ForschungsDienst Fahrrad
Abstracts zu den Ausgaben 1 - 179
- Aus ökologischer Sicht ist es notwendig, Radwege im Winter zu
räumen, ohne dafür Salz einzusetzen (salzfreier Winterdienst).
Weder für den Verkehr noch juristisch ist dies mit
Schwierigkeiten verbunden.
- Autofahrer atmen im Berufsverkehr in Städten mit Abstand die
schlechteste Luft ein. Die Atemluft von Radlern und Benutzern
öffentlicher Verkehrsmittel weist dagegen weniger Schadstoffe
auf.
- Einzelnen Städten und Gemeinden ist es durch aktive
verkehrspolitische Maßnahmen bereits gelungen, mehr
Unabhängigkeit vom privaten Pkw zu schaffen und Verkehrsanteile
auf die öffentlichen Verkehrsmittel und den Fahrradverkehr zu
verlagern.
- Erste Untersuchungen aus dem von der Bundesregierung geförderten
Modellvorhaben "Flächenhafte Verkehrsberuhigung" zeigen, daß sich
durch geringe Umbaumaßnahmen an Straßen und die Einführung von
"Tempo 30"-Gebieten und "Verkehrsberuhigten Bereichen" deutliche
Verbesserungen erreichen lassen im Hinblick auf
Verkehrssicherheit, Lärmbelastung und Aufenthaltsqualität von
Straßen.
- Wie eine im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen
durchgeführte Untersuchung von Verkehrskonflikten ergeben hat,
sind Radfahrer in verkehrsberuhigten Bereichen relativ sicher.
Kommt es zwischen Radfahrern und Kraftfahrern dort zu Konflikten,
so reagiert meistens der Radfahrer zuerst und verhindert weitere
Folgen. Dies gilt auch in den Fällen, in denen Autofahrer die
Konflikte verursacht haben.
- "Betroffene" Verkehrsteilnehmer können durch veränderte
Verhaltensweisen selbst einen wichtigen Beitrag zur Lösung der
vom motorisierten Personenverkehr verursachten Umwelt- und
Unfallprobleme leisten. In Schulen und Öffentlichkeit sollte
deshalb die bisher übliche Verkehrserziehung durch eine Pädagogik
abgelöst werden, die als ökonomisch-politische Umwelterziehung
auch die negativen Seiten der hohen Motorisierung beleuchtet.
- Die meisten Berufspendler in Europa fahren mit dem Auto zur
Arbeit. Bei der Fahrradnutzung liegen die Niederlande und
Dänemark vorn. In Holland fährt mehr als ein Drittel, in Dänemark
ein Viertel aller Berufstätigen mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz.
- Wenn Radverkehrsflächen ebenso wie die Straßen für den
Kraftfahrzeugverkehr nach dem Fahrverhalten der Autofahrer und
den technischen Anforderungen der Fahrzeuge beurteilt werden,
verdienen die meisten vorhandenen Radverkehrsanlagen die Note
"ungenügend".
- In den Städten Rosenheim und Detmold, die im Rahmen des vom
Umweltbundesamt unterstützten Modellvorhabens "Fahrradfreundliche
Stadt" für die radlerfreundliche Entwicklung ihrer Städte
eintreten wollten, gibt es erhebliche Schwierigkeiten bei der
Umsetzung der geplanten fahrradfreundlichen Maßnahmen.
- Während das Fahrrad auf Kurzstrecken den öffentlichen
Verkehrsmitteln starke Konkurrenz macht, ergänzen sich die beiden
Verkehrsmittel auf Strecken über 5 km Entfernung ideal. Wenn
Fahrrad, Bus und Bahn als Integrationssystem gefördert werden,
kann damit auch über mittlere und längere Entfernungen eine echte
Alternative zum eigenen Auto geboten werden.
- Nachdem in der Vergangenheit die Verdrängung der Radfahrer von
den Fahrbahnen der Straßen ein zentrales Anliegen vieler
Regelwerke der Verkehrstechniker war, werden dort inzwischen
zunehmend Maßnahmen vorgeschlagen, die es auch Radfahrern
ermöglichen können, schnell, bequem und sicher voranzukommen:
Velorouten, Radfahrstreifen auf Fahrbahnen, Abbiegespuren,
geöffnete Fußgängerzonen und Einbahnstraßen (Gegenrichtung),
Wegweiser, "bike-and-ride"-Anlagen u.a.
- Da jeder Verkehr direkt oder indirekt die Umwelt belastet,
sollten verkehrspolitische Strategien im Rahmen eines
umweltgerechten Verkehrsleitbildes zunächst darauf abzielen,
unnötigen Verkehr zu vermeiden. Zweitbeste Lösung ist allerdings
die Umwandlung von motorisiertem Verkehr auf nichtmotorisierte
Verkehrsmittel, z.B. das Fahrrad; erst danach folgt die
Verlagerung der motorisierten Fahrten auf öffentliche
Verkehrsmittel und Maßnahmen zur Entschärfung des motorisierten
Individualverkehrs.
- Wirksame Fahrradförderung bedarf einer kommunalen Fahrradpolitik,
die geeignet ist, die in den Städten dominierende Autokultur
einzudämmen und die Entfaltung einer Fahrradkultur zu fördern.
Dies erscheint möglich im Rahmen eines "Umwelt-Verbundes"
zwischen Fußgänger-, Fahrrad- und öffentlichem Nahverkehr.
- Obwohl in den amtlichen "Empfehlungen für die Anlage von
Erschließungsstraßen" städtebauliche, verkehrliche, soziale und
ökologische Ansprüche an den Straßenraum ausgewogen
berücksichtigt werden sollten, dominieren verkehrstechnische, am
Kfz-Verkehr orientierte Gestaltungsempfehlungen. Allerdings
konnte mit der Abkehr vom strikten "Trennprinzip" der
Handlungsspielraum für vernünftige Stadtplaner erheblich
verbreitert werden.
- Während noch 1973 nur 6% aller Studenten das Fahrrad zur Fahrt in
die Universität benutzten, waren es 1982 im Jahresdurchschnitt
bereits 22%, im Sommersemester sogar 44%. Der Pkw-Anteil ist
dagegen von 44% (1973) auf 33% (1982) gesunken.
- Obwohl in den meisten bundesdeutschen Städten das Radfahren in
den Fußgängerzonen immer noch verboten ist, sind auch dort -
verbotenerweise - immer mehr Radfahrer unterwegs. Erfahrungen aus
Darmstadt, Saarbrücken und Duisburg zeigen, daß solche Verbote
nicht notwendig sind und eine verkehrsrechtliche Zulassung von
Radfahrern in Fußgängerbereichen nicht zu Problemen führen muß.
- Der Fahrradanteil am Gesamtverkehr hat in der Bundesrepublik
Deutschland von 1976 bis 1982 um fast 30% zugenommen. Bei
Personen, die über einen Pkw verfügen konnten, hat sich die
Fahrradnutzung sogar mehr als verdoppelt.
- Während der Fahrradverkehr in der Schweiz insgesamt höhere
Zuwächse verzeichnet, hält sich die Fahrradnutzung auf dem Weg
zum Bahnhof in Grenzen. Insgesamt rangiert das "Velo" in seiner
Bedeutung als Bahnzubringer jedoch direkt hinter dem Bus und weit
vor dem Auto.
- Da Fahrradfahrer für ihr leichtes, windempfindliches Fahrzeug
zusätzlich seitlichen Bewegungsraum benötigen und Umwege und
Unebenheiten leichter als "störend" empfunden werden als von
Autofahrern, werden viele Radwege unattraktiv empfunden und
deshalb nicht akzeptiert. Zweiradfahrer benutzen dann lieber die
Fahrstreifen für den allgemeinen Verkehr oder den Gehweg.
- Wie eine Umfrage des Öko-Test-Magazins in Zusammenarbeit mit dem
ADFC ergab, bieten unter 35 untersuchten Städten nur Erlangen und
Münster relativ angenehme und halbwegs sichere Bedingungen für
Radfahrer. Sowohl bei den Radwegen selbst als auch in der
Radverkehrspolitik findet sich in den übrigen Städten fast nur
Flick- und Stückwerk.
- Neben einem Geh- und Radverkehrskonzept gehören vor allem auch
der Rückbau von Hauptverkehrsstraßen, die Integration der
Hauptstraßen ins Stadtbild und die Rückstufung hochbelasteter
Straßen zu den Maßnahmen, die in Lahr/Schwarzwald den
Stadtverkehr "umeltschonend und sicher" machen können.
- Während Wissenschaftler und sachkundige Referenten für
radfahrerfreundliche Infrastrukturmaßnahmen plädierten und die
Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung,
markierte Fahrradstreifen auf der Straße als Ersatz für Radwege
und die Freigabe von Fußgängerzonen für Radfahrer empfahlen,
offenbarten die meisten anwesenden Stadt- und Verkehrsplaner eher
Ärger und ihre Probleme mit der zunehmenden Radfahrerzahl, und
wenig Verständnis.
- Die Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung
ist nicht nur radfahrerfreundlich, sondern auch
verkehrsplanerisch sinnvoll, weil sich damit als wirkungsvolle
und preiswerte Sofortmaßnahme besonders in den dichtbebauten
Zentren vieler Städte attraktive Velorouten und sichere
Radverkehrsverbindungen herstellen lassen.
