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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 154 - 16.11.1991

ECKHARD KUTTER: VERKEHRSPROBLEME IN OSTDEUTSCHLAND - CHANCE FÜR EIN NEUES SIEDLUNGS- UND VERKEHRSPLANUNGSKONZEPT

Flächensteuerung bietet Alternative zu Verkehrswachstum

Wichtigstes Ergebnis: Da die verkehrsaufwendige westliche Lebensweise im ostdeutschen Verkehrssystem in absehbarer Zeit weder finanziell noch ökologisch vertretbar realisiert werden kann, sollte Verkehr dort durch eine optimale Zuordnung von Flächen und Nutzungen vermieden werden.

Zum Inhalt: Wenn sich der Wirtschaftsverkehr in Ostdeutschland der verkehrsaufwendigen westdeutschen Lebensweise anpaßt, ist gegenüber 1989 mit einer Vervierfachung des Straßengüterfernverkehrs zu rechnen. Der Pkw-Verkehr dürfte sich etwa verdoppeln, der Schienenverkehr aber erheblich zurückgehen (Tab.1).

Rund 80 Milliarden DM würde es kosten, Qualität und Kapazität der Wegenetze an westliche Wirtschafts- und Lebensgewohnheiten anzupassen. Aufgrund der hohen Kosten und der Baustellenprobleme könne ein solcher Ausbau keineswegs vor der Jahrtausendwende erreicht werden. Außerdem sprechen auch ökologische Gründe gegen die schnelle Übernahme des westlichen Konzepts einer Bereitstellung von Verkehrserreichbarkeit - vgl. Tab.2.

Besonders innerstädtische Personenfahrten können, so Prof. Kutter vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW, durch Flächensteuerung vermieden werden. Dies gilt vor allem für die gegenüber dem Berufsverkehr dominierenden Fahrten zu Versorgung und Freizeit. Im Gegensatz dazu sei die Güterversorgung im Fernverkehr weniger gut zu beeinflussen.

Gerade in Ostdeutschland sind die Voraussetzung zur Vermeidung von Zersiedelung günstig. Dort entsteht weniger Verkehr, weil eine zentralisierte Planwirtschaft regionale Entwicklungen nicht entstehen ließ, Verdichtungskerne eine geringere Anziehungskraft haben und das Umland der Städte dünner besiedelt ist. Die erhaltenen Flächenstrukturen und vorhandene öffentliche Verkehrsnetze bieten gute Voraussetzungen für eine Innenverdichtung. Auch aus dem Umland können so konzentrierte Siedlungen günstig an die Kernstadt angeschlossen werden und z.B. zu weniger "Einkauf mit dem Auto" beitragen.

Beitrag: "Verkehrskonzepte in Ostdeutschland - Chance für ein neues Verkehrs- und Siedlungskonzept" von Eckhard Kutter, in: DIW-Wochenbericht 25/91, S.353 357.

Anschrift: Prof. Dr. Eckhard Kutter, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW, Königin-Luise-Str.5, W-1000 Berlin 33, Tel. 030 / 82 99 10.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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