ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 185 - 06.02.1993

C.R.O.W.: NOCH MEHR RADFAHRER HINTER DEN DEICHEN

Wegweisende niederländische Beiträge zu Fahrradpolitik und Forschung

Wichtigstes Ergebnis: Ein englischsprachiger Aufsatzband mit elf Beiträgen zum niederländischen Stand der Fahrradforschung belegt den hohen Stellenwert, den Politik und Forschung in den Niederlanden der Fahrradnutzung beimessen.

Zum Inhalt: Um den zunehmenden Bedarf nach Erfahrungsaustausch und Wissensvermittlung bei Politikern, Planern und Ingenieuren zu erfüllen, hat das niederländische Ministerium für Verkehr, Öffentliche Arbeiten und Wasserwirtschaft u.a. die niederländischen Beiträge zum Mailänder VeloCity-Kongreß in einem englischsprachigen Sammelband veröffentlicht, der kostenlos verteilt wird.

Nach Ton Welleman, Projektleiter für den niederländischen Masterplan Fahrrad, soll die Bedeutung des Fahrrads im Stadtverkehr weiter zunehmen. Gegenüber 1986 soll der Fahrradverkehr um 30% steigen, und der Bike&Ride-Verkehr mit dem Fahrrad als Zu- und Abbringer zum bzw. vom Bahnhof um 15%. Erreicht werden soll dies durch die Förderung von Rahmenbedingungen, die das Radfahren attraktiver machen und vom Autofahren abhalten. Außerdem sollen Demonstrationsvorhaben und Experimente gefördert sowie Anreizprogramme unterstützt werden, die zum Radfahren ermuntern.

Die wegweisende Entwurfsphilosophie des neuen Handbuchs für die Radverkehrsinfrastruktur, so Jan Plöger vom niederländischen Verkehrsministerium, soll für die Hauptverbindungen für den Radverkehr neben Radwegen und Radfahrstreifen auch Empfehlungen für niveaufreie Kreuzungslösungen, die Reduzierung der Kfz-Verkehrsmengen und der Kfz-Geschwindigkeiten, und verbesserte Fahrbahnoberflächen und Fahrradständer enthalten.

Untersuchungen von Hein Botma und Hans Papendrecht zum Verkehr auf drei 2,40 bis 2,70 m breiten Radwegen zeigen, daß die Geschwindigkeit auf stark genutzten Radwegen mit zunehmender Verkehrsbelastung abnimmt. Die mittlere Geschwindigkeit beträgt 19 km/h (+-3 km/h) und sinkt auf schmaleren Radwegen bei zunehmender Radverkehrsdichte. Radfahrer mit mehr als 1,8 km/h Geschwindigkeitsunterschied überholen sich, wenn möglich. Zum Überholen benötigen Radfahrer auf breiten Radwegen im Mittel 11 Sekunden (57 Meter) und halten 100 cm Abstand. Auf schmalen Radwegen überholen Radfahrer in 4 Sekunden (24 Meter) bei einem Abstand von 75 cm. Beim Nebeneinanderfahren halten Radfahrer im Mittel 65 cm Abstand.

Tom Godefrooij beschreibt, daß Maßnahmen zur Verkehrssicherheit nicht zu Lasten der Mobilität der verletzlicheren Verkehrsteilnehmer gehen dürfen, und Segregation auf Streckenabschnitten vor allem an Knotenpunkten zu Konflikten führt, die auch in den Niederlanden noch nicht gelöst wurden.

In der Provinz Overijssel, so Jan Dijkema, ist das Fahrrad das Kernelement bei der Förderung des Tourismus. Dazu wird nicht nur ein für Radfahrer gut geeignetes Verkehrsnetz angeboten, sondern auch ein eigenes Wegweisungssystem und spezielle Fahrradrouten über attraktive Strecken von 25 - 40 km, die von Touristen bequem an einem Tag befahren werden können und von bewohnten Gegenden in Erholungsgebiete führen.

Weitere Beiträge betreffen die Fahrradförderung in Großstädten (A. Pettinga), die Bedeutung der Arbeitsgruppe Radverkehr für die Fahrradförderung in Amsterdam (I.C. Slebos), die Fahrradpolitik von Groningen, der Stadt mit den meisten Radfahrern (G. van Werven), das Programm Bicycle Parking 21 der niederländischen Eisenbahnen (M.E. Bekker), gute Erfahrungen mit der Sicherheit von Radwegen auf Abschnitten zwischen den Kreuzungen, und die Empfehlung, Radwege vor Kreuzungen zu beenden (F. Wegman und A. Dijkstra) und die vergleichsweise guten Sicherheitserfahrungen mit neu angelegten Kreisverkehren (J. van Minnen).

Bericht: "Still more bikes behind the dikes. Reader on Policy and Research for Bicycle Facilities in the Netherlands" (in englischer Sprache), Hrsg. C.R.O.W., Ede 1992. ISBN 90-6628-103-0.

Autoren: A.G. Welleman, Ministry of Transport, Public Works and Water Management, P.O.Box 20901, NL-2500 EX Den Haag; J. Plöger, Ministry of Transport, Public Works and Water Management, Transportation and Traffic Research Division, P.O.Box 1031, NL-3000 BA Rotterdam; T. Godefrooij, Fietsersbond enfb, Postbus 2150, NL-3440 DD Wörden; J. Dijkema, Province of Overijssel, P.O.Box 10078, NL-8000 GB Zwolle; H. Botma, H. Papendrecht, Delft University of Technology, Faculty of Civil Engineering, Dept. of Transportation Planning and Highway Engineering, P.O.Box 5048, NL-2600 GA Delft.

Bezugsquelle: Stichting Centrum voor Regelgeving en Onderzök in de Grond-, Water- en Wegebouw en de Verkeerstechniek (C.R.O.W.), Postbus 37, NL-6710 BA Ede, Tel. +31-8380-30410.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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