- Der Bau von isolierten Radwegen, der von ratlosen Planern und
Politikern als Antwort auf den Radfahrboom bevorzugt durchgeführt
wird, trägt nicht dazu bei, Radfahrern den notwendigen Lebensraum
auf der "normalen" Fahrbahn zuzugestehen und kann weder die
Mobilitätsbedürfnisse noch die Sicherheitsansprüche der Radler
gewährleisten.
- Wie eine Analyse der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung von 1978
bis 1983 ergab, gibt es keine wesentlichen Unterschiede in den
Unfallfolgen auf Straßen mit und ohne Radweg. Typische
Unfallstellen sind Kreuzungen, Grundstückszufahrten und
Einmündungen - rund zwei Drittel der Münchner Unfälle waren hier
zu verzeichnen.
- Obwohl sich die auf der Fahrbahn links vom Parkstreifen
abmarkierten Radfahrstreifen vielerorts bewähren, betrachten die
zuständigen Behörden solche Maßnahmen oft nur als
Übergangslösung. Radfahrstreifen rechts vom Parkstreifen sind
dagegen störanfällig und gefährlich.
- Obwohl die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer in der
Bundesrepublik Deutschland zwischen 1969 und 1983 insgesamt
zurückgegangen ist, hat das Unfallrisiko besonders gefährdeter
Gruppen wie der Kinder unter 15 Jahren sogar noch zugenommen.
Eindeutig nachgewiesen als Hauptursache ist der Unfallgrund
"überhöhte Geschwindigkeit".
- Immer mehr Verkehrsbetriebe gestatten die Fahrradmitnahme in
Bussen und Straßenbahnen. In Zürich gibt es seit kurzem sogar
eine Fahrrad-Monatskarte, mit der das Fahrrad außerhalb der
Hauptverkehrszeiten in Straßenbahnen und Omnibussen transportiert
werden kann.
- Mit der Einrichtung bewachter und überdachter
Fahrradabstellanlagen, sogenannter "Fahrradstationen", können
aufgrund der engen Platzverhältnisse in Bahnhofsnähe mehr,
besser, preiswerter und städtebaulich ansprechender Parkplätze
für Bahnkunden geschaffen werden als mit dem Bau von
Autoparkplätzen.
- Auch die konsequente Beachtung von Verkehrsregeln bietet
Radfahrern keinen Schutz vor Konflikten. Während das Mißachten
der Vorfahrt von Kraftfahrzeugen bei Radlern fast immer zu
Konfliktsituationen führt, gibt es beim "Nebeneinanderfahren"
oder "auf dem Gehweg fahren" fast nie Probleme. Auch wenn sich
Radfahrer "regelgerecht" verhalten, kommt es nach einer
Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen in jeder 18.
beobachteten Situation zu Konflikten.
- Der Trend zum Fahrrad für Fahrten zur Schule oder Hochschule hält
weiter an. Nach einer detaillierten Untersuchung zum
Ausbildungsverkehr am Beispiel Bayreuth hat der Anteil der
Schulwege mit dem Fahrrad zwischen 1979 und 1984 relativ weniger
stark zugenommen (von 21% auf 27%) als im Winter (von 3% auf 9%).
Rückläufig ist dagegen die Pkw-Nutzung bei den Studenten: sie
lassen ihren eigenen Pkw heute öfters stehen als früher.
- Obwohl rein statistisch jeder zweite Einwohner der DDR über ein
Fahrrad verfügt, spielt das Fahrrad im DDR-Verkehr eine
Nebenrolle. Wie eine Untersuchung aus Dessau zeigt, ist der
Hauptgrund dafür "ungenügende Sicherheit". Allerdings gibt es
auch in der DDR Städte mit "holländischen Verhältnissen": In
Cottbus und Dessau unternehmen die Einwohner im Durchschnitt bis
zu 1,22 Radfahrten pro Person und Tag.
- Während Fußgänger und Radfahrer in 90% der Städte auf
"gemeinsamen Geh- und Radwegen" fahren können, tolerieren die
Behörden in 38% der Städte auch die Mitbenutzung von Gehwegen
durch Radfahrer. Ausweichmanöver und Konfliktsituationen sind
dabei vor allem dort zu beobachten, wo die gemeinsamen Wege zu
schmal sind oder die Verkehrsmenge zu hoch ist. Radfahrerinnen
nehmen mit ihrem Fahrverhalten dabei häufiger Rücksicht auf
Fußgänger als Männer.
- Mit der Einführung von "Tempo 30" im Stadtverkehr ist ein
konkreter Schritt hin zu einer humaneren Wohnumwelt möglich.
Weniger Verkehrsunfälle, eine positive Belebung des öffentlichen
Raumes und die Harmonisierung der verschiedenen Nutzungsansprüche
an die Straße sind der Erfolg, wenn für den motorisierten Verkehr
Tempo 30 durch baulich-gestalterische Maßnahmen eingeführt und
durchgesetzt wird und dabei Radfahrer nicht behindert werden.
- Verkehrsberuhigung kann gleichzeitig dazu beitragen, daß die
Nachteile des Verkehrs verringert werden, aber die
Transportvorteile erhalten bleiben. Wichtige Aufgabe dabei ist
die fahrradfreundliche Gestaltung aller Straßen in städtischen
Verkehrsnetzen. Von schmalen Gehwegen abmarkierte Radwege jedoch
werden abgelehnt, weil Radfahrer dort zu spät gesehen werden.
- Abmarkierte Radfahrstreifen entgegen der Fahrtrichtung in
Einbahnstraßen und Radfahrzonen in Anlieger- und Einbahnstraßen
sind geeignete Maßnahmen zur Bündelung des Radverkehrs. Wie die
Erfahrungen aus der Bremer Praxis zeigen, führt dies zu mehr
Verkehrssicherheit, und außerdem geht das regelwidrige Verhalten
von Radfahrern zurück.
- Mit der Festschreibung des politschen Willens zur Förderung des
Fahrradverkehrs in Basel im Richtplan Verkehr wurde der
Grundstein für die fahrradfreundliche Entwicklung des
Straßennetzes in Basel gelegt. Dabei wurden gleichzeitig
durchgehende empfohlene Velorouten geschaffen und flächendeckend
punktuelle Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs getroffen.
- Weil Passanten und Anlieger auf Hauptverkehrsstraßen vom Verkehr
besonders bedroht und belästigt werden, gehört die Sanierung der
Hauptstraßenräume zu den wichtigsten Aufgaben stadtverträglicher
Verkehrsplanung . Außerdem kann durch "Förderung der
Nahorientierung" dazu beigetragen werden, daß nahegelegene Ziele
attraktiver werden und weniger mit dem Auto gefahren wird.
- Modellhafte Radverkehrslösungen dokumentieren, daß auch in
Deutschland bereits vielfältig fahrradfreundliche Lösungen
realisiert wurden, wo phantasievolle Planer und Politiker dies
wollen. Beispielsweise gibt es in einigen Städten gemeinsame Bus-
und Radfahrspuren mit Tempo 30 oder markierten Radfahrbahnen im
Straßenraum - Lösungen, die andernorts als "nicht machbar" gelten
und Tabu sind.
- Obwohl das Fahrrad in Münster seit Beginn des Wiederaufbaus nach
dem 2. Weltkrieg konsequent gefördert wird und eine Reihe
beispielhaft fahrradfreundlicher Einrichtungen geschaffen wurden,
ist das Auto auch in Münster Verkehrsmittel Nr. 1. Politisch sind
Verkehrsverlagerungen vom Auto aufs Fahrrad nicht beabsichtigt.
- Nach einer Erhebung des Deutschen Studentenwerks ist der Trend
zum Fahrrad als Verkehrsmittel für den Weg zur Hochschule
ungebremst und nach 22% Verkehrsanteil (1982) auf 28% im Jahre
1985 gestiegen. Steigendes Umweltbewußtsein, fehlende
Parkmöglichkeiten und finanzielle Probleme werden als Ursachen
dieser enormen Steigerung vermutet.
- Während die Anlage von Radwegen für Radfahrer zu einem
Sicherheitsverlust an Kreuzungen und Einmünungen führt, kommt es
auf Streckenabschnitten zur Beeinträchtigung der Fußgänger.
Daneben hängt es auch von der Verkehrsbelastung und von der
Qualität der Radverkehrsanlagen ab, ob Radwege wirklich
"sicherer" sind.
- Mit dem Erfolg der regelmäßigen Pforzheimer Fahrradwochen zeigt
das städtische Planungsamt, daß zur Fahrradförderung nicht nur
gute Infrastruktur fürs Radfahren gehört, sondern auch
entsprechende Öffentlichkeitsarbeit.
- Mit einem abgestimmten Konzept zur Förderung von Fahrrad & Bahn
wollen die Schweizerischen Bundesbahnen den in der Schweiz
herrschenden Velo- und Bahnboom miteinander verbinden und mit
optimalem Service unterstützen. Dazu gehören Bike and Ride -
Verbesserungen für den Alltagsverkehr, der Fahrradtransport im
Freizeitverkehr und Mietvelos am Bahnhof.
- Zur Radverkehrs-Infrastruktur gehören neben den Verkehrswegen
auch Abstellanlagen und Leitsysteme. Bei einem Vergleich mit den
Bedürfnissen der Radfahrer wird deutlich, daß viele der üblichen
Abstellanlagen nicht den Anforderungen der Radfahrer an
Bequemlichkeit und Diebstahlsicherheit entsprechen.
- Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Berlin zeigen, daß
Aufpflasterungen, Fahrgassenversätze, Fahrgassenverschwenkungen
und die "Neuordnung des Parkverkehrs" zu einem signifikanten
Rückgang der Unfallzahlen führen. Die Vermutung, daß dies auf den
anliegenden Straßen verkehrsberuhigter Gebiete weniger
Verkehrssicherheit mit sich bringt, bestätigt sich dagegen nicht.
- Teilweise willkürliche Vorgaben der neuen Richtlinien für
Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei der Anlage von Straßen
(RAS-W) legen fest, daß Vorteile für den Autoverkehr positiv
bewertet werden, nachteilige Auswirkungen auf den übrigen
Verkehr, Städte und Landschaften und die Umwelt jedoch nicht
berücksichtigt werden.
- Nicht die freie Wahl der Bürger, sondern verkehrspolitische
Weichenstellungen vor und nach dem zweiten Weltkrieg haben das
Verkehrsaufkommen zugunsten des motorisierten Straßenverkehrs im
Güter- wie im Personenverkehr entschieden.
- Während sich die Fahrradnutzung in Detmold und Rosenheim vor
Beginn der Fahrradförderung im "Modellvorhaben Fahrradfreundliche
Stadt", im Fahrradboom von 1975 bis 1981 mehr als verdoppelt
hatte und die Unfallrisiken im Pkw-Verkehr anstiegen, hatte sich
die Gefährdung der einzelnen Radfahrer bereits vor Beginn der
radverkehrspolitischen Maßnahmen um rund ein Drittel verringert.
- Die Vielfalt in- und ausländischer Beispiele zeigt, daß wachsende
Motorisierung und die Renaißance des Fahrrads nicht im
Widerspruch stehen. Nicht durch den Bau von Radwegen, sondern
durch phantasievolle fahrradfreundliche Maßnahmen in der gesamten
Stadtplanung und Verkehrspolitik läßt sich die Rolle des Fahrrads
als Konkurrent zum Automobil und als Wettbewerber und Partner zum
öffentlichen Personennahverkehr stärken und die
Verkehrssicherheit erhöhen.
- Obwohl das Verkehrsnetz in kleineren Orten in der Regel
fahrradfreundlicher ist als in größeren Städten, gibt es auch
dort wichtige Anliegen für die Fahrradförderung: Mehr
Verkehrssicherheit im Schülerverkehr und bessere Bedingungen für
den Versorgungsverkehr.
- Mit der Konzeption und Einrichtung eines dreistufigen
Radverkehrsnetzes ist es im niederländischen Delft gelungen,
trotz rückläufiger Schülerzahlen und steigender Motorisierung den
Radverkehr innerhalb von drei Jahren um knapp 10% zu steigern und
den Autoverkehr zu begrenzen.
- Systematische Maßnahmen zur Fahrradförderung können den
Autoverkehr teilweise ersetzen. Mit entsprechender finanzieller
und personeller Ausstattung, so das Umweltbundesamt im "Wegweiser
zur Fahrradfreundlichen Stadt", kann damit in den Gemeinden ein
entscheidender Beitrag zur Verbesserung der Umwelt und der
städtebaulichen Situation geleistet werden.
- Mit Maßnahmen zur "Flächenhaften Verkehrsberuhigung" gelang es in
Buxtehude, gleichzeitig die Fahrradnutzung deutlich zu steigern
und die Unfallgefährdung für Radfahrer zu senken.
- Mit einem 80-Millionenprogramm zur Reduzierung der
umweltbelastenden Effekte des Autoverkehrs möchte der Züricher
Stadtrat die eidgenößische Luftreinhalteverordnung von 1986
einhalten. Durch Straßenrückbau, Verkehrsberuhigung und Förderung
des öffentlichen und des nichtmotorisierten Verkehrs soll der
Autoverkehr um 10% reduziert werden.
- Nicht nur auf Verkehrsablauf und Leistungsfähigkeit wirken sich
Kreisverkehrsführungen insgesamt positiv aus, sondern sie sind
auch für Radfahrer besonders geeignet: Radfahrer fühlen sich dort
zufrieden und sind relativ selten an Konflikten beteiligt.
- Die in mehr als 30 Beiträgen in der ADFC-Reihe "Fahrrad Stadt
Verkehr" veröffentlichten Planungslösungen für den Radverkehr
zeigen, wie auch für verkehrserprobte Radfahrer attraktive und
verkehrssichere Radverkehrsführungen geschaffen werden können,
und daß es dabei nicht darauf ankommen darf, nur Radwege zu bauen
oder Radfahrer auf Radwege zu zwingen.
- In Berlin ist das Unfallrisiko von Radfahrern auf Radwegen
deutlich höher als auf Straßen ohne Radweg: es kommt dort relativ
häufiger zu Unfällen, und die Unfallfolgen sind schwerwiegender.
- Weil Radwege gefährlich und oft schlecht befahrbar sind, stoßen
sie bei Radfahrern zunehmend auf Kritik. Abhilfe kann nur die
Aufhebung der Radweg-Benutzungspflicht schaffen, damit Radfahrer
immer dann, wenn sie auf der Fahrbahn fahren wollen, dies auch
dort dürfen.
- Auf mehrspurigen Straßen bieten Fahrstreifenmarkierungen, die
deutlich breiter oder schmaler sind als die in den üblichen
Richtlinien vorgesehenen Querschnitte, besonders günstige
Bedingungen für Radfahrer und Anwohner, ohne den Autoverkehr
stark zu beeinträchtigen. Sie sind radfahrgerecht, weil
Autofahrer dabei mehr Seitenabstand von Radfahrern einhalten, und
anwohnergerecht, weil damit die Fahrbahnen weniger Platz
benötigen.
- Am gefährlichsten ist der Verkehr in Berlin, Osnabrück, Hamburg
und Bamberg. Dabei kommt es nach einer Untersuchung des Deutschen
Instituts für Urbanistik unter 80 Gemeinden um so häufiger zu
Unfällen, je länger und großzügiger das jeweilige
Hauptstraßennetz einer Gemeinde bemessen ist.
- Auf einem gemeinsamen Symposion von ADFC und TU Berlin waren sich
Wissenschaftler und Praktiker aus unterschiedlichen Gebieten
darin einig, daß das Fahrrad eine bedeutende Zukunft hat, wenn
eine "Fahrradkultur" entstehen kann. Ob damit allerdings die in
Deutschland herrschende Autokultur abgelöst werden kann, wird
bezweifelt.
- Vor allem im Berufsverkehr ist ein erheblicher Teil der
Autofahrer bereit, aufs Fahrrad umzusteigen, wenn die
Rahmenbedingungen durch geeignete verkehrsspolitische Maßnahmen
verändert werden. Das Verlagerungspotential zum Fahrrad, so das
Ergebnis von Haushaltsbefragungen, liegt dabei höher als zum
Zu-Fuß-Gehen und zur Fahrt mit Bus und Bahn.
- Wenn Radweg und Fahrrad schwingungstechnisch nicht aufeinander
angepaßt sind, geht dies zu Lasten der Verkehrssicherheit. Wie
Schwingungsmessungen an verschiedenen Fahrrädern auf
unterschiedlichen (Radwege-) Oberflächen zeigen, ist dies auf
gepflasterten und bei längerer Fahrtdauer auch auf schlecht
asphaltierten Radwegen der Fall. Die Pflicht, vorhandene Radwege
zu benutzen, sollte deshalb aufgehoben werden.
- Der ökonomische Wert des Radverkehrs in den Niederlanden ist,
selbst wenn man die beim Radfahren vermiedenen Umweltschäden
nicht berücksichtigt, recht bedeutsam: Rund eine Milliarde Gulden
dabei geben Radfahrer jährlich direkt fürs Radfahren aus, und auf
rund fünf Milliarden Gulden lassen sich die eingesparten
Staukosten und vermiedenen Ausgaben für den öffentlichen Verkehr
beziffern.
- Weil Radfahrer auf Hauptstraßen oft Umwege fahren müssen, lange
Verlustzeiten an Ampeln hinnehmen müssen und bei Beachtung der
allgemeinen Wegweisung gelegentlich an für Radfahrern gesperrte
Kraftfahrstraßen gelangen, jedoch attraktive Nebenstrecken oft
nicht kennen, soll ein vom ADFC vorgestelltes eigenes
Fahrradleitsystem Radfahrern in Herford künftig schnell
befahrbare und günstige Verbindungen über Nebenrouten weisen.
- Vorher-Nachher-Untersuchungen aus dänischen Städten belegen, daß
die Zahl der Straßenverkehrsunfälle mit verletzten Personen und
die Zahl der Verletzten mit dem Bau straßenbegleitender Radwege
innerorts um rund 25% zunimmt. Der Unfallzuwachs liegt dabei fast
ausschließlich an den Knotenpunkten, während auf
Streckenabschnitten kaum mehr Unfälle zu verzeichnen sind.
- Die Einführung der "flächenhaften Verkehrsberuhigung" mit
Tempo-30-Straßen und verkehrsberuhigten Bereichen in
Modellgebieten in Buxtehude, Borgentreich und Berlin-Moabit hat
dazu geführt, daß erheblich mehr Menschen mit dem Fahrrad fahren
als vorher. Außerdem kommt es zu geringeren Lärm-, Luft- und
Verkehrsbelastungen und positiven Auswirkungen für den
Einzelhandel.
