ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 200 - 04.09.1993

CLUB DES VILLES CYCLABLES (Hg.): DAS FAHRRAD - EIN EINSATZ FÜR DIE STADT

Fahrradverkehr in Frankreich im Hintertreffen

Wichtigstes Ergebnis: In Frankreich wird immer weniger Fahrrad gefahren. Der Hauptgrund dafür ist die völlige Priorität des motorisierten Verkehrs auf allen Ebenen. Die Ignoranz gegenüber dem Fahrrad ist weit verbreitet, das Fahrrad hat ein schlechtes Image, es gibt keine Fahrradlobby, aber viele Fahrraddiebstähle.

Zum Inhalt: In Frankreich wird immer weniger Fahrrad gefahren, weil der motorisierte Verkehr gegenüber dem Radverkehr ständig und überall Priorität erhält. Dies zeigen die auf dem 4. Jahreskongreß der französischen Vereinigung der mit dem Fahrrad befahrbaren Städte Club des Villes Cyclables 1992 in Straßburg vorgetragenen Beiträge.

Nach Philip Dufetelle, dem aus Toulouse stammenden Präsident des Klubs, liegt ein Hauptgrund in der für Radfahrer ungeeigneten Straßenraumaufteilung. Deshalb möchte der mittlerweile 54 Städte umfassenden Zusammenschluß in erster Linie dafür sorgen, daß Radfahrer und Fußgänger mehr Platz im Straßenraum erhalten.

Obwohl in Frankreich, so Jean-Rene Carre vom Institut für Verkehr und Verkehrssicherheit INRETS, fast 60% aller Wege unter 5 km und damit im idealen Entfernungsbereich des Fahrrads liegen, wird immer weniger Fahrrad gefahren. Im Durchschnitt der Jahre 1984/90 wurden mit dem Auto bereits mehr als 50% aller Wege unternommen, zu Fuß noch über 30% und mit öffentlichen Verkehrsmitteln über 10%. Motorrad-, Moped- und Fahrradverkehr sind deutlich zurückgegangen und spielen im Verkehr kaum noch eine Rolle.

Die Gründe für die Ignoranz gegenüber dem Fahrrad, so Jean Chaumien, Präsident der Föderation der Fahrradbenutzer FUBICY, liegen im schlechten Image des Fahrrads. Weil es keine der Autolobby vergleichbare Fahrradlobby gibt, fehlt es an Geld und Kenntnissen für sichere Radverkehrsanlagen, an vernünftigen Radverkehrsangeboten und der Fahrraddiebstahl wird nicht bekämpft. Das Fahrrad wird außerdem ständig übersehen, weil in Frankreich traditionell vom Zweiradverkehr deux-roüs gesprochen wird und so Fahrräder, Mopeds und Motorräder undifferenziert in einen Topf geworfen werden.

Die einzige Ausnahme dagegen bildet Straßburg, die Gastgeberstadt der Konferenz. Dort weiß man seit einer Haushaltsbefragung 1988, daß die Menschen nicht nur Auto fahren, sondern täglich auch etwa 50.000 Fahrten mit dem Fahrrad und etwa 50.000 Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln unternehmen. Obwohl das Fahrrad die gleiche Bedeutung hat wie der öffentliche Verkehr, wird aber auch in Straßburg der Fahrradverkehr gegenüber dem öffentlichen Verkehr noch erheblich benachteiligt. So wird die Wiedereröffnung eines Straßenbahnnetzes mit erheblichen Mitteln vorbereitet, aber der Radverkehr nicht in gleichem Maße gefördert. Wer aufs Fahrrad setzt, so der für den öffentlichen Verkehr und fürs Fahrrad engagierte Straßburger Stadtrat Jean Gerber, setzt auf die Stadt.

Tagungsband: "Le Velo, un enjeu pour la ville", 4eme Congres National de Club des Villes Cyclables

Herausgeber: Club des Villes Cyclables, Mairie de Bordeaux, F-33077 Bordeaux Cedex, Tel. +33.56.10.17.79.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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