ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 206 - 27.11.93

NIEDERLÄNDISCHER RADFAHRERBUND ENFB:

RADFAHREN IN NIEDERLÄNDISCHEN STÄDTEN

Groningen nutzt 40% des Verkehrsetats für den Radverkehr

Reiseführer durch fahrradpolitisch aktive Städte

Wichtigstes Ergebnis: Ein vom niederländischen Radfahrerbund herausgegebener Reiseführer beschreibt zehn interessante Fahrradtouren durch niederländische Städte mit einer aktiven Fahrradpolitik. Zum Beispiel zur fahrradfreundlichen Infrastruktur von Amsterdam und Delft und zur fahrradgerechten Stadtplanung in Groningen und Houten.

Zum Inhalt: Die Erfolge der Fahrradpolitik in den Niederlanden mit einem Radverkehrsanteil von 30% aller Wege und einem umfassenden Programm zur Fahrradförderung (Masterplan Fiets) stoßen in der gesamten westlichen Welt auf breites Interesse. Weil immer mehr Planer und Verkehrsingenieure dies kennenlernen wollen, hat der niederländische Radfahrerbund im Auftrag des Verkehrsministeriums einen englischsprachigen Tourenführer für interessante Fahrradrundfahren durch zehn Städte mit einer aktiven Fahrradpolitik zusammengestellt.

Zu diesen Städten gehört Amsterdam, mit 800.000 Einwohnern und 500.000 Radfahrten pro Tag, sehr engen Verhältnissen und hohem Parkdruck. Dort wird zunehmend Raum vom Autoverkehr für Radfahrer zurückgewonnen, beispielsweise durch Umwandlung von Autoparkplätzen in Fahrradparkplätze.

In Apeldoorn (149.000 Ew), beträgt der Radverkehrsanteil an Werktagen bereits 42%, im Berufsverkehr sogar 50%. Die Stadt verfolgt das Ziel, den Radverkehrsanteil bis 1995 auf 55% zu steigern. 1990 wurden dazu Maßnahmenvorschläge für 50 Mio. Gulden (45 Mio DM) erarbeitet, das jährliche Budget beträgt bisher jedoch nur 2 Mio Gulden.

In Delft (100.000 Einwohner) wird gezeigt, wie es im vergangenenen Jahrzehnt (1982- 1992) gelungen ist, mit Investitionen von 28 Millionen Gulden die Fahrradnutzung (in Radverkehrskilometern) jährlich um 6 - 8% zu steigern.

Tilburg, 160.000 Ew., darunter 26.000 Studenten, hat in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre eine erste Hauptverkehrsroute für den Fahrradverkehr erstellt und ihre Wirkung systematisch untersucht. An der meist befahrenen Stelle sind dort inzwischen täglich 11.000 Radfahrer unterwegs. Nach vorliegenden Prognosen drohte der Autoverkehr zu wachsen und der Anteil der von unzumutbarem Lärm belasteten Bevölkerung (Belastungen über 55 db(A)) drohtevon 30 auf 37% der Bevölkerung zu steigen. Jetzt sollen u. a. Vorrangmaßnahmen für den Radverkehr an Kreuzungen und kostenlos bewachte Fahrradparkplätze an beiden Bahnhöfen dazu beitragen, daß der Autoverkehr stattdessen um 10% zurückgeht.

Groningen, 170.000 Ew., wo bereits 57% der innerstädtischen Wege Radfahrten sind, gab 1991/92 40% aller Investitionen für den Stadtverkehr zugunsten des Radverkehrs aus (9 Mio DFl.). Damit soll die Reisezeit für den Radverkehr reduziert, der Komfort gesteigert, die Sicherheit verbessert und der Autoverkehr reduziert werden. Die Maßnahmen betreffen auch die Siedlungs-und Parkierungspolitik.

Weitere Reiseziele liegen in Enschede, Lelystadt (einer neu erbauten Stadt mit 60.000 Einw.), Helmond (70.000 Ew.), Houten (28.000 Einwohner, Modell einer Stadt der kurzen Wege) und Zwolle (94.000 Ew., vorbildliche niveaufreien Querungen, bei denen die soziale Sicherheit besonders geachtet wurde).

Spezialführer: "Cycling in Dutch Cities" (in engl.), von Niederländischer Radfahrerbund Fietsersbond enfb im Auftrag des Niederländischen Ministeriums für Verkehr, Öffentliche Betriebe und Wasserwirtschaft. Preis: 30 DFl. (einschl. Versand ins Ausland).

Bezugsquelle: Fietsersbond enfb, Havenstraat 13, Postfach 2150, NL- 3440 DD Woerden, Tel. +30- 3480- 23119; fax. +30- 3480- 17058 FDF 206 vom 27.11.93


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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