- Bei den Radfahrern läßt sich eine Abhängigkeit der häufigsten
Unfallursaachen von den häufigsten Regelüberschreitungen nicht
erkennen. Untersuchungen, die für die Bundesanstalt für
Straßenwesen durchgeführt wurden belegen, daß die in der
Öffentlichkeit behauptete besondere Disziplinlosigkeit der
Fahrradfahrer wissenschaftlich nicht belegt werden kann. Höhere
Regelakzeptanz kann nur erreicht werden, wenn Radverkehrsanlagen
und Verkehrsregeln Komfort, Leichtigkeit und Sicherheit
gewährleisten.
- Da die meisten Unfälle mit Radfahrerbeteiligung nciht polizeilich
gemeldet werden, werden Sicherheitsprobleme auf Radwegen im
allgemeinen unterschätzt. Nach neuen schwedischen Erkenntnissen
liegt das Unfallrisiko auf Radwegen aufgrund eines trügerischen
Sicherheitsgefühls etwa zehn Prozent höher als auf der Fahrbahn.
- Erfahrungen aus den Niederlanden und anderen Ländern zeigen, daß
es mit einem dichten und attraktiven Fahrradnetz und dem Abbau
der weit verbreiteten negativen Vorurteile gelingen kann, dem
Radfahren ein positives Image zu verleihen, einen wesentlichen
Teil des Stadtverkehrs aufs Fahrrad zu verlagern und Städte von
Staus und Luftverschmutzung zu entlasten.
- Wie eine Befragung von Experten aus elf europäischen Ländern
ergab, kümmert sich die Verkehrspolitik nach Ansicht der
Radfahrer in erster Linie um die Autos und öffentliche
Verkehrsmittel. In Deutschland werden Radfahrern die im
europäischen Vergleich schlechtesten Radwege und besonders viele
Behinderungen und Umwege zugemutet.
- Seitliche Fahrgestellverkleidungen an Lastkraftwagen, die in
Deutschland bislang nicht vorgeschrieben werden, könnten
Fußgänger und Zweiradfahrer bei Unfällen vor dem überrollt-werden
schützen, zur Lärmminderung beitragen und durch ihre günstige
Aerodynamik zur Energieeinsparung führen.
- Besonders Radfahrer beurteilen reduzierte Richtgeschwindigkeiten
und umweltfreundliche Umbaumaßnahmen von Durchgangsstraßen in
Vinderup und Skerbek (Dänemark) positiv. Befragte Radfahrer und
Fußgänger gaben an, sie kommen nun leichter über die Straße,
Menschen empfinden die Straße angenehmer, und vor allem LKW
fahren deutlich langsamer.
- Nach der amtlichen Unfallstatistik sind Güterkraftfahrzeuge
besonders häufig an Unfällen mit getöteten Radfahrern beteiligt.
Die Risiken im Verkehr sind außerorts deutlich höher als
innerorts, Frauen leben im Straßenverkehr deutlich sicherer als
Männer, und Senioren haben - wenn sie einmal in einen Unfall
verwickelt werden - viel niedrigere Überlebenschancen als
Jüngere.
- Während die Veranstalter des Kongresses "Straßen und Verkehr
2000" entschieden für weitere Straßenaus- und neubaumaßnahmen zur
Unterbringung der prognostizierten zunehmenden Kraftfahrzeuge
eintraten, wurde vor allem aus verkehrsökologischer Sicht
gefordert, den Radverkehr stärker zu fördern. Stuttgart hat sich
als eine der ersten deutschen Städte für die Aufhebung der
Radwegebenutzungspflicht ausgesprochen, weil Radwege für die vor
allem an Gefällstrecken sehr schnellen Radfahrer ungeeignet sind.
- Radfahrer werden im Großstadtverkehr durch die meisten Arten von
Luftverschmutzung auf den Straßen weniger betroffen als
Autofahrer. Radler nehmen weniger Kohlenmonoxid, Staubpartikel
und Stickoxide auf als Autofahrer; von Kohlenwasserstoffen
dagegen werden Radler stärker belastet als Personen im Auto.
- Mit Mitteln des Landes und der Bundesanstalt für Arbeit wird in
Niedersachsen der Aufbau eines Radwanderwegenetzes finanziell
unterstützt. Neben Wirtschaftswegen im ländlichen Raum werden
auch neue Trassen in stadtnahen Gebieten, Schutzhütten, Wegepilze
zur Orientierung und Parkplätze für Autofahrer angelegt, die mit
dem Fahrrad auf dem Dachgepäckträger zum Radwandern anfahren.
- Berliner Unfallanalysen belegen, daß Radfahrer auf Straßen mit
Radwegen in Berlin eher in Unfälle verwickelt werden als auf
Straßen ohne Radweg. Erwachsene Radfahrer wurden dabei relativ
seltener als "Hauptverursacher" der Unfälle mit Kraftfahrzeugen
registriert; nur Kinder sind nach den Einträgen der Polizei
überwiegend selbst "Schuld".
- Nach einer im Auftrag des hessischen Ministers für Wirtschaft und
Technik durchgeführten Analyse der Beschäftigungseffekte von
Verkehrsinvestitionen nehmen Investitionen in den
innerstädtischen Radwegebau den ersten Rang ein, weil dabei ein
Großeinsatz von Maschinen nicht möglich ist. Investitionen in den
Autobahnbau dagegen schaffen am wenigsten Arbeitsplätze im
Baugewerbe.
- Über 500 Gulden (knapp 500 DM) pro Jahr spart die Stadt Groningen
mit jedem Berufspendler, der mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt und
nicht mit dem eigenen Auto. Diese Summe ergibt sich, weil weniger
Parkplätze benötigt werden und keine zusätzlichen Lärm- und
Luftbelastungen anfallen.
- Damit in Stuttgart die zulässigen Grenzwerte bei den vom
Kfz-Verkehr überwiegend verursachten Stickstoffdioxidbelastungen
eingehalten werden, müssen künftig massive Einschränkungen beim
Verkehr erfolgen, darunter an zehn bis zwanzig Tagen im Jahr
Fahrverbote für Kfz ohne 3-Wege-Katalysator.
- Wirksamste verkehrspolitische Maßnahme zur Reduktion des
Kfz-Verkehrs im österreichischen Graz ist die "Fahrradförderung".
Dies ist das Ergebnis einer an der TU Graz durchgeführten
Untersuchung. Besonders die Luftbelastung läßt sich damit
erheblich verringern.
- Mit einer Aufklärungskampagne unter dem Motto "Parke nicht auf
unseren Wegen", ist es in einem Modellversuch in
Nordrhein-Westfalen gelungen, die Zahl der Falschparker auf Geh-
und Radwegen in Gebieten mit Parkplatzknappheit um ein Drittel zu
verringern.
- Weil die meisten Unfälle mit Radfahrerbeteiligung nicht bei der
Polizei gemeldet werden, liefert die Polizeistatistik zu
Radfahrerunfällen ein völlig falsches Bild. Untersuchungen in
einem Krankenhaus in Großbritannien ergaben, daß Radfahrer noch
häufiger bei Alleinunfällen und Unfällen mit Fußgängern verletzt
wurden als bei Unfällen mit Kraftfahrzeugen.
- Der Verkehrsanteil der Berufspendler in München kann langfristig
von heute knapp 10% auf 20-40% steigen. Erreichbar wird dies,
wenn München ein polyzentrisches Siedlungsgefüge erhält und eine
nicht in erster Linie am Pkw orientierte Verkehrspolitik
betreibt.
- Komfort- und Sicherheitsprüfungen bilden die Grundlage der vom
ADFC in Bochum und Neuss im Auftrag des Landes
Nordrhein-Westfalen festgelegten Radverkehrsnetze. Während das zu
beschildernde Sofortnetz nur solche Strecken enthält, die heute
schon sicher und relativ komfortabel sind, wurden für ein mittel-
bis langfristiges Netz auch idealtypische Hauptverbindungen
ermittelt, auf denen noch bauliche Maßnahmen notwendig
erscheinen.
- Als lärm- und schadstoffreiem Verkehrsmittel, beliebtem Freizeit-
und als gesundheitförderndem Sportgerät kommt dem Fahrrad gerade
in Kur- und Erholungsorten nach Ansicht des Umweltbundesamtes
besondere Bedeutung zu. Erreicht werden kann die Förderung des
Fahrradverkehrs durch geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen für
Kraftfahrzeuge, Serviceeinrichtungen für Radfahrer, ein
fahrradfreundliches Klima und - unter bestimmten Bedingungen -
den Bau von Radwegen.
- Beste Voraussetzung für einen hohen Umsatz des Einzelhandels in
Einkaufsstraßen mit Durchgangsverkehr in Utrecht ist die gute
Erreichbarkeit mit dem Fahrrad. Fahrradkunden kommen häufiger als
Autokunden und bringen, obwohl sie pro Einkauf weniger mitnehmen,
insgesamt höhere Umsätze.
- Damit Kassel nicht im Autoverkehr erstickt, sieht der Entwurf zum
Kasseler Generalverkehrsplan Maßnahmen für den Umweltverbund von
Fußgänger-, Fahrrad- und öffentlichem Personennahverkehr vor, die
den Umweltverbund attraktiver machen und nicht notwendigen
Autoverkehr reduzieren sollen.
