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ForschungsDienst Fahrrad


FDF 122 - 18.08.1990

WOLFGANG LIERZ: VON DER VELOKARTE ZUR AUTOKARTE

Straßenkarten für Radfahrer als Vorläufer von Autokarten

Wichtigstes Ergebnis: Radfahrerkarten entstanden im ausgehenden 19. Jahrhundert, weil die vorhandenen Kartenwerke nicht über Entfernungen, Straßenzustände und Steigungen informiert hatten. Neue Radfahrerkarten zeigen auch Straßen und Wege, die noch nicht vom motorisierten Verkehr überflutet sind.

Zum Inhalt: Weil der spezifische Informationsbedarf von Radfahrern durch die vorhandenen Kartenwerke nicht gedeckt wurde, entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts ebenso wie wieder im vergangenen Jahrzehnt spezielle Karten für Radfahrer. Nach einem von Wolfgang Lierz in der schweizerischen Fachzeitschrift Cartographica Helvetica veröffentlichten historischen Überblick waren frühe Straßenkarten im 19. Jahrhundert nur zur Information von Postkutschenreisenden, nicht jedoch zur Orientierung der Kutscher entwickelt worden, und auch die Eisenbahnkarten waren nur für die Fahrgäste konzipiert.

Karten für den erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Fahrrad aufkommenden Individualreiseverkehr mit Verkehrsmitteln mußten dagegen die von Radfahrern speziell benötigten Informationen wie Entfernungen, Straßenzustände und Steigungen enthalten. Beispielsweise war das Bergabfahren zu Beginn der Fahrradzeit noch sehr gefährlich, da funktionsfähige Bremsen und freilaufende Pedale erst um die Jahrhundertwende entwickelt wurden.

Initiatoren und Unterstützer der damals in vielen Ländern Europas gleichzeitig beginnenden Entwicklung geeigneter Straßenkarten waren oft die nationalen Radfahrerorganisationen wie der britische Cyclists' Touring Club CTC, nicht jedoch die nationalen Vermessungsbehörden.

Da die so entwickelten Kartenwerke auch den Anforderungen der ersten Motorrad- und Autofahrer entsprachen, entstanden daraus die heutigen Autokartenwerke. Nach dem 2. Weltkrieg verschwanden spezielle Radfahrerinformationen aus fast allen Karten - bis auf die gängigen Straßenkarten der Schweiz.

Auch die in den vergangenen zehn Jahren in einigen Ländern entstandenen modernen Radfahrerkarten sind wiederum ein neuer Kartentyp, der die von Radfahrern inzwischen zusätzlich benötigten Straßen und Wege enthält, die noch nicht vom motorisierten Verkehr überflutet sind.

Artikel: "Von der Velokarte zur Autokarte" von Dipl.-Math. Wolfgang Lierz, in: Cartographica Helvetica, 1. Jg. 1990, Heft 1, S. 32-36.

Anschrift: W. Lierz, An der Wolfsburg 24, 5303 Bornheim-Roisdorf, Tel. 02222/3550.


Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999 14-tägig über Verkehrswissenschaft und Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet gebracht hat.

Seit Mitte 1999 ist der Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research Report ersetzt, der beim ECF (www.ecf.com) abonniert werden kann. werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com


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