ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 270 - 31.5.1996

Mayer Hillman: Radfahren als "effizienter" Ersatz für das Auto: Das Ende vom Mythos des Öffentlichen Personenverkehrs

ÖPV ist zu teuer, zu langsam und zu umweltbelastend


Wichtigstes Ergebnis
Der Nutzen von öffentlichem Verkehr wird vielfach überschätzt, seine Belastungen für die Umwelt überschätzt. Mayer Hillman fordert deshalb, mehr Investitionen in den Radverkehr zu tätigen.

Zum Inhalt
In der Debate um den wachsenden MIV, ist die Vorstellung weit verbreitet, daß durch Verbesserung von Geschwindigkeit und Komfort des ÖPV eine Reisequalität wie beim Auto zu erreichen sei. Deshalb werden hohe Investitionen in den ÖPV vorgeschlagen, zusammen mit Belastungen für den MIV, um den ÖPV zu finanzieren. Dieses "Ziehen und Schieben" soll dann Umstieg vom MIV auf ÖPV bewirken.

Hillman bezweifelt, daß die Konzentration auf den ÖPV sinnvoll ist, und führt dafür u.a. folgende Gründe an: Die Umweltbelastungen (Gefahr, Lärm, Schmutz, Treibhausgas) durch ÖPV sind gar nicht so viel geringer als durch den motorisierten Individualverkehr. Die Tür-zu-Tür-Reisezeit von Autobenutzern ist typischerweise viel geringer als von Bus- oder Bahnbenutzern. Bahnverkehr kann schneller als Autoverlehr auf Strecken über 50km Länge sein, aber Probleme, zum Bahnhof zu gelangen verhindern stärkere Eisenbahnnutzung. Durch die Kombination Rad und Bahn können hier höhere Anteile erreicht werden. Auch wenn viel Geld in qualitativ hochwertigen ÖPV investiert wurde, so waren die Ergebnisse enttäuschend. Die Systeme wurden teuerer als geplant, transportierten weniger Passagiere als geplant und konnten nur relativ wenige Autobesitzer zum Umsteigen bewegen.

Da die meisten Leute Gehen können und da es in den Ländern, in denen wenig für den Radverkehr getan wird, mehr Fahrräder gibt als genutzt werden, sieht er ein großes Potential für den nicht-motorisierten Verkehr. DIe nicht-motorisierten Modi sind Gehen für die kürzeren Strecken, Radeln für die meisten anderen Strecken. In den Niederlanden besteht auf diesen Strecken ein Verhältnis von 14:1 für das Radfahren gegenüber dem ÖPV.

Hillman kritisiert, daß keine Kostenvergleiche zwischen Investitionen in den ÖPV und Investitionen in den nicht-motorisierten Verkehr gemacht werden. Berücksichtigte man auch soziale, Umwelt- und Gesundheitsaspekte, so gibt es wenig Zeifel, daß die typischen Kosten für ÖPV mehrere hundertmal so hoch wie für Fahrradinfrastruktur sind: Die vorgeschlagenen 2000 Kilometer Fahrradnetzwerk in London kosten das selbe wie 400m U-Bahn.

Auch wenn ÖPV eine wichtige Rolle bei längeren Reise spielt, so würden Inverstitionen ins Radfahren und Gehen sehr viel besser getätigt sein.

Artikel
Mayer Hilmlman: Cycling as the realistic substitute for the car: burying the conventional urban myth about public transport. In Proceedubgs of the 8th VELO-CITY Conference, Basel, 26 - 30 September 1995, S. 47ff.

Anschrift
Dr. Mayer Hillman, Policy Studies Institute, 100 Park Village East, London NW1 3SR, UK


Autor(en) dieser Ausgabe: Mattias Doffing.
Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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