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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 215 - 16.04.1994

GÜNTER FÖRSCHNER:

VERKEHRSVERHALTEN IM WEST-OST-VERGLEICH ANHAND ALLGEMEINER VERKEHRSKENNWERTE

Trotz kürzerer Wege wird in Ostdeutschland weniger Fahrrad gefahren

Wichtigstes Ergebnis: Fahrräder werden in Westdeutschland häufiger benutzt als in Ostdeutschland: im Westen für 12% des Verkehrs (aller Fahrten und Fußwege), im Osten für 8%. Im Westen fahren Groß- und Kleinstädter etwa gleich häufig Fahrrad, in Ostdeutschland dagegen sind die Fahrradanteile in kleineren Orten deutlich höher.

Zum Inhalt: In einem Forschungsbericht für das Bundesverkehrsministerium hat Günter Förschner, Technische Universität Dresden, Kennwerte der vergleichbaren ost- und westdeutschen Haushaltsbefragungen zum Verkehrsverhalten "SrV Plus 1991" und "KONTIV 89" ausgewertet.

Die Motorisierung lag in Ostdeutschland 1991 fast auf westdeutschem Niveau - in beiden Teilen sind die Mehrzahl der Haushalte motorisiert. Im Osten sind die Einwohner bei allen Ortsgrößen etwa gleich stark motorisiert, im Westen dagegen gibt es in kleinen Gemeinden relativ mehr Kraftfahrzeuge als in größeren Städten (Abb. 1). Fast gleich hoch aber sind die Zahl der Wege pro Person und Tag und der Anteil der Personen, die an einem Stichtag "außer Haus" waren.

Im Osten wird allerdings häufiger zu Fuß gegangen als im Westen (36% bzw. 28% aller Wege sind Fußwege) und weniger Auto gefahren (40% Ost bzw. 53% West). Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel werden in Ost und West unterschiedlich häufig genutzt. Der Fahrradanteil liegt in Westdeutschland bei 12,1%, und bei allen Stadtgrößen in der Nähe des Mittelwerts (Abb.6). Im Osten dagegen beträgt der Fahrradanteil nur 8,3 %.; dabei wird umso häufiger Rad gefahren und umso seltener mit öffentlichen Verkehrsmitteln, je kleiner ein Ort ist (Abb.7). Insgesamt wird der öffentliche Verkehr im Osten (16% aller Wege) mehr als doppelt so häufig genutzt als im Westen (7%).

Deutliche Unterschiede betreffen auch die Entfernungsstrukturen. Die mittleren Entfernungen pro Weg liegen in kleineren Orten Westdeutschlands deutlich höher als in Ostdeutschland (vgl. Abb.8). Die Verkehrsarbeit ist deshalb in den westlichen Gemeinden (in Gemeinden bis 20.000 Einwohner z.B. legt jede Person pro Tag 31,5 km zurück) deutlich höher als im Osten (19,1 km). Zur Zersiedelung der Raumstrukturen und damit der Zunahme von Entfernungen und der Pkw-Nutzung in den Altbundesländern kam es, weil zunehmend im weiten Umland von größeren Städten gewohnt wird.

Artikel: "Verkehrsverhalten im West-Ost-Vergleich anhand allgemeiner Verkehrskennwerte" von Günter Förschner. In: Straßenverkehrstechnik 6/93, S. 285-291.

Anschrift: Doz. Dr.-Ing. habil Förschner, Technische Universität Dresden, Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Lehrstuhl für Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Mommsenstr. 13, 01069 Dresden.

FDF 215 vom 16.4.94

alle Abb. aus Förschner, a.a.O.

Abb.1, 6, 7, 8


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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