ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 146 - 27.07.1991

JAN PLOEGER et al.: WEGWIJZER FIETSVOORZIENINGEN

Niederländisches Regelwerk empfiehlt "Knackpunktpläne" für Radverkehrsnetze

Wichtigstes Ergebnis: Der niederländische Wegweiser zur Radverkehrsplanung sieht für den Entwurf von Radverkehrsnetzen Maßnahmen gezielt an den "Knackpunkten" des konzipierten Netzes vor. Maßstab bilden dabei sowohl die mechanischen Eigenschaften von Fahrrädern wie die Fähigkeiten und Einstellungen der Radfahrer.

Zum Inhalt: Nach einer von der niederländischen Stiftung C.R.O.W., dem Gegenstück zur deutschen Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen, veröffentlichten Wegweiser zur Fahrradplanung, bilden die mechanischen Eigenschaften von Fahrrädern und die Ergonomie des Radfahrens wesentliche Maßstäbe für eine sachgerechte Radverkehrsplanung.

Bei der Radverkehrsplanung unterscheidet das niederländische Regelwerk insgesamt fünf Phasen (Abb.1): Eine Startphase, die Radnetzplanung, ein "Knackpunktplan", die Festlegung von Prioritäten und die Durchführung.

In der Startphase muß zunächst der Grundsatzbeschluß für einen Radverkehrsplan fallen. In der zweite Phase wird z.B. aus den Wunschlinien des Radverkehrs die Grobstruktur des künftigen Radverkehrsnetzes ermittelt (Abb. 2/3). Für die "Knackpunkte" des jeweiligen Netzabschnitts werden Radwege oder andere Maßnahmen entworfen, z.B. spezielle Verkehrsregelungen, besonders gepflasterte Kreuzungen oder verbesserte Fahrbahndecken. Ein Radverkehrsplan soll damit mehr leisten als ein reiner Radwegeplan.

Im Prioritätenplan sind die Kosten aller Maßnahmen festzustellen und die Reihenfolge der Ausführung je nach Wirksamkeit und Durchführbarkeit festzulegen. Während der Durchführungsphase ist von Zeit zu Zeit zu prüfen, ob die Radnetzplanung jeweils noch aktuell ist.

Radverkehrsnetze müssen der unterschiedlichen physischen und mentalen Belastbarkeit von Radfahrern Rechnung tragen. So hängt die Geschwindigkeit der Radfahrer von der eigenen Leistungsfähigkeit, der Topographie und der Witterung ab. Abb.4 zeigt, daß Radfahrer mit der selben Leistung, mit der sie bei ebenen und windstillen Verhältnissen 30 km/h schnell sind, bei einer 3%igen Steigung und 3 m/s Gegenwind nur 15 km/h schaffen.

Verkehrsverhältnisse und Umgebungsfaktoren, beispielsweise die bei einer Fahrt erlebten Eindrücke, haben Einfluß auf die Fahrradnutzung. So fanden 82% der Niederländer bei einer Befragung, Radfahren sei "entspannend/gesund", und 35% fahren nach eigenen Angaben deshalb mit dem Fahrrad. 56% finden Radfahren zu gefährlich, und 10% fahren deshalb nach eigenen Angaben nicht mit dem Fahrrad.

Regelwerk: "Wegwijzer Fietsvorzieningen. Uitgangspunten en planvorming" (niederl.) von ir. J. Plöger unter Mitwirkung von drs. C.C.Bosselaar, ir. T. Godefrooij, ir. A. Pettinga, drs. I.C.Slebos. Hg. Stichting Centrum voor Regelgeving en Onderzök in de Grond-, Water- en Wegenbouw en de Verkeerstechniek (C.R.O.W), November 1990.

Anschriften: Stichting C.R.O.W, Postbus 37, NL-6710 BA Ede. Bezug möglich gegen DFl. 15 + Porto bei ENFB, Postbus 2828, NL-3500 GV Utrecht, Niederlanden.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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