- Um die Mobilität behinderter Fußgänger nicht durch Radfahrer zu
beeinträchtigen, sollten Radwege in Straßen und Grünanlagen nur
auf vom Fußgängerbereich auch baulich deutlich abgetrennten
Verkehrsflächen eingerichtet werden.
- Umwelt- und Unfallfolgen des Autoverkehrs in der Bundesrepublik
Deutschland führen zu sozialen Kosten in Höhe von zwei- bis
dreistelligen Milliardenbeträgen. Würden diese Kosten auf die
Mineralölsteuer umgelegt, würde sich der derzeitige Steuersatz um
ein Vielfaches erhöhen und sich die Verkehrsmittelnutzung
zugunsten des öffentlichen Personennahverkehrs, des
Fahrradverkehrs und des Fußgängerverkehrs einpendeln.
- Weil die Nordrhein-Westfälische Landesregierung erkannt hat, daß
der Fahrradverkehr trotz der seit 10 Jahren bestehenden
Zuschußmittel für den Radwegebau nur unzureichend gefördert
wurde, hat das Land ein weit reichendes Förderprogramm für solche
Gemeinden aufgelegt, die die verkehrspolitischen Verhältnisse
z.B. durch Maßnahmen der flächenhaften Verkehrsberuhigung,
Bike-and-Ride-Systeme oder offensives kommunales Marketing so
verändern wollen, daß das Fahrrad eine echte Alternative zum
Pkw-Verkehr wird.
- Die Fachdiskussion um die Frage, ob Straßen mit Radwegen generell
sicherer sind als Straßen ohne Radweg, wird kontrovers geführt.
So führen die in Berlin für Radwege verantwortlichen
Verkehrsplaner Untersuchungsergebnisse an, nach denen die
Unfalldichte auf Straßen mit Radwegen bei Berücksichtigung der
Verkehrsmenge allgemein niedriger sei. Andere
Diskussionsteilnehmer dagegen vertreten die Auffassung, daß die
hohen Unfallzahlen für Radfahrer eher vom Parkdruck und der
Straßengestaltung abhängen als von der Verkehrsmenge und die
verwendeten Unfalldaten unbrauchbar sind.
- Ergebnis der Diskussion auf dem 7. Verkehrskongreß von
Bürgerinitiativen war, daß eine Strukturkrise der Autoindustrie
den aufgrund der hohen Umweltbelastungen geforderten "Ausstieg
aus der Autogesellschaft" begleiten wird. Die Bürgerinitiativen
fordern daher nicht nur verkehrspolitische Maßnahmen,
beispielsweise eine an den verursachten Kosten orientierte
Schwerverkehrsabgabe für Lkw, sondern auch den Umbau der
Autoindustrie für andere Produkte und Arbeitsplätze mit kürzeren
Arbeitszeiten.
- Damit die Erreichbarkeit für den geschäftlichen Pkw-Verkehr und
den Straßengüterverkehr gesichert und gleichzeitig die
Umweltqualität verbessert wird, sieht das verkehrspolitische
Programm der Niederlande vor, die Pkw-Benutzung vor allem im
Berufsverkehr stark zurückzudrängen und insbesondere den
öffentlichen Nah- und Fernverkehr stärker zu fördern und zu
verbessern.
- Weil ein verbessertes Fahrradklima zur gewünschten höheren
Fahrradnutzung führen kann, bieten aus Umfragen gewonnene Daten
zum örtlichen oder regionalen "Fahrradklima" eine geeignete
Voraussetzung, um die für die Radverkehrsplanung zweckmäßigen
Prioritäten festzulegen.
- In Estland, wo bislang wenig Rad gefahren wird, bringen
Touristikfahrten und Fahrraddemonstrationen immer mehr Menschen
aufs Rad. Mit einem 1989 begonnenen dreigliedrigen Radwegesystem
soll diese Entwicklung gefördert werden. Geplant sind
Freizeitradwege für Kinder und Jugendliche, Radwege für Radtouren
und Fahrradverbindungen zur Arbeit und zum Einkaufen.
- Mit zwei Werbeaktionen versucht die Stadt Stuttgart im Sommer
1989, das Verhalten der Bürger zu beeinflussen, damit diese ihr
Auto stehen lassen und die zu hohen und größtenteils
verkehrsbedingten Umweltbelastungen reduzieren bzw.
Freizeittouren mit dem Rad statt mit dem Auto unternehmen.
- Das Fahrrad soll die vom Kfz-Verkehr verursachten für Städte und
Umwelt inzwischen unerträglichen Probleme lösen. Verkehrsplaner,
Politiker der Stadt Kopenhagen und aus Dänemark und
EG-Verkehrskommißar van Miert waren sich einig, daß mehr
Radverkehr und ein Rückgang der Kfz-Nutzung in Innenstädten
erreichbar seien, wenn Restriktionen gegen die ungehemmte
Autonutzung ergriffen und leistungsfähige Radverkehrsangebote
geschaffen werden.
- Der Kfz-Verkehr, der in Deutschland wichtigste Ursache von
Luftverschmutzung, Lärm und Unfällen und zweitwichtigster Grund
des Flächenverbrauchs ist, läßt sich durch einen Öko-Zuschlag von
2 DM auf den Benzinpreis, die Umlegung der Kraftfahrzeugsteuer
auf die Mineralölsteuer und günstige Vielfahrertarife für Bus und
Bahn bremsen.
- Mit angeblich unzureichender Sicherheit beim Radfahren werden
häufig zu unrecht Maßnahmen begründet, die Menschen vom Radfahren
abhalten. Nach einer dänischen Untersuchung werden durch
vermiedene Herzinfarkte beim Radfahren weitaus mehr Lebensjahre
gerettet, als durch Radfahrer-Unfälle verloren.
- Obwohl nach jetzt erst vorgelegten Befragungsergebnissen von 1982
die Mehrzahl aller Haushalte Fahrräder besaß (57%), fuhren nur
12% aller Personen über 10 Jahre und 17% aller Kinder unter 10
mindestens einmal am Tag Fahrrad. Während es beim Motorradfahren
bis zu neunzehn Mal mehr Unfällen kommt als beim Radfahren, liegt
das Risiko vor allem älterer (ab 65) und heranwachsender
Radfahrer (10-14jährig) ebenfalls relativ hoch.
- Der Fahrradbestand liegt weltweit derzeit rund doppelt so hoch
wie der Bestand an Autos. Nach Ansicht des Washingtoner
Worldwatch-Instituts schließen Umwelt- und Unfallprobleme und der
hohe Ressourcenverbrauch aus, daß es auch in Ländern der Dritten
Welt zur Massenmotorisierung kommen kann. Das soziale und
umweltverträgliche Fahrrad dagegen kann und muß in Zukunft
Verkehrsmittel Nr.1 auf der Erde bleiben.
- Markierte Fahrspuren für Radfahrer auf der Fahrbahn sind sicher
und beliebt. Während Radwege auf Gehwegen nur langsam befahren
werden und beispielsweise in Einkaufsbereichen konfliktträchtig
sind, fahren die Radfahrer auf den meisten auf der Fahrbahn
markierten Wege für Radfahrer schnell und sicher.
- Für Radfahrer werden negative Wirkungen erwartet, wenn der
Schweizerische Bundesratsbeschluß umgesetzt wird, wonach auch
auf Nebenstraßen künftig statt maximal 2,30 m breiten LKW das
breitere EG-Maß von 2,50 m zugelassen werden soll. Erwartet
werden höhere Unfallrisiken, weniger Platz und noch mehr
Straßenbau.
- Im Zuge einer umwelt- und sozialverträglichen
Stadtverkehrsplanung soll sich nach einer im Auftrag der Freien
und Hansestadt Hamburg erstellten Untersuchung der Fahrradverkehr
in Hamburg verdoppeln. Dafür soll Hamburg bis zum Jahr 2020 zur
"Stadt der kurzen Wege" werden, in der u.a. auch
Güterverkehrsströme auf die Schiene verlagert,
Hauptverkehrsstraßen zurückgebaut und Straßenbahnen wieder
eingeführt werden.
- Seit 1980 schreibt in Japan ein auf der Welt einzigartiges Gesetz
vor, wie der Fahrradverkehr gefördert und Fahrradparkanlagen
gebaut finanziert werden sollen. So erhalten Radfahrer Anspruch
auf ein gutes Verkehrsklima, werden Qualitätsstandards für
Fahrräder festgelegt und staatliche Zuschüsse zum Bau und Betrieb
von Fahrradparkeinrichtungen gewährt.
- Mehr als jede zweite Person in der DDR besitzt ein Fahrrad. Die
in repräsentativen Befragungen für 16 Städte ermittelte
"Farradkennziffer" ergab mit über 700 Fahrrädern je 1000
Einwohner für Dessau, Cottbus und Spremberg den höchsten
Fahrradbestand in der DDR.
- Ein Fachgespräch mit Beteiligung führender Radverkehrsexperten
aus Deutschland und der Schweiz hat gezeigt, daß die
Radwege-Benutzungspflicht in der Straßenverkehrsordnung auch von
vielen Fachleuten abgelehnt wird. Bedenken gegen die Freigabe von
Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung wurden ausgeräumt,
und auch an Hauptverkehrsstraßen gilt "besser keine Radwege als
schlechte Radwege".
