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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 279 - 4.10.1996

Martin Lanzendorf: Das Semesterticket in Bonn

Die Einführung des Semestertickets führte zu einer deutlichen Verrringerung der Autoverfügbarkeit und -Nutzung


Wichtigstes Ergebnis
Nach der Einführung des Semestertickets für Studierende an der Universität Bonn hat die Autoverfügbarkeit bei den Studierenden deutlich abgenommen. Ebenso sankt die Zahl derjenigen, die mit dem Fahrrad zur Hochschule fuhren.

Zum Inhalt
An der Universität Bonn wurde das Semesterticket im Sommersemester (SS) 1993 zum Preis von 90 DM je Studierendem und je Semester eingeführt. Der Studierendenausweis gilt seitdem als Fahrausweis in allen Fahrzeugen des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS). Bereits am Ende des SS 93 wurde eine Befragung unter den Studierenden durchgeführt, und am Ende des SS 95 nochmal.

Ergebnisse: Die Zustimmung zum Semesterticket stieg von 71% auf 85%. Auch die Nutzungshäufigkeit nahm zu: 1995 äußerten 43% der Befragten, das Ticket fast täglich oder häufiger zu benutzen, gegenüber 29% im Jahr 1993.

Für den Vergleich der Verkehrsmittelwahl und der Kfz-Verfügbarkeit standen Befragungen von 1991, 1993 und 1995 zur Verfügung. Mit der Einführung des Semestertickets 1993 hat die Zahl der Auto- und Motorradnutzer im Vergleich zu 1991 deutlich abgenommen, wie auch die Zahl derjenigen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen. Dieser Trend hat sich auch 1995 fortgesetzt. Neben dem ÖV-Anteil stieg seit 1993 auch der Anteil derjenigen, die hauptsächlich mit Bike- und Ride ihren Institutsstandort erreichen.

Der Anteil der Studierenden, die während des Semesters ein Auto oder Motorrad zur ständigen Verfügung haben, hat sich von 55 % (1993) auf 44% (1995) deutlich reduziert. Lanzendorf vermutet, daß die wichtigste Ursache der geringeren Auto- und Motorradverfügbarkeit in der Einführung des Semestertickets liegt, obwohl sich andere Wechselwirkungen nicht ausschließen lassen. Die Auswirkungen der niedrigeren Autoverfügbarkeit betreffen nicht nur den Weg zur Hochschule, sondern alle Wege des täglichen Lebens.

Die Lage des Hochschulinstituts im Bonner Stadtgebiet hat einen wichtigen Einfluß auf das Verekhrsmittelwahlverhalten und die Autoverfügbarkeit der Studierenden. Das Hauptgebäude ist sehr gut an das ÖV-Netz angeschlossen, dementsprechend kamen 1995 47% der Studierenden mit Bus und Bahn zur Uni. Das Parkplatzangebot für Autos im gesamten Innenstadtbereich ist beschränkt, der MIV-Anteil im Hauptgebäude (6%) war folglich sehr niedrig.

Die in Poppelsdorf studieren benutzten vorwiegend das Fahrrad (48%), die meisten studentischen Wohngebiete sind gut per Fahrrad erreichbar. Der ÖV ist in dieser Gegend unattraktiv, weil man für fast alle Fahrten am Hauptbahnhof/ZOB umsteigen muß und die Busse im Innenstadtbereich zu langsam sind.

Die Universitätskliniken liegen auf dem Venusberg. Um den Venusberg zu erreichen, ist eine Steigungstrecke zu überwinden, die die Strecke für Radfahrende unattraktiv macht. 1995 fuhren 16% (1995 noch 26%) der hier Studierenden mit dem Rad, Mit dem ÖV kamen 27% und mit dem MIV 28%. Auch der Venusberg ist tendenziell schlecht mit dem ÖV zu erreichen, hingegen gibt es viele kostenlose Parkplätze.

Artikel
Martin Lanzendorf: Das Semesterticket in Bonn, in: Verkehrszeichen 2/1996, Seiten 28 - 31.

Die Studie zum Bonner Semesterticket ist erhältlich beim AStA der Universität Bonn, Projektstelle Studentische Mobilität, Nassestr. 11, 53111 Bonn.


Autor(en) dieser Ausgabe: Mattias Doffing.
Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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