ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 268 - 3.5.1996

Bicycle Association: Das Potential des Radverkehrs - und wie man es erreicht

Breite gesellschaftliche Lobby fordert Fahrradförderung in Großbritannien Vielfältiger gesundheitspolitischer Nutzen des Radfahrens


Wichtigstes Ergebnis
Der Zusammenschluß der Britischen Radfahrorganisationen und maßgebliche gesellschaftliche Gruppen begründen überzeugend, daß und wie die Fahrradnutzung nun endlich auch in Großbritannien wirksam gefördert werden soll: vor allem aus aus Gesundheitsgründen, aber auch um Straßenbau- und Staukosten zu sparen, um die Produktivität der Britischen Wirtschaft zu erhöhen, und für den Umweltschutz.

Zum Inhalt
Das Fahrrad ist als möglicherweise wichtiges Alltagsverkehrsmittel wiederentdeckt worden. Zwar wird in Großbritannien bisher noch weit weniger Fahrrad gefahren als beispielsweise in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden. Die Verkaufszahlen für Fahrräder sind aber von 1970 (500.000) bis 1995 (2,35 Millionen) bereits wieder enorm gestiegen. Wenn die Bedingungen dazu besser wären, würden viel mehr Menschen mit dem Rad fahren. Damit das Fahrrad stärker genutzt wird, muß vor allem die Sicherheit verbessert werden.

Der als Blaudruck ("Bicycle Blueprint") bezeichnete Forderungskatalog entstammt einem breiten Konsens zwischen allen wichtigen nationalen Radverkehrsorganisationen in Großbritannien; er wird mitgetragen vom führenden Automobilclub AA, der Britisch Medizinischen Gesellschaft BMA, dem Britischen Industrieverband CBI und dem Landkreistag Countryside Kommission, die alle einen klaren Schritt zu höherer Fahrradnutzung wünschen.

Die Organisationen sind sich einig, daß das Fahrrad einen hohen Nutzen hat. Wenn mehr Menschen Radfahren würden, wäre die Bevölkerung wesentlich fitter und gesünder: Die Fitness von Radfahrern entspricht der von zehn Jahre jüngeren Personen, die nicht Radfahren. Radfahrer haben nach Angaben der Britisch Medizinischen Gesellschaft außerdem weniger Streß, geringeres Herzinfarkrisiko, neigen weniger zu Fettleibigkeit und haben weniger Atembeschwerden. Außerdem würden die Ausgaben für den Straßenverkehr geringer, es gäbe weniger Zeitverluste durch Staus, weniger Umweltverschmutzung, die Arbeitnehmer hätten weniger Fehltage durch Krankheit , die Autoabhängigkeit würde verringert und es gäbe weniger schwere Unfälle.

Zur Fahrradförderung bieten sich vor allem ausländische Vorbilder an. Die Umgestaltung von Straßen in vielen Städten auf dem Kontinent hat gezeigt, wie man zum Mehrradfahren ermuntern kann. In Dänemark, wo jeder Erwachsene zwölfmal soweit Rad fährt wie in Großbritannien, haben Verkehrssicherheitsprogramme bewirkt, daß die Verkehrssicherheit (bezogen auf die Distanz) nun zehnmal günstiger is als in Großbritannien. In den Niederlanden zielt die nationale Fahrradpolitik ("Master Plan fiets") darauf ab, den bis 2010 erwarteten Verkehrszuwachs aufs Fahrrad zu bringen.

Der "Blueprint for Bicycle Use" zeigt, was getan werden muß und wer etwas tun muß, um Großbritannien zurück aufs Rad zu bringen. Zur wirksamen Förderung der Fahrradnutzung müssen viele beitragen. So sollten fahrradfreundliche Arbeitgeber ihre Beschäftigten durch gute Fahrradparkplätze, Schließfächer, Publizität fürs Radfahren und attraktive Kilometergelder zum Radfahren ermuntern. Die Forderungen des "Blaudrucks" richten sich insgesamt an die nationale Regierung, an örtliche Behörden, Arbeitgeber und die einzelnen Bürger. Der Blaudruck wird kostenlos verteilt an Politiker, Beamte, Verkehrsplaner und Ingenieure, Fahrradlobbyisten und Journalisten mit Interesse am Verkehr.

Broschüre
"A Blueprint for Bicycle Use. Cycling's Potential and how to achieve it". Hg. Bicycle Association of Great Britain, Coventry 1996.

Anschrift
The Bicycle Association of Great Britain Ltd., Starley House, Eaton Road, Coventry CV1 2FH, Tel. 0044-1203 553838; Fax. 0044-1203 228366; Public Relations Consultant David Collins Tel. 0044-1926 452655.

Autor(en) dieser Ausgabe: Tilman Bracher.
Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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