ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 205 - 13.11.93

ECKART KUTTER:

FÄHRT DIE VERKEHRSPOLITIK IN EINE SACKGASSE?

Preis des Verkehrs muß kontinuierlich steigen

Stetiger Verkehrszuwachs kompensiert zunehmende Fahrradnutzung

Wichtigstes Ergebnis: Von 1979 bis 1988 hat sich die innerstädtische Fahrradnutzung im Berufsverkehr in Deutschland von 7% auf 11% aller Berufsverkehrswege erhöht. Weil das Verkehrswachstum aber weiterhin ungebrochen ist, hat sich die Umwelt-und Verkehrssituation insgesamt aber nicht verbessert.

Zum Inhalt: Der Personen- und Güterverkehr ist maßgeblich am fossilen Energieverbrauch und an den Gesamtemissionen von CO2 zu fast einem Drittel mit steigender Tendez beteiligt. Das Wachstum des Verkehrs ist immer noch ungebrochen.

Im Güterverkehr liegt dies erstens an der immer weiter fortschreitenden Internationalisierung der Wirtschaft, und zweitens, weil die Zersiedelung, die durch das niedrige Preisniveau des Verkehrs maßgeblich mitverursacht wurde, immer größere Distanzen für die Aktivitäten der Wirtschaft nach sich zieht. Zwar erhöht die intensivere Arbeitsteilung zwischen den Ländern der EG, so Prof. Kutter vom Deutschen Insutitut für Wirtschaftsforschung, den Lebensstandard und verbessert die Chancen der peripheren Regionen. Gleichzeitig jedoch führt dies - weniger erfreulich - auch zu Verkehrswachstum und zur Nutzung umweltbelastender Verkehrsmittel. Fast zwei Drittel der Transportkilometer werden grenzüberschreitend erbracht, und nur noch 36% sind Binnenverkehr (Tab.1). Im grenzüberschreitenden Verkehr hat die Bahn bisher den Übergang zu internationalen Netzen nicht bewältigt und noch größere Marktanteile verloren als im Binnenverkehr.

Gleichzeitig mit der Ausweitung der Lebensräume nimmt die Bevölkerung im Umland der Großstädte zu. Deshalb steigen auch im Personenverkehr die Entfernungen. Die täglich im Berufsverkehr zugebrachten Personenkilometer stiegen zwischen 1961 und 1988 von 330 auf 562 Mio., weil immer weniger Beschäftigte am Arbeitsort wohnen (Tab.3). Zwar konnte das Fahrrad im Binnenverkehr seinen Anteil von 1970 (7%) bis 1988 (11%) im Berufsverkehr deutlich steigern. Der Anteil der Fußwege nahm jedoch stark ab, weil die Entfernungen zu weit wurden. Auch die öffentlichen Verkehrssysteme wurden den neuen Verflechtungsstrukturen nicht adäquat angepaßt.

Vor allem der überörtliche Verkehr aber nahm stark zu, und wird mittlerweile zu mehr als 80% mit dem Auto zurückgelegt (Tab. 4).

Hauptgrund für die Verschlechterung der Verkehrsbedingungen ist, schreibt Prof. Kutter in seinem Bericht, die Inkonsistenz der verfolgten politischen Ziele. Der Transport ist billig. Die regionalen Verkehrsprobleme werden auf Bundesebene vernachlässigt, die Verkehrswirkungen werden von Raumordnungs- und Regionalplanungsinstanzen kaum wahrgenommen. Eine Verbesserung ist mit einem Siedlungs-Verkehrs-System, das sich in erster Linie auf Wegeplanung für den Individualverkehr beschränkt, nicht zu erreichen.

Wenn die Lebensräume erhalten und die Umweltqualität verbessert werden soll erscheint es unverzichtbar, auf europäischer Ebene die Preise im Verkehr kontinuierlich und vorhersehbar zu erhöhen um die regionalen Wirtschaftskreisläufe zu stärken.

Artikel: "Fährt die Verkehrspolitik in eine Sackgasse?" in: DIW-Wochenbericht 32/93 vom 12.8.93, Berlin.

Anschrift: Prof. Dr. Eckart Kutter, Deuts


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


Webtechnik: Heiner.Schorn@informatik.umu.se   FDF-HomePage http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/