ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 155 - 30.11.1991

GUNTER RUWENSTROTH / FRED RADDER: FAHRRADSTRASSE HANSESTADT LÜBECK

Lübecker Fahrradstraße erweist sich als attraktive Verkehrslösung

Wichtigstes Ergebnis: Eine im Jahr 1989 in Lübeck eingerichtete erste Fahrradstraße wird von Radfahrern gut akzeptiert und hat zu deutlich weniger Verkehrskonflikten geführt. Fahrradstraßen bieten sich in beengten Innenstädten mit wenig oder zurückgedrängtem Kfz-Verkehr auch an, um Einbahnstraßensysteme zu ersetzen.

Zum Inhalt: Im Rahmen einer "Vorher-Nachher-Untersuchung" im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen haben Gunter Ruwenstroth und Fred Radder von der Bremer Gesellschaft für Landeskunde GFL Verkehrsverhalten und Sicherheit der im Juni 1989 eingerichteten ersten Lübecker Fahrradstraße beobachtet.

Die Fahrradstraße wurde mit dem Radweg-Zeichen 237 StVO in beiden Richtungen beschildert, und darf in wechselnder Richtung (Zusatztext "Anlieger und Taxi frei") auch von Kraftfahrzeugen benutzt werden. Die Fahrradstraße, ein quer durch die beengte Innenstadt verlaufender Straßenzug in einer Tempo-30-Zone, bestand vorher überwiegend aus engen Einbahnstraßen in wechselnder Richtung. In der Straße gibt es u.a. Schulen, Wohngebäude, Einzelhandel und Handwerksbetriebe.

Der Radverkehr hat sich auf der Fahrradstraße gegenüber früher mehr als verdoppelt, entgegen der früher zugelassenen Richtung sogar fast verdreifacht (+193%, Einbahnrichtung +109%). Radfahrer befahren die Fahrradstraße jetzt auf längeren Abschnitten als früher, benutzen ihr Fahrrad häufiger, und Fahrräder werden kaum noch geschoben. Verlagerungen vom Pkw- zum Fahrradverkehr konnten aber nicht signifikant nachgewiesen werden.

Während das Lübecker Einbahnstraßensystem vorher 67% der Radfahrer gezwungen oder verleitet hat, zumindest abschnittsweise gegen die Einbahnstraße zu fahren, gab es nach der Umgestaltung 5% falschfahrende Kfz.

Bewährt hat sich die Fahrradstraße auch hinsichtlich der Verkehrssicherheit. Obwohl der Radverkehr stark zugenommen hat und der Kfz-Verkehr nicht weniger geworden ist, kam es nicht zu mehr Konflikten als früher, und schwere Konflikte traten während der Beobachtungszeit überhaupt nicht auf. Fahrradstraßen eignen sich für enge Innerortsverhältnisse mit geringem oder zurückgedrängtem Kfz-Verkehr. Dazu wird empfohlen, vor allem an Kreuzungen deutlich auszuschildern und ergänzend auf der Fahrbahn zu markieren.

Untersuchung: "Wirksamkeitskontrolle kommunaler Verkehrssicherheitsmaßnahmen - Fahrradstraße Hansestadt Lübeck" von Gunter Ruwenstroth und Fred Radder. Reihe Forschungsberichte der Bundesanstalt für Straßenwesen Bd. 255, Bergisch Gladbach 1991, ISSN 0173-7066.

Anschriften: Gunter Ruwenstroth, Fred Radder, Gesellschaft für Landeskultur mbH, Friedrich-Mißler-Str. 42, W - 2800 Bremen. Bezug Verlag G. Mainz, Neupforte 13, W - 5100 Aachen, Tel. 0241/27305 (Preis 10 DM).


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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