ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 183 - 09.01.1993

DIETER APEL: VERKEHRSKONZEPTE IN EUROPÄISCHEN STÄDTEN

Attraktive Fahrradrouten können vom Autoverkehr entlasten

Wichtigstes Ergebnis: Beispielstädte zeigen, daß Parkraumbewirtschaftung, flächenhafte Verkehrsberuhigung und gute Trambahnsysteme zur Entlastung vom Autoverkehr beitragen. 'Fietsrouten' (Velorouten/Radrouten) fördern den Umstieg zum Fahrrad.

Zum Inhalt: Dieter Apels Beispielsammlung verkehrspolitischer Konzepte aus neun europäischen Städten unterschiedlicher Struktur und Größe zeigt, wie der Autoverkehr wirksam begrenzt wurde: mit guten Trambahnsystemen (Amsterdam, Zürich, Basel, Karlsruhe und Freiburg), mit Parkplatzbewirtschaftung (Amsterdam, Stockholm und Freiburg), Maßnahmen zur flächendeckenden Verkehrsberuhigung (Freiburg), der Einrichtung von Verkehrsverbünden (Zürich und Basel) und einer koordinierten Stadt- und Siedlungsentwicklung.

Besonders wirksam sein kann auch die Förderung des Fahrradklimas. In der Amsterdamer Verkehrspolitik (23% Radverkehrsanteil) bilden seit über zehn Jahren attraktive "fietsrouten" ein weiträumiges Primärnetz für den Fahrradverkehr. Fietsrouten haben eine eindeutige Führung und erhalten eine möglichst bevorzugte Signalregelung an Kreuzungen mit Hauptverkehrsstraßen zur Verbesserung der Sicherheit und Verringerung von Wartezeiten der Radfahrer. Sie enthalten Verkehrsregelungen zur Verringerung des Kfz-Verkehrs und werden beispielsweise über (Kfz-)Einbahnstraßenabschnitte ohne Durchgangsfunktion geführt, auf selbständigen Radwegen, auf von der Fahrbahn abmarkierten Radstreifen und bevorzugt in Gegenrichtung von Einbahnstraßen. Gegenüber kreuzenden Nebenstraßen besteht Vorfahrt.

Daß sich dies auf engem Raum realisieren läßt, zeigt das Standardprofil für die Amsterdamer Grachten mit nur 3,50 m breiten Fahrbahnen. Bei mäßiger Verkehrsmenge und -geschwindigkeit bleibt so ausreichend Platz für Auto-Einbahnverkehr und Fahrradverkehr in beiden Richtungen.

Daß aber auch Fahrradförderung nicht umsonst zu erreichen ist, zeigen die Beispiele aus Basel, Freiburg und Groningen. In Basel stehen für den Fahrradverkehr nach einem Regierungsratsbeschluß von 1975 und einer Veloinitiative 1985 erhebliche finanzielle Mittel bereit, so für den 1988 aktualisierten Veloroutenplan jährlich 3,5 Mio. DM. Das damit geplante Veloroutennetz Basels umfaßt mit rund 150 km Länge die Hälfte des 300 km langen Straßennetzes.

In Freiburg (180.000 Einwohner) wurden in wenigen Jahren 40 Millionen DM in den Radverkehr investiert, wodurch ein quantitativ und qualitativ auf 400 km Länge erweitertes Radverkehrsnetz entstand. Dazu kamen die Sperrung der Altstadt und verwaltungsorganisatorische Maßnahmen wie eine "Radwegkommission 1980" und eine "Drei-Ämter-Kommission". Zwischen 1976 und 1989 hat dies zu einer 50%igen Steigerung des Radverkehrsanteils geführt.

In Groningen (43% Fahrradnutzung) ist das Fahrrad das bedeutendste Transportmittel im Berufs-, Ausbildungs-, Einkaufs- und in Teilen des Ausbildungsverkehrs. Groningens Netz besteht aus einem Hauptfahrradnetz mit selbständigen Radwegen, einem ergänzenden Fahrradnetz zur Verdichtung des großräumigen Netzes sowie sonstigen Straßen für den Verteil- und Sammelverkehr; in Groningen werden an verschiedenen Orten auch bewachte Fahrradabstellanlagen angeboten. Um die Fahrradnutzung zu sichern, sollen von 1986 bis 2000 weitere 46 Mio. Gulden in Radwege investiert werden.

Buch: "Verkehrskonzepte in europäischen Städten. Erfahrungen mit Strategien zur Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl" von Dieter Apel. DIfU-Beiträge zur Stadtforschung 4, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin 1992. ISBN 3-88118-171-7. 239 S., 62 DM.

Autor: Dr.-Ing. Dieter Apel, Deutsches Institut für Urbanistik, Straße des 17. Juni 112, W-1000 Berlin 12, Tel. 030/39001-260.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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