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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 243 - 13.05.1995

MANFRED TREBER:

EINE CO2-BILANZ DES ÖPNV FEHLT

Gemeinden: Wenig Geld für den Radverkehr

Wichtigstes Ergebnis: Nach einer Städteumfrage gaben die deutschen Gemeinden 1991 für den öffentlichen Verkehr bis zu 230 DM / Einwohner und Jahr aus, für den Straßenverkehr bis zu 300 DM. Die Ausgaben für den Radverkehr lagen in westdeutschen Großstädten nur zwischen 2 und 6 DM, in anderen Städten zwischen 1 und 31 DM.

Zum Inhalt: Mit einer für die Klima-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags durchgeführten Städtebefragung hat Manfred Treber, Leiter des Verkehrsbereichs der Nord-Süd-Initiative Germanwatch, Kenngrößen zur Beurteilung der kommunalen Verkehrspolitik ermittelt. Von 32 angeschriebenen Städten hatten 28 geantwortet und unter anderem Daten zu den kommunalen Pro-Kopf-Ausgaben für den Radverkehr, den Straßenverkehr und Zuschüsse für öffentliche Verkehrsmittel im Jahr 1991 genannt.

Die gemessen an der Einwohnerzahl unter den befragten Städten höchsten Ausgaben für den Radverkehr wurden 1991 aus Neubrandenburg gemeldet (31,40 DM); am wenigsten gaben Oberhausen (0,75 DM), Würzburg (0,78 DM) und Bonn (1,07 DM) für den Radverkehr aus.

Die größeren Städte der alten Bundesländer (Berlin, Hamburg, München, Frankfurt/M, Essen, Stuttgart, Düsseldorf, Bremen, Duisburg und Hannover) gaben nur zwischen 2 und 6 DM / Einwohner für den Radverkehr aus, dagegen für öffentliche Verkehrsmittel 110 - 180 DM, und für den Straßenverkehr 60 -250 DM (Tabelle 1).

Westdeutsche Städte mit 50.000 - 500.000 Einwohnern (Mannheim, Karlsruhe, Bonn, Münster, Oberhausen, Freiburg, Kassel, Würzburg, Paderborn, Ulm, Erlangen, und Passau) gaben für den Radverkehr zwischen 1 und 17 DM / Einwohner und Jahr (ÖV-Zuschußbedarf 30 - 190 DM, Straßenverkehr 30 - 300 DM) aus (siehe Tabelle 2). Die Ausgaben der ostdeutschen Städte (Leipzig, Dresden, Rostock, Chemnitz, Neubrandenburg, Weimar) für den Radverkehr lagen 1991 zwischen 2 DM und 31 DM / Einwohner. Der ÖV-Zuschuß betrug 60 - 230 DM, und der Straßenverkehr kostete 140 - 250 DM (siehe Tabelle 3).

Anhand dieser Daten vermutet Treber, daß eine Förderung des MIV den Gemeindehaushalt oft doppelt belastet - einerseits die Fördermaßnahme selbst, und andererseits das erhöhte Defizit des öffentlichen Personennahverkehrs, der infolge der Förderung des motorisierten Individualverkehrs an Attraktivität verliert und stärker bezuschußt werden muß.

Artikel: "Eine CO2-Bilanz des ÖPNV fehlt" von Manfred Treber, Germanwatch, in: Der Nahverkehr 5/94, S. 9-11. Langfassung: Manfred Treber, "Verkehr in deutschen Städten", Germanwatch Arbeitspapier Nr. 4, Bonn 1993.

Autor: Dr. rer. pol. Manfred Treber, Kirchstr. 31, 56626 Andernach, Tel. 02632/31133. Germanwatch, Adenauerallee 37, 53113 Bonn, Tel. 0228/26798-16, Fax. -19.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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