ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 181 - 05.12.1992

SADAO SATOH: FAHRRADPARKSYSTEME IN JAPAN

Stellplätze in japanischen Fahrradparkhäusern kosten bis 7.000 DM

Wichtigstes Ergebnis: Der Bestand von Fahrradparkplätzen an Bahnhöfen in Japan hat von 1977 600.000 auf 2,8 Millionen (1989) zugenommen. Damit Fahrräder platzsparend, sicher und geordnet abgestellt werden können, werden zunehmend automatisierte, mechanische Fahrradparkhäuser gebaut. Die mittleren Kosten betragen je nach Typ bis zu 7.000 DM je Stellplatz.

Zum Inhalt: In Japan hat der Fahrradverkehr seit der Ölkrise 1973 stark zugenommen. Die Fahrradnutzung für den Weg zum Bahnhof hat sich fast vervierfacht. Im Ausbildungs- und Berufsverkehr mit Zeitkarten wurden in der Region Tokyo 1985 täglich 938.000 (13%) Wege zum Bahnhof mit dem Fahrrad unternommen (zu Fuß: 63%, Motorrad: 4%, Pkw: 3%, Bus: 18%). In anderen großen Regionen liegt der Fahrradanteil noch höher (Region Chukyo 27%, Region Kinki 19%). Die Wege zum Bahnhof in der Region Tokyo sind im Mittel bei Fahrrad, zu Fuß und mit dem Pkw 7 Min. lang, beim Bus 11 Min.

Ein 1981 in Kraft getretenes Gesetz zur Sicherheit des Radverkehrs und für Fahrradeinstellanlagen verpflichtet in Japan dazu, überall dort, wo zahlreiche Fahrräder im öffentlichen Straßenland (z.B. an Bahnhöfen) parken, Fahrradeinstellanlagen einzurichten und zu betreiben, und in der Umgebung von Bahnhöfen falsch abgestellte Fahrräder abzuschleppen.

Inzwischen (1989) gibt es in Japan nach einer amtlichen Umfrage 8735 Fahrradeinstellanlagen für 2.772.000 Räder, wobei die meisten von Staat, Kreis oder Stadt betrieben werden. Im November 1989 waren dort 2.258.000 Räder abgestellt. Noch 1977 waren erst 598.000 Fahrradstellplätze vorhanden.

Darunter sind Selbstbedienungssysteme, bei denen Radfahrer ihr Rad selbst bis zu ihrem Fahrradstellplatz bringen und abholen, und automatisierte, mechanische Einstellanlagen. Unterschieden werden dabei fünf Typen von Einstellanlagen mit Selbstbedienung und fünf automatisierte Systeme mit mechanischen Einstellanlagen. Vorteile der automatisierten Systeme sind der geringe Platzbedarf (3-9 Räder/qm), die damit verbundene Möglichkeit der Anlage in zentralen Gebieten, wo Grund und Boden teuer sind, und die Möglichkeit, für geordnetes Parken zu sorgen und gegen Diebstähle vorzubeugen. Nachteile sind die relativ teureren spezifischen Herstellkosten. Warteschlangen bei der Abfertigung zu Spitzenzeiten, hohe Betriebskosten und die notwendige Anwesenheit von Bedienungspersonal.

Knapp die Hälfte (4.188) der 8.735 japanischen Fahrradeinstellanlagen liegt ebenerdig, aber überdacht, 43% sind nicht überdacht. Außerdem gibt es 645 mehrstöckige Fahrradparkhäuser zum Einschieben der Fahrräder, 33 automatische Fahrradparkhäuser sowie 52 unterirdische Fahrradgaragen.

Die meisten (58%) der vorgehaltenenen Einstellplätze werden kostenlos angeboten, 6% kosten unter 1000 yen (11,60 DM) pro Monat, 14% von 1000 bis unter 2000 yen (23,20 DM), 14% von 2000 bis unter 3000 yen (34,80 DM) und 2% mehr als 3000 yen.

Die Investitionskosten betragen für Fahrradständer je nach Typ 3.000 - 30.000 yen (35 - 350 DM), mehr als 600.000 yen (7.000 DM) für mechanische Fahrradparkhäuser für private Fahrräder und 70.000 yen (810 DM) für einfache überdachte Fahrradparkstände mit Selbstbedienung bis zu etwa 600.000 yen (7.000 DM) für unterirdische Selbstbedienungsparkstände.

Die Fahrradparkeinrichtungen sind hinsichtlich ihrer Betriebskosten etwa ebenso wirtschaftlich wie Autoparkplätze. So bringt im Parkhaus von Ibaraki-Shi Osaka-Fu ein Autoparkplatz im Jahr einen Erlös von 822.000 yen (9.535 DM), ein Motorradplatz 44.000 yen (510 DM) und ein Fahrrad 22.000 yen (255 DM). Da für Pkws 32 qm Fläche benötigt werden, für Motorräder 2 qm und für Fahrräder nur 1 qm, liegt der Durchschnittsertrag je qm damit fast gleich: 25.000, bzw. 22.000 bzw. 24.000 yen.

Bericht: "Bicycle Parking Systems in Japan" (engl.) von Sadao Satoh. In: Velo-City Milano 91, Minutes of the Conference (Konferenzbericht), Hg. ICI, Mailand 1992.

Verfasser: Sadao Satoh, Japan Bicycle Promotion Institute, Nihon Jitensha Kaikan Bldg., 9-3 Akasaka 1-Chome, Tokyo 107.

Herausgeber: ICI, viale Gorizia, 22, I-20144 Milano


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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