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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 187 - 06.03.1993

HANS DE JONG, TONNY BOSCH: ZUKUNFTSMODELL HOUTEN

Einzelhandel profitiert von "fahrradgerechter Stadt" Modellstadt für Fahrrad + ÖV reduziert Autonutzung

Wichtigstes Ergebnis: Die in der niederländischen Gemeinde Houten realisierte Orts- und Verkehrsplanung hat erfolgreich dazu beigetragen, unnötigen Autoverkehr zu vermeiden. Dazu wurden alle Wohnungen der 28.000 Einwohner im 3-km-Umkreis um ein Zentrum mit Bahnhof und Geschäften angelegt. Sie sind für Autos von außen über eine Ringstraße erreichbar, aber untereinander nur durch attraktive Rad- und Fußwege verknüpft.

Zum Inhalt: Die niederländische Kleinstadt Houten, 10 km südlich von Utrecht, wurde seit 1979 von 4.000 auf 28.000 Einwohner ausgebaut. Sie hat trotzdem ihren Dorfcharakter behalten, weil eine integrierte Ortsentwicklung die negativen Effekte einer Funktionstrennung von Wohnen, Arbeiten und Verkehr vermieden hat.

Das Beispiel Houtens zeigt, wie unnötiger Autoverkehr erspart werden kann. In Houten wurden das Wohnumfeld verkehrsberuhigt, Investitionen zur Steigerung des Fahrradverkehrs eingesetzt und ein "Bustaxis" als Alternative zu einem für Orte dieser Größe kaum rentablen Stadtbussystem eingerichtet. Trotz des Vorrangs für den langsamen Verkehr bleiben aber alle Ziele mit dem Auto erreichbar.

Die Stadt wurde in einem Radius von 3 km um einen Bahnhof angelegt. Eine Umgehungsstraße mit Unterführungen für Radfahrer führt den Autoverkehr um die Stadt herum, und eine Ost-West-Achse nur für den langsamen Verkehr über Bahnhof und Zentrum durchquert Houten. Innerhalb der Umgehungsstraße liegen alle 16 Wohngebiete und das Orts- und Einkaufszentrum; außerhalb liegen zwei Gewerbegebiete. Die 16 Wohngebiete sind für Kfz von außen über den Ring erschlossen, aber untereinander nur durch autofreie Zonen verbunden.

Das Hauptroutennetz für Fahrradfahrer weist eine Netzdichte von ca. 300 * 300 m auf, sekundäre Fahrradrouten (Erschließungsnetz) verlaufen im Abstand von 150 * 150 m. Weil die Verbindungswege schmal sind und Buchten eingebaut wurden, erreicht der Autoverkehr dort maximal 35 km/h.

Zum Einkaufen erweist sich das Stadtmodell Houten ebenfalls als besonders attraktiv. Die meisten Einwohner fahren mit dem Fahrrad (Fahrradanhänger) zum Einkaufen. Houtens Einwohner machen zwei Drittel ihrer Ausgaben am Ort; fast 100% der Ausgaben für Lebensmittel und 50% des übrigen Bedarfs bleiben in Houten.

In Houten ist es gelungen, unnötigen Autoverkehr zurückzudrängen. Die Einwohner Houtens fahren 25% weniger Auto als anderswo, und in der Spitzenstunde sind pro 100 Wohnungen 50 Kfz unterwegs statt 65-70 Kfz wie im Mittel in den übrigen Niederlanden. In Houten gibt es auffallend viel Radverkehr, Auspendler benutzen besonders häufig die Kombination Fahrrad & Bahn, und auch der Bahnverkehr ist doppelt so hoch wie ursprünglich erwartet.

Houten ist auch viel sicherer als vergleichbare Gemeinden. Je 1000 Einwohner werden in Houten nur 1,1 Personen verletzt - deutlich weniger als im Landesdurchschnitt (3,5 Verletzte / 1000 Ew.). Von 29 im Jahr 1990 erfaßten Verletzten wurden nur 9 im bewohnten Stadtgebiet innerhalb der Umgehungsstraße gezählt, zwei auf der Umgehungsstraße und 18 außerhalb.

Zeitschriftenartikel: "Houten, model voor de tökomst" (niederl.) von Hans de Jong und Tonny Bosch. Verkeerskunde 2/92, S. 16-21.

Autoren: Hans de Jong, Rijkswaterstaat directie Friesland; Tonny Bosch, bureau Goudappel Coffeng.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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