ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 247 - 08.07.1995

TILMAN BRACHER:

KONZEPTE FÜR DEN FAHRRAD- UND FUSSGÄNGERVERKEHR

Verlängertes Grün für Radfahrer und Fußgänger: öfter Rot für Autos

Wichtigstes Ergebnis: Fußgänger und Radfahrer stellen überwiegend unterschiedliche Anforderungen an die Verkehrsplanung. Fahrradnutzung und Zu-Fuß-Gehen werden besonders wirksam unterstützt, wenn fördernde und restriktive Verkehrsmaßnahmen vereint werden. Zur Förderung können Rad- und Fußflächen verbreitert, Grünzeiten verlängert und mehr Investitionsmittel eingesetzt werden. Wo dies zu Lasten des Autoverkehrs geht, ergeben sich dort die gewünschten restriktiven Wirkungen.

Zum Inhalt: Fußgänger und Radfahrer lassen sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Eigenschaften im Detail nicht mit den selben Instrumenten fördern, denn Fußgänger und Radfahrer haben wegen ihres recht unterschiedlichen Verkehrsverhaltens verschiedene Ansprüche an Flächen, Geschwindigkeit und Trassierung. Die Geschwindigkeitsdifferenzen von Rad- und Fußgängern sind im Stadtgebiet relativ und auch oft absolut höher als zwischen Radfahrern und dem Kraftverkehr.

Im Gegensatz zum Fußverkehr wurden die Möglichkeiten zur Förderung des Radverkehrs bereits ausgiebig beforscht. Während es demnächst eine radfahrfreundliche Neufassung der deutschen "Empfehlungen für Radverkehrsanlagen" geben wird (ERA 95), gibt es für den Fußverkehr noch kein einheitliches Planungswerk, das die Nutzungsansprüche der Fußgänger voll berücksichtigt.

Verkehrsverhalten läßt sich besonders wirksam beeinflussen, wenn restriktive Maßnahmen ("Push"-Effekte) zu Lasten des Kfz-Verkehrs und fördernde Maßnahmen ("Pull"-Effekte) zugunsten von Fuß- oder Radverkehr kombiniert werden. Beispielsweise durch Maßnahmen der Parkraumsteuerung (weniger Autoparkplätze, bessere Fahrradabstellmöglichkeiten) oder durch Flächenumverteilung im Straßenraum (mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, dafür weniger Platz für Autos). Auch längere "Grünschaltungen" für Fußgänger oder Radfahrer an Lichtsignalanlagen wirken in der Regel zu Lasten von Autofahrergrün.

Tagungsbeitrag: "Konzepte für den Fahrrad- und Fußgängerverkehr" von Tilman Bracher, in: Verkehrsvermeidung - Verkehrsverlagerung - Verkehrslenkung. Tagungsband zum FGSV-Kolloquium am 5./6. Mai 1994 in Bonn, Hg. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Bonn 1995. ISBN 3 78123684.

Anschriften: Tilman Bracher, IVU GmbH, Bundesallee 88, 12161 Berlin, Tel. 030/85906-0.

FDF 247 vom 8.07.95

aus: T. Bracher, a.a.O.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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