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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 291 - 4.4.97

STADT TROISDORF (HRSG.): FAHRRADFREUNDLICHES TROISDORF - BILANZ IN ZAHLEN


Intensive Radverkehrsförderung steigert Radverkehrsanteil zu Lasten des MIV
Wichtigstes Ergebnis Die intensive Radverkehrsförderung im Rahmen des Modellprojektes "Fahrradfreundliches Troisdorf" steigerte von 1988 bis 1996 den Radverkehrsanteil von 16 % auf 21 %. Besonders außergewöhnlich ist die Tatsache, daß dieser Zuwachs ausschließlich zu Lasten des MIV ging, dessen Anteil von 57 % auf 52 % sank. Die Troisdorfer Bevölkerung ist zufrieden damit: fünf von sechs bewerten die Fahrradinfrastruktur gut und vier von fünf wünschen im Konfliktfall eine Bevorzugung des Fahrrades zu Lasten des Autoverkehrs.
Zum Inhalt
Die Troisdorfer legten 1996 an einem durchschnittlichen Tag ein Fünftel (20 %) aller Wege (ausschließlich) zu Fuß und ein weiteres gutes Fünftel (21 %) mit dem Fahrrad zurück. Für 41 % der Wege wurde der Pkw selbstfahrend genutzt; ein Zehntel fuhr im Pkw mit. Der ÖPNV-Anteil liegt bei 7 %. Mit dem Modellvorhaben "Fahrradfreundliche Stadt Troisdorf" wurden somit zwei Ziele erreicht: ein Rückgang der Pkw-Nutzung und ein Anstieg des Radverkehrsanteils.

Die veränderte Verkehrsmittelwahl hat praktisch keinen Einfluß auf die Mobilität der Troisdorfer: 1988 wie 1996 gab es je Person und Tag 1,6 Aktivitäten, für die 2,9 Wege erforderlich waren. Lediglich die täglich zurückgelegte Gesamtentfernung stieg von 21 km auf 22 km; entsprechend stieg die Unterwegszeit von 52 Min. auf 55 Min.

Verglichen mit anderen Städten weist der Radverkehrsanteil im Troisdorfer Binnenverkehr mit 28 % einen Spitzenwert auf. Da auch der Fußgängeranteil hoch ist, hat Troisdorf mit 58 % den höchsten Anteil nichtmotorisierten Verkehrs der verglichenen Städte. Der Anteil der Pkw-Fahrer ist dementsprechend der zweitniedrigste.

Zwischen 1988 und 1996 ist der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege fast um ein Drittel gestiegen, während gleichzeitig der Anteil der Pkw-Fahrer um rund ein Zehntel zurückging. Die Fahrradfahrten haben in allen Entfernungsklassen zugenommen, am stärksten in der Entfernungsklasse 5,1 - 10 km, wo sich der Anteil mehr als verdreifachte. Stark gestiegen ist auch die je Person und Jahr mit dem Fahrrad zurückgelegten Entfernung: von 370 km auf 540 km.

Teilt man Troisdorfs Bevölkerung in vier etwa gleich große Gruppen (junge Leute, Senioren und die mittleren Jahrgänge, letztere nach Geschlecht getrennt), so zeigt sich, daß die weitaus größte Steigerung der Fahrradnutzung bei den Senioren eingetreten ist; dort hat sich der Fahrradanteil mehr als verdoppelt.

Die Verkehrsmittel lassen sich nach ihrer Umweltverträglichkeit in Kfz-Lenker, Kfz-Mitfahrer und Umweltverbund (zu Fuß, Fahrrad, ÖPNV) gruppieren. Dabei zeigt sich bei allen vier Gruppen zwischen 1988 und 1996 ein Rückgang beim Anteil der Kfz-Lenker. Dies ändert aber nichts daran, daß nach wie vor nur bei den "Männern im besten Alter" der Anteil der Kfz-Lenker 50 % (deutlich) übersteigt.

Vier Fünftel der Troisdorfer sind der Auffassung, die Radwege in Troisdorf seien in den letzten Jahren attraktiver und sicherer geworden, 3 % sind gegenteiliger Meinung. Deutliche Verbeserungen werden auch bei den Fahrradabstellanlagen und der Akzeptanz des Fahrrades konstatiert.

Im Falle eines Konfliktes in der Verkehrsplanung bzw. Verkehrspolitik wünschten sich 1996 79 % der Troisdorfer eine Lösung zugunsten des Fahrradverkehrs, auch wenn es dadurch zu Nachteilen für den Autoverkehr käme. Diese eindeutige Bevorzugung des Fahrradverkehrs hat seit 1988 sogar noch leicht zugenommen.

Bericht
Bericht Fahrradfreundliches Troisdorf - Bilanz in Zahlen. Hrsg.: Stadt Troisdorf, Technisches Dezernat.

Autoren Socialdata, Institut für Verkehrs- und Infrastrukturforschung GmbH, Hans-Grässel-Weg 1, 81375 München.

Bezugsquelle
Stadt Troisdorf, Technisches Dezernat, z. H. Herrn Peter Schmitz, Kölner Straße 176, 53844 Troisdorf. Bitte unbedingt einen mit 3,- DM frankierten Rückumschlag Format C 5 beilegen!


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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