ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 257 - 25.11.1995

YUNTONG LIU / KARL-HEINZ LENZ:

STADTVERKEHR UND VERKEHRSSICHERHEIT IN BEIJING

Nur noch 13 Fahrräder je Kfz - Kreuzungen werden Engpaß für Radfahrer

Wichtigstes Ergebnis: In Beijing verschlechtern sich die Bedingungen für das dortige Hauptverkehrsmittel Fahrrad, mit dem 1990 noch 58% aller Fahrten zurückgelegt wurden, rapide. Die steigende Verkehrsdichte stellt Radfahrer und Verkehrsplaner in Beijing an Kreuzungen vor fast unlösbare Probleme.

Zum Inhalt: Der Stellenwert des Fahrrads, mit dem 1990 noch 58% aller Fahrten in Beijing zurückgelegt wurden (mit dem Privatauto dagegen nur 2,9% - Tab.2), geht rapide zurück, denn die chinesische Hauptstadt Beijing erlebt eine rapide Expansion des Kraftfahrzeugverkehrs.

In Beijing sind mehr als 12 Mio. Bewohner sowie Dienstreisende und Touristen unterwegs. Der Bestand an Fahrzeugen steigt rapide. Während die Zahl der Fahrräder seit 1980 von 2,88 auf 7,36 Mio. (Ende 1993) nur um 8% pro Jahr zugenommen hat, stieg der Kfz-Bestand von 1980 bis 1993 von 104.000 auf 564.000 sogar um 14% jährlich. Noch 1980 kamen 28 Fahrräder auf ein Kfz, 1993 nur noch 13.

Das seit der Ming- und Quing-Dynastie vor 500 Jahren entwickelte Straßennetz Beijings ist schachbrettartig, hatte 1993 zwei Ring- (Schnellstraßen) und 8 Hauptstraßen mit 2645 km Länge sowie mehrere Nebenstraßen. Mit 1,93 km Straßenlänge / km2, umfaßt das Straßennetz nur 2% der Stadtfläche; das ist vergleichsweise gering.

Alle bestehenden Schnell- und Hauptverkehrsstraßen haben rechts und links jeweils großzügige Radwege von mindestens 7 m Breite, und sogar Nebenstraßen erhalten zwei je 6 m breite Radwege (Abb. 3). Die Planungen sehen vor, das Straßennetz umfassend auszubauen. Ziel sind vier als Schnellstraßen angelegte Ringstraßen, 19 weitere Hauptstraßen und zahlreiche Nebenstraßen.

Die größten Probleme im Straßennetz der chinesischen Hauptstadt entstehen, wo sich die Verkehrsströme des Radverkehrs und des Autoverkehrs kreuzen. Bereits 1994 wurden an 81% der Kreuzungen in der Spitzenstunde mehr als 10.000 nichtmotorisierte Fahrzeuge (v.a. Fahrräder) gezählt, und 40% aller Kreuzungen wurden bereits von mehr als 7000 Kfz frequentiert. Normale, ebenerdige Straßenkreuzungen mit kreuzendem und ein- und ausbiegenden Rad- und Autoverkehr sind nicht mehr in der Lage, soviele Fahrzeuge zu bewältigen und deshalb zum Kapazitätsengpaß des Netzes geworden. Bislang wurden zahlreiche bedeutende Kreuzungen mit Unter- und Überführungen ausgebaut, um Rad- und Kfz-Verkehr auf mehreren Ebenen voneinander zu separieren (Abb.1). Da aber auch dies nicht ausreichen wird, werden bald neue, noch leistungsfähigere Lösungen erforderlich.

Artikel: "Stadtverkehr und Verkehrssicherheit in Beijing", von Yuntong Liu und Karl-Heinz Lenz, Straßenverkehrstechnik 7/95, S. 318-322.

Anschriften: Prof. Dr.-Ing. M. Sc. Yuntong Liu, Beijing Polytechnic University, Department of Civil Engineering, No. 100 Ping Le Yuan, 100022 Beijing, P.R. China; Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Lenz, Bundesanstalt für Straßenwesen, Brüderstraße 53, 51427 Bergisch Gladbach.

FDF 257 vom 25.11.95

BRR 68 vom Februar 1996


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


Webtechnik: Heiner.Schorn@informatik.umu.se   FDF-HomePage http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/