ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 178 - 24.10.1992

MARTIN BECK u.a.: FAHRRADSTATION UND KOMMUNALES FAHRRAD FÜR KIEL

Fahrradstation Kiel soll Einpendlern Anreiz zum Umsteigen bieten

Wichtigstes Ergebnis: Für Einpendler wie Auspendler bietet das in einer Konzeptstudie erarbeitete Modell einer Fahrradstation Kiel einen Anreiz zum Umsteigen auf die umweltfreundlichen Verkehrsmittel Fahrrad und Bahn. Weil die Einnahmen einer Fahrradstation erfahrungsgemäß niedriger sind als die erwarteten Kosten, enthält die Studie auch Vorschläge zur "Trägerschaft" und Finanzierung.

Zum Inhalt: Im Auftrag des Magistrats der Stadt Kiel hat die stadt & land GmbH Erfahrungen mit *Fahrradstationen* und *kommunalen Fahrrädern* aus den Niederlanden, Dänemark und deutschen Städten ausgewertet. Fahrradstationen enthalten Angebote für bewachte Fahrradaufbewahrung, Mieträder, Beratung und Service. Sie fördern gleichzeitig Attraktivität des Umweltverbunds von Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln und Radverkehr.

Da nur 4,1% aller Bahnpendler des Bahnhofs Kiel bislang mit dem Fahrrad zum Bahnhof kommen und Kiel eine "Einpendlerstadt" ist, können große Potentiale für Fahrrad + Bahn am Bahnhof Kiel im Nachtransport zwischen dem Kieler Bahnhof und Zielen in Kiel erschlossen werden.

Fahrradstationen müssen sorgfältig geplant werden. Besonders wichtig ist eine möglichst günstige *äußere und innere Erschließung*, z.B. durch direkte Einbindung in das örtliche Radverkehrsnetz und unmittelbaren Zugang zu den Bahnsteigen. Der Standort muß nahe an Fahrkartenausgabestellen liegen und leicht zu finden sein.

Ein Hauptproblem von Fahrradstationen sind die zu 90% aus Personalaufwendungen bestehenden Betriebskosten. Denn um für Abfahrts- und Ankunftszeiten der Züge ausreichend lange Öffnungszeiten anzubieten, werden in der Regel 3-4 Betriebskräfte und ein Zuschuß benötigt. Für die Trägerschaft gibt es mehrere Varianten: So kann ein Pächter die Fahrradstation im Auftrag der Bahn betreiben, die zusätzliche Kunden erhält. Das "Stadt-Modell" sieht eine kommunale Trägerschaft vor, das "Privat-Modell" einen privaten Betreiber, ein "Basis-Modell" einen Förderverein und zuletzt ein "Sponsoren-Modell".

*Kommunale Fahrräder* sind in einem abgegrenzten Bereich für jedermann zur Benutzung bereitstehende Kostenlose Fahrräder. Versuche in Bremen und Wedel und ein Konzept für Kopenhagen zeigen, daß besondere Voraussetzungen notwendig sind. Die bisher bekannten Modelle scheiterten, weil die Räder nach gewisser Zeit einfach verschwunden waren oder Wartungs- und Kontrollpersonal fehlte.

So sollte der "Marktwert" kommunaler Fahrräder niedrig genug sein, um Diebstähle zu verhindern (Sondermodelle). Die Kleinteile an den Rädern müssen undemontierbar sein. Räder dürfen nicht reparaturanfällig und müssen leicht zu reparieren sein.

Studie: "Fahrradstation und Kommunales Fahrrad für Kiel". Konzeptstudie im Auftrag des Magistrats der Landeshauptstadt Kiel von Martin Beck unter Mitarbeit von Bernd W. Hawel, Olaf Peters M.A. und Birgit Cordes, Kiel 1991.

Verfasser: Dipl.-Ing. Martin Beck, Dipl.-Geogr. Bernd W. Hawel, Olaf Peters M.A., cand. ing. Birgit Cordes, stadt & land gmbh, Walkerdamm 14-16, W-2300 Kiel 1, Tel. 0431/91024.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


Webtechnik: Heiner.Schorn@informatik.umu.se   FDF-HomePage http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/