ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 171 - 18.07.1992

G. FALKENBERG / H.-J. THIEMANN / B. WEWERS: MASS UND ZAHL DES RADVERKEHRS

Radfahrer benutzen bei zu schmalen Radwegen die allgemeine Fahrbahn

Wichtigstes Ergebnis: Radwege werden wegen ihrer geringen Leistungsfähigkeit insbesondere zu Spitzenzeiten von einem Teil der Radfahrer gemieden. Weil Radfahrer im Unterschied zu Kraftfahrzeugen z.B. sehr unterschiedlich schnell fahren, liegt die Leistungsfähigkeit von Radwegen in der Praxis deutlich niedriger als theoretisch erwartet.

Zum Inhalt: Nach einer im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums durchgeführten Untersuchung bieten schmale Radwege (1 m) in der Praxis nur Platz für 180-240 Radfahrer / Stunde. Theoretisch müßte die stündliche Leistungsfähigkeit 1500 Radfahrer betragen. Wie Beobachtungen unterschiedlicher Radwege in Bonn zeigen, werden schmale Radwege von Radfahrern eher gemieden als breite. Je schmaler ein Radweg ist, desto niedriger liegt die *Akzeptanzquote*, also der Anteil der Radfahrer, die den Radweg benutzen, und damit die praktische Leistungsfähigkeit.

Die gemeinsam vom Büro für integrierte Stadt- und Verkehrsplanung und der Studiengesellschaft Nahverkehr bearbeitete Studie ergab auf Radwegen Geschwindigkeiten zwischen 8 und 34 km/h. Je mehr Radfahrer unterwegs sind, desto eher weichen einige zum Beispiel zum Überholen auf die Fahrbahn aus.

Bei höheren Radverkehrsmengen, z.B. wie kurz vor Schulbeginn bei Schulen oder nach Ende größerer Veranstaltungen, verhindern nur sehr breite Radwege, daß ein großer Teil des Radverkehrs die allgemeine Fahrbahn nutzt. Da zu den Radverkehrsspitzenzeiten meistens auch der Fußgängerverkehr sehr hoch ist und entsprechende Flächen benötigt, fehlt es für nachfragegerechte Radwege in der Regel am Platz.

Radwege sollen, so ein Fazit der Studie, grundsätzlich so breit angelegt werden, daß dort überholt werden kann. Da insbesondere bei Kapazitätsengpässen auf Radwegen ein Teil des Radverkehrs auf der Fahrbahn abgewickelt wird, sollte außerdem die *Benutzungspflicht für Radwege* aufgehoben und die Rechtslage der Praxis angepaßt werden.

Bericht: "Maß und Zahl des Radverkehrs" von Georg Falkenberg, Hans-Jörg Thiemann und Bernhard Wewers. Untersuchung FE-Nr. 77202/87 im Auftrag des Bundesministers für Verkehr, Bergisch Gladbach, Bonn 1988.

Anschriften: BiS Büro für integrierte Stadt- und Verkehrsplanung, Colmantstraße 5, W-5300 Bonn 1, Tel. 0228/697401 (Georg Falkenberg, Hans-Jörg Thiemann); SNV Studiengesellschaft Nahverkehr, Brüderstraße 53, W-5060 Bergisch Gladbach, Tel. 02204/46-0 (Bernhard Wewers).


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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