanden bemerkbar und hat die gewünschte Zunahme des Fahrradgebrauchs ziemlich abgebremst.

Im Jahr 1986 radelten die Niederländer 11,9 Milliarden Kilometer (=100),

im Jahr 1995 13,2 Milliarden Kilometer, 111 Indexpunkte.

Wäre die ÖV-Studentenkarte nicht eingeführt worden, so hätte der Index

der geradelten Strecken im Jahr 1995 auf 114 zugenommen.

Artikel
aus: Fietsverkeer

Redaktionsadresse (und Anfragen): Fietsverkeer, Secretariat masterplan Fiets, Postbus 20903, NL-2500 EX Den Haag, Tel. +79-3516489

ISBN 0929-5097

Herausgeber
Projectgroep Masterplan Fiets

Ministerie van Verkeer en Waterstaat

Directoraat-Generaal voor het Vervoer

Directie Indicidueel Personenverkeer


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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