- Die Parkmöglichkeiten auf Kfz-Parkstreifen können durch die
Installation überdachter Fahrradständer vervielfacht werden. Ein
in Berlin-Moabit nach einem Ideenwettbewerb installierter
überdachter Fahrradständer bietet statt eines Autostellplatzes
sechs funktionelle Fahrradabstellplätze und paßt durch die
Verwendung ortstypischer Gestaltungselemente auch gut ins
Stadtbild.
- Befragungen unter Radfahrern in der DDR haben ergeben, daß
kürzere Reisezeiten mit dem Fahrrad zu einem höheren
Radverkehrsaufkommen beitragen. Bessere Radwege, mehr Rechte im
Verkehr und bessere Fahrräder sind weitere wichtige
Voraussetzungen für stärkere Fahrradnutzung.
- In der australischen Hauptstadt Canberra, wo Radfahrer auch auf
dem Gehweg fahren dürfen, sollen Fahrradrouten so bequem und
direkt geführt werden, daß Radfahrer dort freiwillig fahren.
Beispielsweise werden Steigungen relativ flach angelegt und weit
gezogen, und wichtige Radwege auf der Ebene werden für
Geschwindigkeiten von mindestens 35 km/h entworfen.
- Die seit 1980 in Erlangen regelmäßig durchgeführte Analyse des
Unfallgeschehens mit Radfahrern hat ergeben, daß vor allem
Kraftfahrer an Radfahrerunfällen schuld sind. Radwege im Bereich
von Kreuzungen sollen aus Sicherheitsgründen durch
Radfahrstreifen auf der Fahrbahn ersetzt werden.
- Unterschiedliche Bedeutung hat das Fahrrad in polnischen
Kleinstädten: In der Stadt Wyßkow beträgt der Fahrradanteil 26%,
in Tarnow nur 2% des Verkehrs. Häufigste Gründe für die
Fahrradnutzung sind Spaß an der Bewegung und Unabhängigkeit von
Öffentlichen Verkehrsmitteln und Auto.
- Im Kanton Bern (Schweiz) werden für unterschiedliche Fahrradtypen
und Radfahrerbedürfnisse angepaßte Lösungen vorgesehen: Der
Berner "Velo-Ordner" enthält z.B. Veloweichen und
Linksabbiegebuchten für Radfahrer auf der Fahrbahn und Kriterien
für die Gestaltung von Radwegen. Schmale Radwege, die nicht auch
von Fahrrädern mit Anhänger oder mit Tandems zuügig befahren
werden können, eignen sich als Radweg "ohne Benutzungspflicht".
- Die in repräsentativen Verkehrsbefragungen in 16 Städten der DDR
ermittelten Maßzahlen zum städtischen Personenverkehr haben
ergeben, daß die durchschnittliche tägliche Entfernung jedes
Einwohners im Zeitraum 1972 bis 1987 im Binnenverkehr um 60%
zugenommen hat. Der Zuwachs im Radverkehr war von 500m pro Person
auf 640 m pro Tag relativ gering, der Kfz-Verkehr stieg dagegen
um mehr als das doppelte von 770 m auf 1,710 km.
- Ausgaben für Verkehrsberuhigung und nachträgliche Radwege haben
im Vergleich zu konventionellen Tiefbauinvestitionen einen
besonders hohen Beschäftigungseffekt. Die zur Fahrradförderung
notwendige Infrastruktur kostet in der Bundesrepublik Deutschland
über 10 Jahre verteilt jährlich 3 Milliarden DM.
- Selbst wenn die Möglichkeiten zur Abgasentgiftung und
Energieeinsparung im Autoverkehr genutzt werden, kann die Umwelt
nur gerettet werden, wenn künftig weniger gefahren wird. Der
Personenverkehr darf dabei statt der für 2010 erwarteten 192
Milliarden Pkm nur noch 106 Milliarden Pkm betragen, und der
Anteil des Autoverkehrs davon statt 83% nur noch 27%.
- Die Pkw-Fahrleistung in der Bundesrepublik wird im Jahre 2010
voraussichtlich um 30 v.H. höher sein als 1987, wenn zusätzliche
restriktive Eingriffe der Verkehrspolitik unterbleiben. Der
Umfang des Fahrradverkehrs wird sich dabei gegenüber dem Status
quo nur wenig verändern.
- Im Autrag des DDR-Verkehrsministeriums 1986 veröffentlichte
Forschungsergebnisse zur Radverkehrsplanung enthalten neben
umfassenden Empfehlungen für den fließenden Radverkehr auch
Vorgaben zur Bedarfsermittlung von Abstellanlagen.
- Radfahrerkarten entstanden im ausgehenden 19. Jahrhundert, weil
die vorhandenen Kartenwerke nicht über Entfernungen,
Straßenzustände und Steigungen informiert hatten. Neue
Radfahrerkarten zeigen auch Straßen und Wege, die noch nicht vom
motorisierten Verkehr überflutet sind.
- Radfahrer können in Gegenrichtung von Einbahnstraßen, auf
gemeinsamen Rad-/Busspuren, über bevorrechtigte und signalisierte
Radwegkreuzungen und in Fußgängerzonen sicher und attraktiv
geführt werden. Dies dokumentiert eine umfassende
Beispielsammlung der Kölner Bundesanstalt für Straßenwesen.
- Mit der Velokampagne 1990 der Stadt Zürich sollen mehr
Zuericherinnen und Züricher zum Umsteigen aufs Fahrrad bewegt
werden. Dazu werden Publikationen, Presse- und Werbematerialien
herausgegeben; gleichzeitig wird der Radwegebau forciert und
Velounterstände geschaffen.
- Bei guter Verknüpfung und attraktiven Angeboten steckt im bike &
ride-Verkehr ein beachtliches Kundenpotential. Für die
Einrichtung von Fahrradstationen mit Abstellanlagen können
Zuschüsse nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG),
für den Betrieb dagegen Mittel aus dem ABM-Programm zur Förderung
von Arbeitslosen beschafft werden.
- Mit kostenlosen Umwelttickets, Radlerbonus, Gratisfahrrad und
Aufwandsentschädigungen bemühen sich nach einer vom
Umweltbundesamt unterstützten Untersuchung Betriebe,
Einzelhandel, Hotels und Gaststätten, Autofahrer zum Umsteigen
auf Busse und Bahnen oder das Fahrrad zu bewegen.
- Der in Österreich erschienene "Wegweiser zu einer
fahrradgerechten Organisation des Straßenverkehrs" dokumentiert,
wie Fahrbahnen für den Radverkehr attraktiv und sicher gestaltet
werden können: Mit Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung,
Fahrradgegenverkehr in Einbahnstraßen, Radfahrstreifen,
Kreisverkehrsanlagen und Fußgängerschutzinseln an
Verkehrsstraßen.
- Weil die Straßen Europas so verstopft und die Umwelt so belastet
ist, hat das Parlament des Europarats einen Bericht der
Europäischen Verkehrsministerkonferenz angenommen, in dem unter
anderem eine Verlagerung des Alpentransitverkehrs auf die Bahn,
die Ausschöpfung aller Möglichkeiten von Seeschiffahrt und
Eisenbahnverkehr und Änderungen des Verkehrsverhaltens zur
Unfallverhütung.
(sic)
- Im Programm "Fahrradfreundliche Stadt Münster" werden in den
nächsten Jahren 69 Mio. DM in den Fahrradverkehr investiert. Die
Stadt Münster erhält dafür zu über 70% Zuschüsse von Bund und
Land. Beispielsweise werden "Park & Bike - Anlagen" nach dem
Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und Fahrradparkhäuser am
Bahnhof aus Stadterneuerungsmitteln bezuschußt.
- Nach einer von der Bitumenindustrie zusammengestellten Broschüre
sollen in verstärktem Maße breite und asphaltierte Radwege
gebaut werden, weil diese sicher, bequem befahrbar und
wirtschaftlich sind.
- Zur Begrenzung des Kfz-Verkehrs kann in Berlin mit einer
flexibleren Stellplatzverordnung künftig in Bereichen der Stadt
auch die Herstellung von (Kfz-)Stellplätzen beschränkt werden.
Außerdem müssen Neu- und Umbauten von Gebäuden ausreichend
Abstellanlagen für Fahrräder enthalten.
- Nach einer vom Verkehrsclub der Schweiz vorgelegten Untersuchung
sind Park & Ride-Plätze für Radfahrer wesentlich wirtschaftlicher
als P & R-Plätze für Autofahrer. Statt 35.000 Franken je
Abstellplatz (150 Franken/Monat) kommt ein neuer Veloparkplatz in
einer Einstellhalle auf rund 1000 Franken.
- Auswertungen der im Bundes-Modellvorhaben "Flächenhafte
Verkehrsberuhigung" in sechs Städten untersuchten Gebiete zeigen
positive Effekte der Verkehrsberuhigung: Handel und Gewerbe in
den verkehrsberuhigten Bereichen profitieren, das Verkehrsklima
verbessert sich, weniger Lärm, niedrigere Geschwindigkeiten und
ein besseres ökologisches Klima entstehen. Gleichzeitig
verbessert sich auch das Image der Radfahrer.
- Hohe Geschwindigkeiten der Autofahrer werden durch den optischen
Gesamteindruck von Straßen beeinflußt. Wo speziell nur Kinder
oder Radfahrer auf der Straße auftauchen, so eine neue
TÜV-Studie, fahren Pkw nicht erkennbar langsamer, wohl aber dort,
wo das Straßenbild nicht monoton ist.
