ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 262 - 9.2.1996

Niederländisches Justizministerium: Fahrraddiebstahl. Untersuchung über die tägliche Praxis von Fahrraddieben in den Niederlanden

Fahrraddiebstahl: Nur bewachtes Abstellen ist wirklich sicher


Wichtigstes Ergebnis
Auch bessere Schlösser schützen nur vor Gelegenheitsdieben. Profis lassen sich weder durch Anketten noch durch Zuschauer abschrecken. Nur das Fahrradparken in bewachten Anlagen (z.B. Fahrradstationen) schützt zuverlässig vor Diebstahl.

Zum Inhalt
Im Rahmen der Untersuchung über die tägliche Praxis von Fahrraddieben wurden 3300 Personen in Amsterdam und Tilburg sowie in den ländlichen Kommunen Raalte und Wierden befragt. 440 der Befragten wurden in der Zeit von Januar bis November 1994 Opfer eines Fahrraddiebstahles; 261 gaben an, schon mindestens einmal in Ihrem Leben ein Rad gestohlen zu haben. Außerdem wurden auch 44 verurteilte Fahrraddiebe befragt.

Die Hälfte der Fahrräder wurde tagsüber gestohlen, zwei Drittel standen an belebten Stellen. Die Hälfte der Opfer verwendete mehr als ein Schloß, über die Hälfte der Räder war an festen Gegenständen angeschlossen.

Nach Diebstahlhäufigkeit (groß/mittel/klein) und Diebstahlziel (Eigenbedarf/Verkauf) sind vier Typen von Fahrraddieben zu unterscheiden: Gelegentliche Fahrraddiebe stehlen in ihrem Leben ein bis mehrere nicht oder schlecht gesicherte normale (Stadt-) Räder zum Eigengebrauch. Gelegenheitsdiebe stehlen nicht oder schlecht gesicherte, normale (Stadt-) Räder zum Eigengebrauch. Tritt ein Defekt auf, dann werfen sie es weg und stehlen das nächste Rad, insgesamt bis zu einigen Hundert. Professionelle Fahrraddiebe stehlen insbesondere hochwertige Räder zum Verkauf. Massive Schlösser können sie kaum abschrecken, da sie mit schwerem Werkzeug (z.B. Bolzenschneider - teilweise präpariert - und Trennschleifer) arbeiten. Sie stehlen regelmäßig Fahrräder (bis zu einigen Hundert im Verlauf ihrer kriminellen Karriere), dennoch ist für sie Fahrraddiebstahl nur eine von verschiedenen kriminellen Einkommensquellen. Drogenabhängige stehlen viele Räder (meist mehrere pro Tag), da der Verkauf gestohlener Fahrräder für sie häufig die wichtigste Einkommensquelle ist. Sie benutzen einfaches Werkzeug und öffnen (meist spezialisiert auf einige Schloßtypen) vorzugsweise einfache, aber auch höherwertige Schlösser durch präzise Kenntnis der Schwachstellen geschickt und schnell. Drogenabhängige stehlen bevorzugt unauffällige Räder, da diese beim Straßenverkauf am leichtesten zu vermarkten sind.

Zwar erscheint es so, als ob Vorsichtsmaßnahmen, wie gute Schlösser, Anketten des Rades und soziale Kontrolle nur sehr beschränkte Wirkung haben. Da aber aus bewachten Abstellanlagen nur wenig Räder gestohlen werden und gelegentliche Diebe, Gelegenheitsdiebe und Drogenabhängige bevorzugt schlecht bzw. mäßig gesicherte Räder stehlen, ist Vorbeugung dennoch sinnvoll.

Folgende Forderungen an staatliche Maßnahmen zur Fahrraddiebstahlsprävention sind das Ergebnis der Untersuchung: In Zusammenarbeit mit den Schloßherstellern muß ein gutes und nicht zu teures Schloß entwickelt werden. Anzahl und Nutzung bewachter Abstellmöglichkeiten sind zu erhöhen. Die Empfehlungen an Radfahrer zur Fahrradsicherung sind zu verschärfen, insbesondere im Sinne der Förderung des Fahrradparkens in geschlossenen Räumen bzw. bewachten Abstellanlagen; außerdem sollten Fahrräder so "stramm" angekettet werden, daß wenig Platz bleibt, Aufbruchswerkzeuge anzusetzen. Nicht zuletzt dürfen Schlösser und Fahrradständer nicht alleine betrachtet werden; vielmehr müssen Sie zusammen so gestaltet werden, daß Aufbruchversuche möglichst erschwert werden.

Bericht
Fietsdiefstal - onderzoek naar de dagelijkse praktijk van fietsdieven. Untersuchung im Auftrag des niederländischen Justizministeriums, Directie Criminaliteitspreventie. Den Haag, August 1995. ISBN 90-5319-039-2

Autoren
Paula van Kesteren, Ger Homburg; Regioplan, onderzoek, advies en informatie B.V.

Bezugsquelle
Ministerie van Justitie, t.a.v. mw. M. Moene (kamer H 925), directie Criminaliteitspreventie/SIV, postbus 20301, 2500 EH Den Haag.


Autor(en) dieser Ausgabe: Ulrich Kalle.
Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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