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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 285 - 20.12.96

C. C. Schoon: Einfluß der Qualität von Fahrrädern auf das Unfallgeschehen


Verhaltensfehler bedeutsamer als technische Mängel

Wichtigstes Ergebnis

Technische Mängel sind nur von untergeordneter Bedeutung für das Radverkehrsunfallgeschehen. Über die Hälfte der Unfälle führen die Unfallopfer auf ihr eigenes Verhalten oder das Verhalten des Unfallgegners zurück.
Zum Inhalt
Gemeinsam mit "Consument en Veiligheid" hat die Stichting Wetenschappelijk Onderzoek Verkeersveiligheid (SWOV) eine schriftliche Befragung unter Radfahrern durchgeführt, die Opfer eines Verkehrsunfalls waren und nach dem Unfall ins Krankenhaus gebracht wurden. Bei dieser Untersuchung wurde das Erfassungssystem von Consument en Veiligheid benutzt, das unter dem Namen "Privé Ongevallen Registratie System (PORS)" bekannt ist. An dieses System sind vierzehn Krankenhäuser, verteilt über die ganzen Niederlande, angeschlossen.

Der Auftraggeber der Untersuchung, der "Adviesdienst Verkeer en Vervoer" des Verkehrsministeriums der Niederlande, war interessiert an einigen spezifischen Merkmalen, die an der Entstehung von Fahrradunfällen beteiligt sind, wie technische Mängel am Fahrrad, die Qualität der Fahrbahnoberfläche und das Vorhandensein von Schutzvorrichtungen, wie Kindersitz und Mantelschoner. Soweit möglich sollte auch die Nutzung und Wirkung von Fahrradhelmen ermittelt werden.

Von 7 % der über zwölfjährigen Radler wurde als wichtigste Unfallursache ein technischer Mangel genannt. Andere Ursachen waren das eigene Verhalten (28 %), das Verhalten eines anderen Verkehrsteilnehmers (27 %), der Zustand der Straßen- bzw. Wegeoberfläche (14 %) und diverse andere Ursachen (24 %). Von den unter zwölfjährigen Radlern wurde in mehr als der Hälfte der Fälle als Ursache das eigene Verhalten angegeben.

Acht Prozent der älteren Radler gaben an, daß der Unfall (vielleicht) hätte vermieden werden können, wenn das Rad in einem besseren Unterhaltungszustand gewesen wäre. Für den Zustand der Bremsen traf dies in 5 % der Fälle zu.

Bei den Fahrern sind Stürze mit dem Fahrrad am häufigsten (43 %), gefolgt von Zusammenstößen mit einem Unfallgegner (29 %) und Kollisionen mit unbewegten Objekten (24 %). Gut 30 % der Radler, die bei Dämmerung oder Dunkelheit von einem Unfall betroffen waren und ohne Licht fuhren, gaben an, daß der Unfall (vielleicht) mit Beleuchtung vermeidbar gewesen wäre.

Die Helmträger (4 % der über zwölfjährigen Radler) fuhren auf sportlichen Rädern. Die Helmträger hatten weniger Schädelverletzungen und eine geringere Verletzungsschwere, ungeachtet der Tatsache, daß die Geschwindigkeit des Fahrrades zum Unfallzeitpunkt im Vergleich zu den Nichthelmträgern deutlich höher lag.

Unter den Mitfahrern kamen "Einklemmungen" (Fuß gerät in die Speichen) als Unfallursache am häufigsten vor (Anteil 73 %). Viele Radler hatten keine Mantelschoner (60 %) oder, wenn welche vorhanden waren, waren diese in einem Viertel der Fälle defekt.

Von den unter zwölfjährigen Mitfahrern benutzten 45 % einen Kindersitz. Die Qualität der Sitze wurde in 22 % der Fälle mit mäßig oder schlecht beurteilt.

Die Ergebnisse dieser Befragung unter Fahrradunfallopfern stellen nur eine unzureichende Grundlage für gezielte Empfehlungen zur Verbesserung der Qualität von Fahrrädern dar. Wohl gibt diese Untersuchung Anlaß für eine Folgeuntersuchung, aus der möglicherweise Empfehlungen für Qualitätsanforderungen an Fahrräder, hinsichtlich des Kindertransportes und des Helmtragens abgeleitet werden können.

(basierend auf eigener Übersetzung aus SWOVschrift 69, Dez. 1996)

Untersuchung
Invloed kwaliteit fiets op ongevallen. Een ongevallenanalyse aan de hand van een schriftelijke enquête, 127 S. (Einfluß der Qualität von Fahrrädern auf Unfälle. Eine Unfallanalyse an Hand einer schriftlichen Befragung). Autor: Ing C. C. Schoon; Hrsg.: SWOV, Leidschendam (NL), 1996.

Bezugsquelle

Stichting Wetenschappelijk Onderzoek Verkeersveiligheid SWOV, Postbus 170, NL-2260 AD Leidschendam, Niederlande, Tel. 0031/70/3209323, Fax 0031/70/3201261. Bestellungen nur schriftlich; Bestell-Nr.: R-96-32, Kosten: 40,- Hfl.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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