ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 278 - 6.9.1996

Heiner Schubert: Umweltverbund im Kurierdienst: bundesweite Kooperation von Fahrradkurieren und Deutscher Bahn

Fahrradkurierdienste haben im Verbund mit ÖPV eine Zukunft


Wichtigstes Ergebnis
Die Leistungsbeschränkungen der Deutschen Bahn beim Kleinguttransport machen den Fahrradkurieren im regionalen und überregionalen Versandgeschäft zu schaffen. Durch geschickte Nutzung des IC-Kurierdienstes, von Fahrradanhängern, Lastenfahrrädern und v.a. durch computerunterstützte Auswertung von Fahrplänen und Umsteigepunkten des ÖPV ließen sich bei den Fahrradkurierdiensten jedoch noch erhebliche Transportkapazitäten schaffen.

Inhalt
Das Interesse der Werbebranche an den Fahrradkurieren bestätigt, daß Fahrradkuriere ihrem Image als Verkehrsrüpel nicht gerecht werden - keine Versicherungsgesellschaft würde sie dann wohl versichern! Noch werden die Dienste der Kuriere zumindest von einigen Branchen nur zögerlich angenommen, doch allmählich werden sie "salonfähig". Eingeschränkt sind die Transportmöglichkeiten der Fahrradkurierdienste im regionalen und überregionalen Bereich: Nur durch die Kombination der Fahrradkurierdienste mit öffentlichen Verkehrsmitteln - insbesondere der Bahn - könnten sie erweitert werden. Dem stehen jedoch die immer stärkeren Einschränkungen der Bahn beim Kleinguttransport entgegen: von starkem Personalabbau ist insbesondere der personalintensive Kleingüterverkehr betroffen, so daß mittlerweile sogar Luftfrachttarife z.T. günstiger als die Tarife der Bahn und Beförderungszeiten bei Pkw-Transporten attraktiver geworden sind.

Zwischen Großstädten funktioniert jedoch ein schneller Transport per IC-Kurierdienst, der in Kombination mit Fahrradkurierdiensten zu konkurrenzlos schnellen Gesamtbeförderungszeiten von Haus zu Haus genutzt werden kann. Das Transportpotential ist für die Fahrradkurierdienste längst nicht ausgeschöpft: Etwa 40.000 private Kurierdienste führen heute 95% der gefahrenen Kurierkilometer mit Motorfahrzeugen durch. Besonders tagsüber werden auch nur einzelne Packstücke, die problemlos mit Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln zu befördern wären, mit Pkw oder Motorrad gefahren. Ein hoher Leerfahrtenanteil ist dabei üblich.

Durch Ausbau der Fahrradkurierdienste könnte die Umweltbelastung gesenkt, könnten Verkehrsbehinderungen (durch Kurzparker beim Be- und Entladen) reduziert und Transportkosten eingespart werden. Dafür wäre die Transportkapazität der Kurierfahrräder (etwa 10 kg bei 5 - 10 km Reichweite) z.B. durch Lastenfahrräder (beispielsweise mit Elektrozusatzmotor als Starthilfe), Fahrradanhänger, aber auch die effektive Vernetzung der Fahrradkurierdienste mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzustreben. Besonders für den schnellen Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln wären die Kuriere mit leistungsfähigen tragbaren Computern für die effektive Fahrplanauskunft auszustatten. Sind diese Forderungen erfüllt, können attraktive Kurierangebote geschaffen werden: größere Transporte bis 250 kg und Overnight-Sendungen per Lastenfahrrad, persönlich begleitete Eilsendungen in fast jeden Ort Deutschlands, Eilservice im sogenannten Mittagspausensprung (bis 11 Uhr aufgegeben, bis 14.30 Uhr ausgeliefert) oder gar ganze Ringtransportketten in Ballungsgebieten. Allein in Nordrhein-Westfalen könnten dann täglich tausende Pkw-Fahrten vermieden werden.

Ein effektiver Kurierdienst im Umweltverbund stellt hohe Anforderungen an die Disposition und an den Fahrdienst. Ein kleiner Kurierdienst ist daher nicht in der Lage, die Machbarkeit auf regionaler Ebene zu demonstrieren. Zumindest die Fa. Ökourier ist jedoch bereit, mit ihrer Erfahrung und mit viel Engagement an einem künftigen regionalen Großkonzept mitzuwirken.

Artikel
Heiner Schubert (Fa. Ökourier, Köln): Umweltverbund im Kurierdienst: bundesweite Kooperation von Fahrradkurieren und Deutscher Bahn. In: Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club NRW e.V. (Hg.): Kongreßband Veloregio 95, Troisdorf. S. 161 - 166

Autor(en) dieser Ausgabe: Gerrit Schoone.
Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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