Im Vergleich zu 1987 (vor der "Wende") und 1991 (nach der "Wende") nahm die Pkw-Nutzung in Angleichung an den Bundesdurchschnitt in Leipzig so stark zu, daß das frühere Verhältnis MIV:ÖPV von 1:2 sich umgekehrt hat in 2:1. Die Rad- und Fußwegeanteile sind dagegen relativ konstant geblieben. In der Rad- und Fußwegedistanz bis zu 3 oder 5 Kilometern könnten noch viele Leipziger von der auch hier sehr starken Pkw-Nutzung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen.
Das System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV) an der TU Dresden untersucht seit 1972 im Rhythmus von 5 Jahren in bis zu 30 Städten die jeweilige Verkehrsentwicklung anhand von detaillierten Befragungen. 1994 wurde in 16 Städten eine im Hinblick auf die Verkehrsentwicklung nach der "Wende" interessante Befragung durchgeführt. In Leipzig wurden dabei von den Interviewern 416 Adressen (verteilt auf alle damals 99 Verkehrsbezirke) mit einem Haushaltsbogen für allgemeine verkehrsstatistische Angaben und mehreren Personenfragebögen zu allen zurückgelegten Wegen des ganzen Tages versorgt. Die erhobenen Daten wurden von der TU Dresden ausgewertet.
Ausgewählte Ergebnisse Die Zahl der Pkw/1000 Einwohner hat sich in den 7 Jahren seit 1987 von 189 auf 341 Pkw/1000 E fast verdoppelt, wobei der Anteil der Haushalte ohne Pkw weiter gesunken und der Anteil der Haushalte mit mehreren Pkw gestiegen ist (Tabelle 1a u. 1b). 90,4% der 1994 befragten Bürger verläßt mindestens einmal pro Tag das Haus und legt täglich im Durchschnitt 3,6 Wege in 88 Minuten zurück (Tabelle 2). Die Verkehrsmittelwahl weist eine starke Zunahme der Pkw-Nutzung auf Kosten des Anteils am Öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) aus. Fuß- und Radwegeanteile haben sich kaum verändert (Tabellen 3 bis 5). Knapp 60% des Gesamtpersonenverkehrs werden in der Entfernungskategorie bis 3 km abgewickelt, im nichtmotorisierten Verkehr (NMV) sogar 95%. Allerdings ist der Anteil der Pkw-Nutzung in dieser Kategorie mit 27% (bis 5 km sogar 45%) relativ hoch (Tabelle 6). Bis zu 65% aller Wegebeziehungen in Leipzig sind Binnenverkehr im eigenen Stadtbezirk, der zweithöchste Anteil ist meist der Verkehr ins Stadtzentrum. Der ÖPV wird dabei in fast allen Stadtbezirken als Hauptverkehrsmittel genutzt (> 40%), um in das Stadtzentrum zu gelangen. Nur etwa ein Drittel aller Wege in die Stadtmitte werden mit dem MIV zurückgelegt (Tabelle 7).
Beate Stiebitz, Gerd Johne: Aus den neuen Bundesländern: Ausgewählte Ergebnisse der Haushaltsbefragung 1994 in Leipzig im Vergleich zu 1991 und 1987. Straßenverkehrstechnik 1/96, S. 23-27
Dipl.-Ing. Beate Stiebitz, Dipl.-Ing. Gerd Johne, Amt für Verkehrsplanung, Postfach 780, 04007 Leipzig
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