- Die vielen Gemeinden, in denen die Verwaltung keinen Überblick
über Radverkehrsmängel hat, sollten ihre Unkenntnis durch
Begehungen oder Befahrungen des Radverkehrsnetzes abbauen. Neben
eigenem Personal kommen dafür Studenten oder zusätzliche
ABM-Mitarbeiter infrage.
- Während und nach der NS-Zeit, wo die Massenmotorisierung zur
Propaganda gehörte, hatten weitgehend die selben Personen und
Einrichtungen maßgeblichen Einfluß auf die Richtlinien der
Radverkehrsplanung in Deutschland. Auch nach dem Krieg wurde
Radwegebau für den Vorrang des Autoverkehrs betrieben, um
Fahrbahnen für die Massenmotorisierung frei von Radfahrern zu
bekommen.
- Die durch Übermotorisierung und Autoverkehrslawine entstandene
Stadt- und Umweltzerstörung kann durch Fußgängerförderung,
Fahrradförderung und einen attraktiven öffentlichen Verkehr
gebremst werden. Im Fahrradmaßstab lassen sich sogar kompakte
Siedlungsstrukturen wieder fördern und erhalten.
- Die in der OECD zusammengeschlossenen Industrieländer haben sich
auf Leitlinien zur Stadtpolitik geeinigt. Danach soll der
motorisierte Verkehr gezielt beeinflußt werden: Durch eine
integriert mit der Flächennutzung erfolgende Planung, durch
Verlagerungen auf öffentliche Verkehrsmittel, und durch
verstärktes Zu-Fuß-Gehen, Radfahren und Telekommunikation.
- Radverkehr kann in Einbahnstraßen in Gegenrichtuung nicht nur auf
baulich getrennten Radwegen und abmarkierten Radfahrstreifen
geführt werden. In Wohn- und Sammelstraßen mit gedämpften
Kfz-Geschwindigkeiten wird dagegen kein besonderer Radweg
benötigt.
- Weil nach einer Studie des britischen Autoclubs AA Radfahrer an
Einmündungen zwar meistens regelgerecht, aber nicht vorsichtig
genug fahren, sollten radfahrende Kinder nach Ansicht der
Gutachter und des AA zu defensivem Verhalten erzogen werden.
Nicht untersucht wurde, welche Verhaltensänderungen der
Autofahrer zu mehr Verkehrssicherheit führen könnte.
- Weil nach den bestehenden Richtlinien zur Bewertung von
Straßenplanungen die Entlastungswirkungen neuer Straßen
systematisch übertrieben, die zusätzlichen Belastungen durch
Verkehrszunahme jedoch unterschlagen werden, werden Auswirkungen
von Straßenplanungen häufig falsch eingeschätzt.
- Radfahren kann bei geeigneter Förderung zur Alternative zum
Autofahren werden. Diese aus Umweltschutzgründen wünschenswerte
Entwicklung wurde auf der Velo City '89 sowohl für die hoch
motorisierten Industrieländer diskutiert, als auch für die Dritte
Welt, wo Politiker und Verkehrsplaner vom Autoverkehr träumen.
Auch die EG ist bereit, über Zuschüsse aus dem Regionalfonds
Verbesserungen der Fahrradinfrastruktur zu finanzieren.
- Fast die Hälfte aller ungedeckten Umweltschäden in den alten
Bundesländern werden nach einer Untersuchung des UPI-Instituts
über die ökologischen und sozialen Kosten der Umweltbelastung von
Pkw- und Lkw-Verkehr verursacht.
- Eine große Mehrheit der Bürger(innen) wünscht Vorrang für
Fahrradförderung. Im Gegensatz dazu steht allerdings die Meinung
der in verschiedenen Städten befragten "Meinungsbildner". Sie
glauben, daß die meisten Bürger wie sie selbst der Meinung sind,
daß Fahrradförderung nur betrieben werden sollte, soweit es im
Falle eines Konflikts in der Verkehrsplanung nicht zu Nachteilen
für den Pkw-Verkehr kommmen kann.
- Radwege alleine reduzieren die Unfallhäufigkeit nicht.
"Klassische Radwege" zu Lasten von Gehwegflächen sind allerdings
leichter durchsetzbar als andere Maßnahmen. Wirksamer dagegen
sind Geschwindigkeitsbeschränkungen für Kraftfahrzeuge und
abmarkierte Fahrbahnflächen für Radfahrer.
- Der niederländische Wegweiser zur Radverkehrsplanung sieht für
den Entwurf von Radverkehrsnetzen Maßnahmen gezielt an den
"Knackpunkten" des konzipierten Netzes vor. Maßstab bilden dabei
sowohl die mechanischen Eigenschaften von Fahrrädern wie die
Fähigkeiten und Einstellungen der Radfahrer.
- Um Aufenthaltsqualität und die Erreichbarkeit der Innenstädte zu
retten, muß der Anteil der flächensparenden Verkehrsmittel, das
sind Bahn, Bus, Fahrrad und Gehen am Verkehr deutlich erhöht
werden. Beispiele aus dem In- und Ausland zeigen, daß dies mit
Parkraumbewirtschaftung erreicht werden kann.
- Wesentlich geringer als bei Autodiebstählen, die zu 31%
aufgeklärt werden, liegt die knapp 10%ige Aufklärungsquote der
Polizei bei Fahrraddiebstählen. Die Schäden durch Fahrradklau in
den Altbundesländern summieren sich 1990 auf 163 Millionen DM.
Während die Polizei in Krefeld noch 27% aller Fahrraddiebstähle
aufgeklärt hatte, kamen Diebe in Mainz und Bremen besonders
häufig unerkannt davon.
- Nach einer als Diplomarbeit an der Universität Wuppertal von
Regina Sagel durchgeführten Untersuchung von zwei
Kreisverkehrsplätzen in Münster und Bremen tragen Radfahrstreifen
in großen Kreisverkehrsplätzen zur sicheren Führung des
Radverkehrs bei.
- In den Familien, die sich an einem an der Universität Bremen
betreuten Pilotprojekt zum Autoverzicht beteiligt hatten, wurden
die meisten Fahrten während der Versuchsperiode mit dem Fahrrad
zurückgelegt. Vier von sechs Familien entschieden sich nach
Ablauf des Experiments, bei dem sie Mobilität bewußt erlebt und
reflektiert hatten, dauerhaft aufs Auto zu verzichten.
- Nach einer Untersuchung von Verkehrsteilnehmern in Delft
verleiten bessere Radverkehrsbedingungen nur wenige Autofahrer
zum Umsteigen aufs Fahrrad. Wirksamer dagegen erscheinen
Maßnahmen, die Autofahrer wahlfrei machen und ihre objektiven
oder subjektiven Gründe fürs Autofahren abbauen.
- Gegen den Trend, daß jährlich in der Bundesrepublik Deutschland
im Verkehr fast 43.000 Kinder verunglücken und die Tendenz immer
weiter steigt, sollen Hauptverkehrsstraßen verkehrsberuhigt und
Bußgelder für nicht angepaßte Geschwindigkeit und Falschparken
drastisch erhöht werden.
- Ein Überblick über die in den vergangenen zehn Jahren in
Forschungsprogrammen durchgeführten Untersuchungen zum Radverkehr
in der Stadt zeigt, daß für den Fahrradverkehr erhebliche
Potentiale erschlossen werden können. Neben der Qualität des
Radverkehrsangebots beeinflussen subjektive Faktoren und die
Einflüsse durch den Autoverkehr die Fahrradnutzung.
- Da die verkehrsaufwendige westliche Lebensweise im ostdeutschen
Verkehrssystem in absehbarer Zeit weder finanziell noch
ökologisch vertretbar realisiert werden kann, sollte Verkehr dort
durch eine optimale Zuordnung von Flächen und Nutzungen vermieden
werden.
- Eine im Jahr 1989 in Lübeck eingerichtete erste Fahrradstraße
wird von Radfahrern gut akzepiert und hat zu deutlich weniger
Verkehrskonflikten geführt. Fahrradstraßen bieten sich in
beengten Innenstädten mit wenig oder zurückgedrängtem Kfz-Verkehr
auch an, um Einbahnstraßen zu ersetzen.
- Die schnell steigende Motorisierung in Osteuropa führt zu einer
rasch wachsenden Umweltbelastung, die vor allem in Ungarn, aber
auch in Polen und der CSFR zunehmend auf Kritik stößt. Das
Verkehrsmittel Fahrrad wird als Alternative aber fast völlig
ignoriert.
- Als Teil der niederländischen Politik für eine tragfähige
Gesellschaft soll ein "Masterplan Fiets" dazu beitragen, den
Zuwachs im Kraftfahrzeugverkehr zu begrenzen. Bis zum Jahr 2010
soll der Radverkehr damit um mindestens 30% gesteigert werden,
darunter auch in Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehr. Der
Bahnverkehr soll dadurch um mindestens 15% zunehmen.
- Das Auto wird als Zubringer zum öffentlichen Verkehr oft maßlos
überschätzt. Erfahrungen zeigen, daß Autofahrer "Park + Ride"
(P + R) erst nutzen, wenn das eigentliche Ziel ohnehin nicht mehr
ungestört erreichbar ist. P + R ist teuer, umweltbelastend und
benötigt wertvolle Flächen. Das Potential der umweltfreundlichen
und kostengünstigen Verknüpfung von Fahrrad und öffentlichem
Verkehr ("Bike + Ride") wird dagegen allgemein unterschätzt.
