ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 177 - 10.10.1992

MINISTERIUM FÜR STADTENTWICKLUNG, WOHNEN UND VERKEHR NRW: GESCHWINDIGKEITSREDUZIERUNG AUF ORTSDURCHFAHRTEN

Radwege in Ortsdurchfahrten nicht empfehlenswert

Wichtigstes Ergebnis: Am Ortsrand bieten Einengungen mit seitlichen Durchläßen für Radfahrer eine wirksame Möglichkeit, die Geschwindigkeit von Kraftfahrzeugen in Ortsdurchfahrten zu bremsen und den Verkehr sicherer zu machen. In Orts-mitte dagegen sind breite Fahrbahnen mit Mittelinseln und Mittelstreifen günstiger. Radwege innerorts sind häufig unfallträchtig und nicht empfehlenswert.

Zum Inhalt: In einem Großversuch des Ministeriums für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr Nordrhein-Westfalens wurden 28 unfallträchtige Ortsdurchfahrten kleiner Orte umgebaut und im Vorher-Nachher-Vergleich bewertet.

Untersucht wurden Veränderungen der Fahrbahnbreite, Einbauten in Fahr-bahnmitte, Veränderungen der Fahrbahnoberfläche und von Knotenpunkten, von Verkehrsregelung und Verkehrsüberwachung und Begrünung. In einigen Ortsdurchfahrten wurden Bordsteinradwege eingerichtet, nirgendwo aller-dings Radfahrstreifen auf der Fahrbahn.

Am *Ortsrand* führen vor allem bauliche Einengungen breiter Fahrbahnen (z.B. auf 6,50 m) zu deutlich niedrigeren Geschwindigkeiten und mehr Sicherheit. Der Radverkehr sollte dabei hinter den Einengungen vorbei-geführt werden, z.B. indem ein von außerorts kommender Mehrzweckstreifen durch einen kurzen Radweg verlängert wird.

*Innerorts* werden Inseln oder Mittelstreifen empfohlen. In Ortsmitte wirken sich auch Fahrbahnverengungen eher negativ aus. Denn eine rück-läufige Anzahl von Unfällen zwischen Kfz untereinander wird bei Straßen mit Radwegen durch eine Zunahme von Fußgänger- und Radfahrerunfällen mehr als kompensiert. Besondere Probleme innerorts bieten Radwege hinter Parkstreifen. Zwar hat dort die Zahl der Radfahrerunfälle insgesamt leicht abgenommen; es kam jedoch zu deutlich mehr schweren Unfällen.

Nach der Anlage von Radwegen kam es insbesondere an Streckenabschnitten zu deutlich mehr Unfällen, vor allem mit querenden Radfahrern. Alle diese Unfälle standen im Zusammenhang mit dem Fahren auf dem Radweg. Der größte Teil betraf Radfahrer, die den Radweg für Kraftfahrer unerwartet verließen und auf die Fahrbahn fuhren.

Für kurze Ortsdurchfahrten mit geringer bis mittlerer Verkehrsbelastung werden Radwege grundsätzlich nicht empfohlen. Ob die Anlage von Radfahr-streifen auf der Fahrbahn möglicherweise ein günstigeres Unfallbild ergibt, wurde allerdings nicht untersucht.

Dokumentation: "Geschwindigkeitsreduzierung auf Ortsdurchfahrten - ein Versuch zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Ergebnisse - Empfehlungen", begleitet von einer Projektgruppe Ortsdurchfahrten, herausgegeben vom Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr NRW, Düsseldorf 1991.

Projektgruppe: Beratungsstelle für Schadensverhütung des HUK-Verbandes, Köln; Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach; Landesanstalt für Immissionsschutz, Essen; Landschaftsverband Rheinland, Köln; Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster; Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; Nordrhein-Westfälischer Städte- und Gemeindebund, Düsseldorf; Technischer Überwachungsverein Rheinland e.V., Köln.

Herausgeber: Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Postfach 1103, 4000 Düsseldorf 1.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


Webtechnik: Heiner.Schorn@informatik.umu.se   FDF-HomePage http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/