ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 190 - 17.04.1993

JOACHIM FALKENHAGEN, MICHAEL-GLOTZ-RICHTER u.a.: WOHNEN OHNE AUTO

Bremen und Berlin planen autofreie Stadtteile

Wichtigstes Ergebnis: Die in Bremen und Berlin geplanten Stadtteile zum "Wohnen ohne Auto" dienen zwei Anliegen: zum einen sollen die Menschen, die selbst autofrei leben und deshalb mit dem Auto keinen Lärm und Abgase erzeugen, vom Autoverkehr und dessen Folgen verschont bleiben können, und zum anderen lassen sich beim Wohnungsbau erhebliche Kosten einsparen, wenn Wohnungen weitgehend ohne Stellplatzbedarf erstellt werden können.

Zum Inhalt:

Vertreter aus Bremen und Berlin stellten auf einer Veranstaltung zum Thema "Wohnen ohne Auto" im Februar 1993 in Berlin Planungen für die ersten Wohnsiedlungen für Anwohner vor, die ohne eigenes Auto leben wollen. In den geplanten Stadtteilen sollen die Menschen, die selbst ohne Auto leben und damit keinen Lärm und Abgase erzeugen, in ihrem Wohnumfeld vom Autoverkehr und dessen Folgen verschont bleiben; außerdem lassen sich beim Wohnungsbau erhebliche Kosten einsparen, wenn Wohnungen weitgehend ohne Stellplatzbedarf entstehen. Darüber hinaus kann ein grünes, von Verkehrsunfallgefahren weitgehend verschontes Wohnumfeld gestaltet werden, das auch Kindern wieder die Möglichkeit gibt, vor der Haustür zu spielen.

Nach _Michael-Glotz-Richter_ von der Bremer Senatsverwaltung für Umweltschutz und Stadtentwicklung soll die in Bremen für Bezug 1995/96 geplante erste Siedlung im Hollerland 230-250 Wohnungen am Stadtrand umfassen, die an einer günstigen Radverkehrsverbindung zur Innenstadt liegen und Straßenbahnanschluß erhalten. Das gemeinsam vom Bremer Senat und Prof. Krämer-Badoni von der Universität Bremen angestoßene Projekt sieht eine Selbstverpflichtung für Anwohner vor, kein eigenes Kraftfahrzeug zu halten, aber die Möglichkeit zu Car-Sharing und Parkplätze für Besucher und Gäste. Hierfür hat sich bereits ein fester Interessentenkreis gebildet, der überwiegend Menschen umfaßt, die auch heute schon 'autofrei' leben.

Der Vertreter der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, _Michael Stoll_, hält etwa 5.000 Einwohner ("eine Grundschuleinheit") für zweckmäßig, damit ein Gebiet mit den wichtigsten Einrichtungen versorgt werden kann und eine abgeschlossene Siedlungsgröße erreicht wird.

Die in Berlin vorgeschlagenen Standorte, so _Joachim Falkenhagen_ von der Berliner Projektgruppe "Wohnen und Arbeiten ohne Auto", umfassen Projekte im Innenstadtbereich (z.B. im Bereich des ehemaligen Grenzgebiets), Standorte "Autofrei am Wasser" (z.B. an der Rummelsburger Bucht) und "Autofrei am Stadtrand". Die zur Zeit mehr als ein Dutzend Standorte wurden nach den Kriterien guter ÖPNV-Erschließung, geringer Störung durch Immissionen, guter Angebote im Nahbereich sowie bevorzugt Grundeigentum in öffentlicher Hand (Bund, Land, Treuhandanstalt) ausgewählt und sind als Baugebiet vorgesehen.

Parlamentarische Initiativen laufen in mehreren Berliner Stadtgebieten. Die Bezirksverordnetenversammlung des Stadtbezirks Prenzlauer Berg hat einen Beschluß zur autofreien Gestaltung des Wohngebiets Eldenär Straße mit 1.900 Wohnungen getroffen. Dieses Gebiet ist auch als Olympiastandort vorgesehen. Auch ein bestehendes Wohngebiet, das von der amerikanischen Armee demnächst geräumt wird, könnte kurzfristig 'autofrei' vermietet werden.

Projekte: "Wohnen und Arbeiten ohne Auto in Berlin" von Joachim Falkenhagen (Manuskript); "Die Autofreie Siedlung. Von der Idee zum Bremer Modell" von Michael Glotz-Richter (Manuskript).

Anschriften: Dipl.-Ökonom Joachim Falkenhagen, Rankestr. 32, W-1000 Berlin 30, Tel. 030/213 7897; Dipl.-Ing. Michael Stoll, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz IIB, Lindenstr. 23, W-1000 Berlin 61, Tel. 030/2586-2108; Dipl.-Ing. Michael Glotz-Richter, Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung -52-1-, Am Wall 177, W-2800 Bremen 1, Tel. 0421/361 6703.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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