ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 192 - 15.05.1993

ERWIN LEUTHE: BEISPIELE AUS FORCHHEIM ZUR RADVERKEHRSPLANUNG

Forchheims kommunaler Bauhof sorgt für städtische Diensträder

Wichtigstes Ergebnis: Kleinstädte können durch Förderung des Radverkehrs in der Regel größere Potentiale fürs Fahrrad erreichen als Großstädte. Gemessen an der Möglichkeit. PKW-Verkehr zu verringern, erweist sich Fahrradförderung als wirtschaftlicher und wirksamer als die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs.

Zum Inhalt: Obwohl kleinere Städte unter 100.000 Einwohnern, so Erwin Leuthe, Stadtplaner aus Forchheim, "nach jedem Strohhalm zur Eindämmung der Autoflut" greifen, ist vielen politischen Entscheidungsträgern von kleineren Städten nicht bewußt, daß sie höhere Potentiale zur Steigerung des Radverkehrs haben als größere Städte.

Während für eine Stadt mit 100.000 Einwohnern insgesamt über mehrere Jahre verteilt ein Bedarf ein Bedarf von etwa 40 Mio. DM an Zuschüssen entsteht, um das Fahrradpotential - etwa ein Verkehrsanteil von 40% auszuschöpfen, kosten alleine die Betriebszuschüsse für ein akzeptables ÖPNV-Angebot wie in der 100.000 Einwohner-Stadt Erlangen jährlich 10 Mio. DM.

Für die 30.000 Einwohner der Stadt Forchheim bietet der innerstädtische ÖPNV nur ein Minimalangebot. Sein Verkehrsanteil tendiert deshalb gegen Null. Ein halbstündliches Bahnangebot verbindet Forchheim in Richtung Erlangen und Nürnberg. Der Radverkehrsanteil lag 1984 bei 10% und hat sich bis 1990 auf 15% gesteigert. Seither wurden jährlich bis 1990 zwischen 500.000 DM und 1 Mio. DM ausgegeben, vom Straßenbauamt, der Flurbereinigung und der Stadt. Der Eigenanteil der Stadt liegt bei 300.000 DM, darunter 100.000 DM Zuschüsse hauptsächlich nach dem Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz (GVFG).

Das Forchheimer Konzept verzichtet weitgehend auf Radwegebau, sondern setzt in erster Linie auf Maßnahmen, die das städtische "Klima" für den Radverkehr verbessern. Die Radverkehrsförderung umfaßt das Angebot von Serviceleistungen, z.B. Diensträder, Sonderausgaben des Stadtplans mit Radrouten, Radverleih am Bahnhof und im Rathaus; aber auch Maßnahmen an der Infrastruktur, wie rote Einfärbungen auf Radwegen und Radfurten, dezentrale Fahrradabstellanlagen und eine Beschilderung der Hauptrouten, um die "Präsenz des Radverkehrs im optischen Erscheinungsbild" der Stadt zu betonen. Außerdem werden alle Wohngebiete mit Tempo 30 außerhalb der Hauptverkehrsstraßen "verkehrsberuhigt" sowie weitere Restriktionen insbesondere für den ruhenden Kfz-Verkehr ergriffen.

Zu den Forchheimer _Speziallösungen_ gehört die Beschaffung der Diensträder: sie wurden aus dem Bestand der Fahrräder vor der Versteigerung ausgewählt und vom städtischen Bauhof hergerichtet und gewartet. Und die Beschilderung der Hauptradrouten wurde von einer Berufsschulklasse für Metallarbeiter hergestellt.

Insgesamt wird für Forchheim ein Investitionsbedarf für den Radverkehr von ca. 12 Mio. DM erwartet, wobei auch Stege über den Main-Donau-Kanal. die Autobahn und den Gündelbach enthalten sind. Reine Radwege sind nur noch entlang den Hauptverkehrsstraßen mit mehr als 5000 Kfz/Tag vorgesehen.

Referat: "Planungsbeispiele aus Forchheim zur Radverkehrsplanung". Referat vom 10.10.91 (Manuskript) von Dipl.-Ing. Erwin Leuthe, Forchheim.

Autor: Erwin Leuthe, Stadt Forchheim, Stadtbauamt, Birkenfelder Str. 2-4, 91301 Forchheim, Tel. (09191) 84-241.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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