ADFC FDF-Archiv

ForschungsDienst Fahrrad


FDF 141 - 18.05.1991

RUDOLF PFLEIDERER: KRITIK AN DER DARSTELLUNG DER AUSWIRKUNG VON STRASSENPLANUNGEN BEI VERFAHREN DER BAULEITPLANUNG

Bewertungsrichtlinien zur Straßenplanung unterschlagen induzierten Verkehr

Wichtigstes Ergebnis: Weil nach den bestehenden Richtlinien zur Bewertung von Straßenplanungen die Entlastungswirkungen neuer Straßen systematisch übertrieben, die zusätzlichen Belastungen durch Verkehrszunahme jedoch unterschlagen werden, werden Auswirkungen von Straßenplanungen häufig falsch eingeschätzt.

Zum Inhalt: Nach einem beim Europa-Kongreß der Landesregierung von Rudolf Pfleiderer vom Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg vorgelegten Beitrag ist das bei Verkehrsprognosen nach den bestehenden Richtlinien (RAS-W) zugrundegelegte *naive Modell konservativer Verkehrsplanung* realitätsfern. Zwar werden dabei einige Kenngrößen zu Betriebskosten, Fahrzeiten, Unfallgeschehen, Lärmbelastung und Schadstoffbelastung berücksichtigt; es wird jedoch so getan, also ob die Verkehrsnachfage unabhängig vom Straßenbau sei.

Nach der in zahlreichen Verkehrsuntersuchungen erhärteten Hypothese einer Konstanz des Reisezeitbudgets führt der Bau einer neuen Straße, die den Kfz-Verkehr beschleunigt, nicht zu Zeitgewinnen, sondern zu verändertem Verkehrs-verhalten: zu größeren Distanzen und zu Verlagerungen von öffentlichen Verkehrsmitteln, von Fußwegen und vom Fahrrad zum Auto, und daher zu zusätzlichem, induziertem Verkehr.

Da sich die von den Planungsträgern vorzulegenden Begründungen für neue Straßen an ungeeigneten Bewertungsrichtlinien (RASW) orientieren, werden Mandatsträger falsch informiert und die Öffentlichkeit getäuscht. Weil ignoriert wird, daß insgesamt mehr Auto gefahren wird, werden Entlastungswirkungen neuer Straßen übertrieben und zusätzliche Belastungen verschwiegen.

Referat: "Kritik an der Darstellung der Auswirkung von Straßenplanungen bei Verfahren der Bauleitplanung", von Rudolf Pfleiderer, Landesnaturschutzverband (LNV) BadenWürttemberg. In: Erstickt Europa im Verkehr? Beiträge zum Verkehrspolitischen Kongreß der Landesregierung von Baden-Württemberg am 5./6.2.91 in Stuttgart.

Autor: Dipl.Ing. Rudolf Pfleiderer, Florian-Geyer-Str. 8, W-7000 Stuttgart 31, Tel. 0711 / 885963 bzw. 881597.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


Webtechnik: Heiner.Schorn@informatik.umu.se   FDF-HomePage http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/