ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 265 - 22.3.1996

Christof Bähler: Kosten-Nutzen-Vergleich integraler Veloförderung in Bern

Veloförderung zahlt sich aus


Wichtigstes Ergebnis
Eine verstärkte Veloförderung lohnt sich nicht nur für die Umwelt. Auch die öffentliche Hand wird finanziell entlastet, weil sie auf teuere Ausbauten im öffentlichen Verkehr teilweise verzichten kann. Dies ist das Ergebnis einer umfangreichen Studie, die an der Ingenieurschule Chur im Rahmen eines Nachdiplomstudiums erstellt wurde.

Zum Inhalt
In Delft werden 35, in Münster 34, in Tilburg 33 und in Erlangen 23 Prozent der Wege per Velo zurückgelegt. In der Stadt Bern sind es hingegen nur 7 %. Die Vergleichszahlen für die Schweizer Städte berücksichtigen nur den Veloanteil bei den Pendelwegen. Auch hier schneidet die Stadt Bern mit ihren 10 % gegenüber Winterthur mit 23 und Basel mit 17 % eher schlecht ab. Auf der Basis dieser Zahlen entwickelte der Berner Ingenieur Christof Bähler in seiner Untersuchung "Kosten-Nutzen-Vergleich integraler Veloförderung in Bern" drei mögliche Verkehrsszenarien, mit denen zukünftige Entwicklungen und Auswirkungen dargestellt werden können. Das erste Szenario geht vom momentanen Trend aus ("Trend-Szenario") und räumt dem motorisierten Verkehr nach wie vor Priorität ein. Das zweite Szenario setzt auf konsequente Förderung des öffentlichen Verkehrs, und das dritte Szenario setzt die Akzente beim Veloverkehr. Bei allen drei Szenarien werden die Maßnahmen für die einzelnen Verkehrsarten aufgelistet, die Auswirkungen auf die Mobilität und die Anteile an Wegkilometern analysiert und die verursachten Kosten errechnet.

Die Untersuchung kommt zu dem Schluß, daß im Jahr 2005 im Velo-Szenario rund 13 Millionen Franken Umweltfolgekosten jährlich gespart werden könnten. Und dies kommt rund 30 Millionen Franken günstiger als ein forcierter Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Die Umweltziele lassen sich also mit Veloförderung weit billiger erreichen, als wenn man sich ganz auf den öffentlichen Verkehr verlässt. Schreibt man den aktuellen Trend fort, spart die öffentliche Hand zwar vordergründig rund 20 Millionen an ÖV- und Veloförderung, aber die Umweltfolgekosten liegen dafür rund 40 Millionen Franken höher.

Dabei sind die Umweltfolgekosten sehr vorsichtig geschätzt. Nach neuesten Studien zur Klimaentwicklung schneidet das Trend-Szenario gar noch schlechter ab. Unter Berücksichtigung dieser Umweltfolgekosten ist das Velo-Szenario volkswirtschaftlich klar das beste. Dabei wurde das vielleicht stärkste Argument nicht mal herangezogen: Trotz Verkehrswachstum wurden auch im Trend-Szenario keine Mehrkosten im Straßenbau angenommen. Die Verkehrsbedürfnisse nehmen in allen Szenarien zu: Im Trend-Szenario sind es 17 %, in den beiden anderen beiden Szenarien nur 12 % dank der Anreize zum Umsteigen. Trotz der vorgesehenen Verkehrsberuhigung wächst der Autoverkehr im Trend-Szenario um 14 %. Von diesen Trend-Autokilomtern können in den beiden anderen Szenarien rund 7 % vermieden und rund 21 % durch Umsteigen umgelagert werden.

Nachdruck
Gekürzter Nachdruck aus: velojournal 11+12/95. Hrsg: Verein velojournal, Hohlstrasse 86a, CH-8004 Zürich

Kurzfassung
Kurzfassung der Haupstudie (16 Seiten): IG Velo Bern (Hrsg.), Veloförderung zahlt sich aus. Kosten und Nutzen verschiedener Verkehrsstrategien am Beispiel der Stadt Bern, Bern 1995. Kann gratis bei der IG Velo Bern, Postfach 6711, CH-3001 Bern, mit einem frankierten Rückantwortcouvert (C5) bestellt werden.

Hauptstudie
Hauptstudie (ca. 120 Seiten): Christof Bähler, Kosten-Nutzen-Vergleich integraler Veloförderung in Bern, Bern 1995. Bezug beim Autor, Hopfenweg 35, CH-3007 Bern (Preis: 40 sFr.).


Autor(en) dieser Ausgabe: Autor des Velojournals: Bruo Schmucki.
Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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