- Nach den aus England vorliegenden Erfahrungen zum Radverkehr an
Kreisverkehrsplätzen belasten mit Ausnahme des "Mini-Kreisel"
alle größere Kreisverkehrstypen Sicherheit und Spaß am Radfahren.
Englische Radfahrer vermeiden Fahrten durch den Kreisverkehr und
wählen andere Routen oder wechseln ihr Verkehrsmittel.
- Während in asiatischen Ländern wie China, Indien und Bangladesh
ein wesentlicher Teil des Verkehrs mit pedalbetriebenen
Fahrzeugen durchgeführt wird, sind Fahrräder in Afrika und
Lateinamerika weitgehend unüblich. Nach neuen Erkenntnissen der
Weltbank wäre das Fahrrad aber auch dort die ideale Alternative
zum Motorfahrzeugverkehr, weil sich damit die für den
Motorverkehr fehlenden Devisen einsparen lassen.
- Nach einer Umfrage unter 30 westdeutschen Städten gaben die
befragten Orte 1989 höchst unterschiedliche Summen für den
Radwegebau aus. Mainz gab mit 30 DM je Einwohner zwar am meisten
Geld fürs Radfahren aus, benötigte aber pro Kilometer Radweg auch
am meisten Geld.
- Auch in Hannover liegen die Belastungen durch den zunehmenden
Pkw-Verkehr oberhalb der erträglichen Grenzen. Ein Szenario
zeigt, daß der Fahrradverkehr um 40% und der öffentliche
Personennahverkehr um 45% zunehmen würden, wenn die Pkw-Nutzung
um ein Drittel reduziert wird.
- Die sicherste Führung für Radfahrer an Kreuzungen bieten deutlich
markierte Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Dies ergaben
Beobachtungen bei abbiegenden Autofahrern, die an einem
Fahrsimulator verschiedene Radwegführungen an Kreuzungen passiert
hatten.
- Nach einer europaweiten Meinungsumfrage gibt es in der
Öffentlichkeit breite Mehrheiten für den Vorrang von Fußgängern,
Radfahrern und dem öffentlichen Verkehr. Die Entscheider dagegen
unterschätzen die Meinungen von Bürgern und Bürgerinnen und
vermuten zu unrecht Mehrheiten für eine autofreundliche
Verkehrsplanung.
- Die in den neuen Bundesländern aus DDR-Zeiten beibehaltene
Grünpfeilregelung beschleunigt den Autoverkehr an Knotenpunkten.
Weil es keine gesicherten Unfalldaten von Kreuzungen mit dem
"Grünen Pfeil" gibt, sprechen Sicherheitsargumente nach einer
Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen "nicht gegen eine
Anwendung der Grünpfeilregelung".
- Nach den Beiträgen eines vom Frauenforum gestalteten
Pro-Velo-Themenheftes sind frauenspezifische Sichtweisen zum
Radfahren häufig unerkannt oder unberücksichtigt. Da sich Frauen
überdurchschnittlich am Radverkehr beteiligen, ist
Radverkehrsplanung auch ein Frauenthema.
- Die krebserregenden Benzol- und Partikelimissionen an den meisten
Berliner Hauptverkehrsstraßen liegen so weit über den Eingreif-
bzw. Grenzwerten, daß verkehrsreduzierende Maßnahmen notwendig
werden. Auch werden an fast allen Hauptstraßen wegen der hohen
Verkehrsbelastungen tags und nachts die aus Lärmschutzsicht
empfohlenen Orientierungswerte weit überschritten.
- Mehr und verbesserte bewachte und unbewachte Fahrradstellplätze,
Anlagen mit Fahrradschließfächern und computergesteuerte
Fahrradparkhäuser sollen dazu beitragen, daß im Jahr 2005 in den
Niederlanden doppelt soviele Bahnfahrgäste mit dem Fahrrad zum
Bahnhof kommen als bisher.
- Ein stadtweiter Fahrradverleih mit diebstahlsicheren,
komfortablen Fahrrädern, die an personalfreien Radstationen mit
einer Eurocheque- oder Kreditkarte ausgeliehen werden, soll das
Fahrrad in Wien zum "öffentlichen Individualverkehrsmittel"
machen. An 100 Bahnhöfen, Haltestellen und Verkehrsknotenpunkten
sollen insgesamt 4000 Räder verliehen werden.
- Vorhandene Abstellanlagen für Fahrräder sind häufig für ihren
Zweck ungeeignet oder ungünstig erreichbar. Sowohl bei der
Wohnung als auch bei Zielen werden benutzerfreundliche
Fahrradabstellanlagen benötigt. Um dies zu erreichen, sollten
Gemeinden ein kommunales Abstellanlagenprogramm planen.
- Radwege werden wegen ihrer geringen Leistungsfähigkeit
insbesondere zu Spitzenzeiten von einem Teil der Radfahrer
gemieden. Weil Radfahrer im Unterschied zu Kraftfahrzeugen z.B.
sehr unterschiedlich schnell fahren, liegt die Leistungsfähigkeit
von Radwegen in der Praxis deutlich niedriger als theoretisch
erwartet.
- Verschiedene in- und ausländische Beispiele belegen, daß der
Radverkehr in Großbritannien verzehnfacht werden kann. Die damit
erzielbaren Einsparungen beim Kurzstreckenverkehr mit
Kraftfahrzeugen führen zu nennenswerten Rückgängen der Emissionen
von NOx, CO und CO2.
- Weil die mit dem Bau von Bordsteinradwegen angestrebte Trennung
der Verkehrsarten Verkehrsteilnehmer überfordert und zu Unfällen
führt, werden zunehmend andere Lösungen zur Führung des
Radverkehrs empfohlen. Experten verschiedener Beiträge zur
Salzburger Verkehrssicherheitstagung Velo Secur waren sich darin
einig, daß Radwege innerorts zur Führung des Radverkehrs vielfach
ungeeignet sind und nicht benutzt werden sollten.
- Die Verfasser der "Empfehlungen für Planung, Entwurf und Betrieb
von Radverkehrsanlagen" von 1982 halten ihr Regelwerk in
verschiedenen Punkten für überholt. So sollten unzulängliche
Radwege aufgehoben werden; Radfahrstreifen dagegen "haben sich
bewährt."
- Um den Radverkehr auch in der Dämmerung und nachts zu fördern und
die soziale Sicherheit zu verbessern, werden Radrouten im Kanton
Baselland nachts beleuchtet. Wo die Verlegung von Kabeln und
Gräben zur Stromversorgung außerorts zu aufwendig wäre, werden
Solaranlagen vorgesehen.
- Um den mit 30% für eine Großstadtregion hohen Radverkehrsanteil
weiter zu steigern, sieht das Planungskonzept der Region Einhoven
Radwege 1. Klasse vor: wichtige Verbindungen für Radfahrer, die
non-Stop ohne Behinderungen durch den Autoverkehr und mit Vorrang
an Kreuzungen befahrbar sind.
- Am Ortsrand bieten Einengungen mit seitlichen Durchläßen für
Radfahrer eine wirksame Möglichkeit, die Geschwindigkeit von
Kraftfahrzeugen in Ortsdurchfahrten zu bremsen und den Verkehr
sicherer zu machen. In Ortsmitte dagegen sind breite Fahrbahnen
mit Mittelinseln und Mittelstreifen günstiger. Radwege innerorts
sind häufig unfallträchtig und nicht empfehlenswert.
- Für Einpendler wie Auspendler bietet das in einer Konzeptstudie
erarbeitete Modell einer Fahrradstation Kiel einen Anreiz zum
Umsteigen auf die umweltfreundlichen Verkehrsmittel Fahrrad und
Bahn. Weil die Einnahmen einer Fahrradstation erfahrungsgemäß
niedriger sind als die erwarteten Kosten, enthält die Studie auch
Vorschläge zu "Trägerschaft" und Finanzierung.
- Die auf der ersten Fahrrad-Weltkonferenz Velo Mondiale 1992 in
Kanada vorgestellten Beiträge zeigen Probleme und Gemeinsamkeiten
des Radverkehrs auf der ganzen Welt. Die Fahrradnutzung hängt vor
allem vom jeweiligen Ansehen des Radfahrens ab, eine Helmpflicht
wird eigentlich überall abgelehnt, und Fahrradförderung kommt
besonders der Mobilität von Frauen zugute.
Der Forschungsdienst Fahrrad des ADFC berichtete bis 1999
14-tägig über Verkehrswissenschaft und
Fahrradpolitik. Vielen Dank an die Herausgeber Tilman Bracher und
Mattias Doffing und an Elmar Steinbach, der die FDFs ins Internet
gebracht hat.
Seit Mitte 1999 ist der
Forschungsdienst Fahrrad eingestellt. Er wurde durch den Bicycle Research
Report ersetzt, der beim ECF ) abonniert werden kann. European Cyclists' Federation ECF - Rue de Londres 15 (b. 3) - B-1050 Brussels - Phone: +32-2-512 98 27 - Fax: +32-2-511 52 24, e-mail: office@ecf.com
Webtechnik: Heiner.Schorn@informatik.umu.se
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FDF-HomePage http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/
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