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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 180 - 21.11.1992

MAYER HILLMAN: RADFAHREN FÜR GESUNDHEIT UND SICHERHEIT

Regelmäßige Radfahrer sind gesünder und leben länger...

Wichtigstes Ergebnis: Nach einem von der Britischen Medizinischen Gesellschaft herausgegebenen Bericht ist regelmäßiges Radfahren wegen der Bewegung der Radfahrer und der vermiedenen Umweltverschmutzung aus medizinischer Sicht besonders gesundheitsfördernd, selbst wenn Verkehrsunfälle berücksichtigt werden.

Zum Inhalt: Personen, die mindestens mehrmals wöchentlich radfahren, sind erheblich gesünder als andere. Nach dem von Mayer Hillman im Auftrag der Britischen Medizinischen Gesellschaft verfaßten Buch (Originaltitel: Cycling - Towards Health and Safety) erhöht körperliche Bewegung beim Radfahren die allgemeine Fitneß und führt zu verschiedenen positiven physiologischen und psychologischen Veränderungen. Die Lebenserwartung wird verlängert. Betroffen sind insbesondere Lungen- und Atemwegsfunktionen, Herz- und Kreislauferkrankungen (neben Krebs in GB die Haupt-Todesursache), Übergewicht und mentale Erkrankungen. Leichtes Radfahren verbraucht ca. 4-5 Kalorien/Minute. Diese körperliche Bewegung setzt stimmungshebende Endorphine frei und stärkt in einem gewissen Umfang Selbstvertrauen und Selbstachtung.

Wo Radverkehr motorisierten Verkehr ersetzt, werden weniger Luftschadstoffe erzeugt. Schwefeldioxid führt zu Atemproblemen und Bronchitis, Stickoxidbelastungen beeinträchtigen die Lungenfunktion; Ozonbelastungen führen zu Augen-, Hals- und Nasenreizungen, Kopfschmerzen und verstärken asthmatische Allergien. Kohlenwasserstoffe wie Benzol sind auch in kleinen Mengen nachweislich krebserregend. Kohlenmonoxid reduziert den im Körper befindlichen Sauerstoff und beeinträchtigt Wahrnehmung, Denkvermögen und Reflexe.

Radfahrer sind wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch Luftschadstoffen ausgesetzt. Diese schrecken manchen vom Radfahren ab. Auch das Risiko, durch einen Verkehrsunfall auf dem Fahrrad verletzt oder getötet zu werden, gehört zur gesundheitsbeeinträchtigenden Seite des Radfahrens. Die von steigenden Kfz-Mengen ausgehende Bedrohung entmutigt Menschen radzufahren. In Großbritannien erleidet ein Radfahrer rein statistisch alle 330.000 km eine schwere Verletzung und alle 17 Mio. km einen tödlichen Unfall.

Lösungen bieten verbesserte Angebote der Radverkehrsinfrastruktur und Programme gegen den Autoverkehr (z.B. Verkehrsberuhigung und Geschwindigkeitsbegrenzung). Dies kann dazu beitragen, daß Luftverschmutzung und das Risiko zu verunglücken zurückgehen.

Die individuellen Möglichkeiten zum Selbstschutz, zum Beispiel durch Fahrweise, Kinderverkehrserziehung, Atemschutzmasken, Helme, Beleuchtungseinrichtungen und reflektierende Kleidung, werden dagegen kritisch beurteilt, weil diese teilweise die Funktionalität der Fahrradnutzung beeinträchtigen. Dies verringert die Bereitschaft zum Radfahren. Außerdem sollte die Verantwortung für die Verkehrssicherheit in erster Linie bei den Verursachern liegen und nicht bei den verletzlichsten Verkehrsteilnehmern.

Daß die Fahrradnutzung insgesamt uneingeschränkt Förderung verdient, zeigt eine andere Kalkulation: Die durch Verkehrsunfälle verursachten "Lebenszeitverluste" betragen nur etwa ein Zwanzigstel der durch die verbesserte Gesundheit erwarteten Lebenszeitverlängerung.

Buch: "Cycling. Towards Health and Safety" (in engl.) von Mayer Hillman. Veröffentlicht durch British Medical Association. Oxford 1992. ISBN 0-19-217783-4; ISBN 0-19-286151-4 (Paperback).

Autor: Dr. Mayer Hillman, Policy Studies Institute, 100 Park Village East, London NW3, Großbritannien.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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