ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 223 - 06.08.1994

DANIEL EGAN:

EINE ERFOLGSGESCHICHTE ÜBER FAHRRAD UND BUS

Radverkehr nach Einführung kombinierter Fahrrad- und Busspuren verdreifacht

Wichtigstes Ergebnis: Richtig gestaltete Busspuren sind auch für Radfahrer gut geeignet. Auf einer für Bus- und Radverkehr reservierten Fahrspur in Toronto fühlen sich Radfahrer komfortabler und fahren häufiger. Außerdem wurde Busverkehr dort beschleunigt, die Zahl der Busfahrgäste nahm zu, Autos kommen zügiger voran, und die Verkehrssicherheit hat zugenommen.

Zum Inhalt: Mit dem Ziel, für den öffentlichen Verkehr Fahrgastzuwachs, kürzere Reisezeiten, mehr Zuverlässigkeit und geringere Betriebskosten zu erreichen, und für den Fahrradverkehr mehr Sicherheit, wurde 1990 eine Fahrspur der Bay Street im kanadischen Toronto für Busse, Radfahrer und Taxen werktags von 7 - 19 Uhr reserviert. Kraftfahrzeuge dürfen dort nur noch die mittleren beiden von vier Fahrspuren einer 3 km langen Straße benutzen, jedoch vom rechten Fahrstreifen aus abbiegen. Linksabbiegen wurde teilweise verboten. Kfz-Parkplätze, Taxistände und Verkaufswagen wurden entfernt. 120 Fahrradparkplätze wurden z.T. durch Umbau von Stellplätzen an Parkuhren neu eingerichtet.

Die neue Regelung wurde trotz verschiedenster Bedenken eingeführt. Die unterschiedliche Straßenbreite erlaubt in der Südhälfte eine gemeinsame Rad- und Busspur mit 4,50 m Breite, in der Nordhälfte 3 m - 3,30 m.

Vorher-Nachher-Messungen ergaben, daß der Radverkehr nach der Umgestaltung auf der Bay Street um 173% zunahm. Die Zahl der Busfahrgäste stieg um 25%, der Busverkehr wurde um 12% beschleunigt, der Taxiverkehr stieg um 8%, und der Kfz-Verkehr um 2% bei verkürzter Reisezeit; außerdem gab es weniger Unfälle.

Eine Befragung ergab, daß sich Radfahrer seit der Einführung wesentlich komfortabler fühlen. Allerdings bestehen deutliche Unterschiede in der Bewertung der verschiedenen Fahrspurbreiten. 75% fühlen sich auf der breiten Abschnitt der gemeinsamen Bus und Radspur sicherer als früher, und nur 42% auf dem schmaleren Abschnitt. Weniger sicher allerdings fühlten sich nur 2% bzw 8% (vgl. Abb.1). Neben der Breite hat die Abschaffung des Parkens das Sicherheitsgefühl verbessert, und die laufende Kennzeichnung der Fahrspur für den Radverkehr bestärkt Radfahrer darin, auf der Bay Street radzufahren.

Weil sich in vielen Städten Busspuren leichter durchsetzen lassen als Radfahrstreifen, so Daniel Egan in seinem Vortrag zur Velomondiale-Konferenz in Kanada, sollten Busspuren eingerichtet und so gestaltet werden, daß Radfahrer dort sicher mitfahren können.

Beitrag: "Toronto's Bay Street Urban Clearway: A Bicycle and Bus Success Story" (in engl.) von Daniel Egan. In: "The Bicycle: Global Perspectives / Perspectives Mondiales sur le Vélo", Tagungsband zur Konferenz Vélo Mondiale - Pro Bike - Velo City vom 13.-17.9.92 in Montreal, Québec, Kanada, S. 146-148. Herausgeber


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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