ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 271 - 14.6.1996

Hein Botma: Eine Methode zur Bestimmung des "Level of Service" für Radwege und Rad-Fußwege

Radfahrer werden von Fußgängern auf gemischten Wegen mehr behindert als umgekehrt


Wichtigstes Ergebnis
Hein Botma stellt ein Modell vor, mit dessen Hilfe sich beschreiben läßt, wie ein Verkehrsstrom von Radfahrern und Fußgängern wahrgenommen wird.

Zum Inhalt
Das Konzept des "Level of Service" (LOS) ist definiert als ein qualitatives Maß, welches die operationalen Bedingungen in einem Verkehrsstrom und ihre Wahrnehmung durch die Benutzer beschreibt. Relevante Faktoren sind z.B. Geschwindigkeit, Reisezeit, Manövrierfreiheit, Verkehrsunterbrechungen, Komfort und Sicherheit.

Botma stellt ein neues Modell zur Bestimmung des LOS vor. Der Schwerpunkt des Artikels liegt auf der Modellierung, nicht auf den angenommen Zahlen. Alle Größen sollten also nochmal hinterfragt werden.

Grundlage des Modells ist die Häufigkeit von Ereignissen, ihre Frequenz. Ereignisse sind in hier "Begegnen" und "Passieren". Die Qualität einer Verkehrsanlage ist umgekehrt proportional zur Frequenz der Ereignisse.

Für Radfahrer wird eine Normalverteilung der Geschwindigkeiten mit Mittel U_b= 18 km/h und Standardabweichung sigma= 3 km/h angenommen. Für Fußgänger wird eine mittlere Geschwindigkeit von U_p=4,5 km/m angenommen, ein Viertel der durchschnittlichen Geschwindigkeit der Radfahrer. Die Verkehrsvolumina pro Richtung seien Q_b für Radfahrer, Q_p für Fußgänger.

Vorausgesetzt, daß sich die Radfahrer nicht gegenseitig behindern, erhält man für Einrichtungsradwege als Frequenz, mit der ein Radfahrer andere passiert oder passiert wird

Fpass_bb=2Q_b sigma/(U sqrt pi) = 0.188Q_b.

Für Zweirichtungsradwege ist durchschnittliche Begegnungsfrequenz zweier Fahrräder offensichtlich das doppelte des Verkehrsvolumens pro Richtung Fmeet_bb=2Q_b.

Für Zweirichtungswege, die von Radfahrern und Fußgängern benutzt werden, werden folgende Ereignisse betrachtet: Radfahrer passiert oder begegnet Fußgänger, Radfahrer begegnet oder passiert Radfahrer und Fußgänger begegnet oder passiert Radfahrer. Der Fall, daß sich zwei Fußgänger begegnen oder passieren, wird vernachlässigt.

Die durchschnittliche Frequenz, mit der ein Fußgänger von einem Radfahrer passiert wird, ist

Fpass_pb = Q_b (1-U_p/U_b) = 0,75 Q_b.

Umgekehrt ist die Frequenz, mit der ein Radfahrer Fußgänger passiert Fpass_bp = 3Q_p. Man sieht, daß die relativ langsamen Fußgänger die Radfahrer mehr behindern als umgekehrt.

Analog gilt für die Frequenz, mit der Radfahrer einem Fußgänger begegnen, Fmeet_pb=Q_b(1+U_p/U_b)=1,25Q_b und umgekehrt Fmeet_bp=Q_p(1+U_b/U_p)=5Q_p. Auch hier erscheint wieder die viermal höhere Frequenz, mit der Radfahrer auf Fußgänger treffen als umgekehrt.

Damit hat man, durch geeignetes Summieren obiger Frequenzen, für Radfahrer, Fußgänger oder beide, ein Maß für den LOS in Abhängigkeit des Verkehrsvolumens.

Artikel
Hein Botma: Method to Determine Level of Service for Bicycle Paths and Pedestrain-Bicycle Paths, S. 38 - 44, in: Transportation Research Record, No. 1502: Safety and Human Performance, Bicycle and Pedestrian Research (1995)

Autor(en) dieser Ausgabe: Mattias Doffing.
Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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